Die laufende Entwicklung der Rapssaat in Europa gibt vorsichtigen Anlass zur Hoffnung. Die EU-Kommission rechnet aktuell mit einer Gesamternte von etwa 18,85 Millionen Tonnen, was einem Zuwachs von rund 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Gleichzeitig mehren sich jedoch Warnzeichen. In Deutschland, Nordfrankreich und Polen war der Mai vielerorts zu trocken. Im MARS-Bericht der EU steht daher: Die zunehmende Wasserknappheit könnte in manchen Regionen den Reifeprozess beschleunigen – auf Kosten der Ölgehalte und Korngewichte. Trotz der Aussicht auf eine größere Ernte bewegen sich die Preise an der MATIF eher seitwärts oder schwächer. Die Ursache liegt im internationalen Umfeld: Kanada und Australien, beide traditionell starke Anbieter, melden ebenfalls stabile Aussichten.
Besonders Kanada profitiert vom günstigen Wechselkurs und der wiederaufgefrischten Nachfrage aus Asien. Hinzu kommt: die politische Diskussion um die Zukunft der Biodiesel- Nutzung in Europa, die für anhaltende Unsicherheit bei der industriellen Nachfrage sorgt. Die Lage am Rapsmarkt ist also vielschichtig: Rein mengenmäßig sieht es aktuell gut aus – doch für eine preislich stabile Vermarktung braucht es neben Wetterglück auch verlässliche politische Signale.
Weizen: Basis stimmt, aber Blick geht nach oben
Mit aktuell prognostizierten 126,6 Mio. Tonnen liegt die erwartete Weizenernte der EU-27 über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Die Bestände präsentieren sich in vielen Regionen solide, insbesondere in Rumänien, Bulgarien sowie in Portugal und Spanien. Weniger erfreulich stellt sich die Lage in Nord- und Mitteleuropa dar. In Nordfrankreich, Belgien, Westdeutschland und Teilen Polens herrscht zunehmender Wassermangel. Diese wachsende Unsicherheit schlägt sich auch am Markt nieder. Zwar bleibt das weltweite Angebot insgesamt komfortabel, doch die MATIF-Preise reagieren empfindlich auf jede Verschiebung im Wettermodell. Auch geopolitische Einflüsse spielen eine Rolle: Die Konkurrenz aus Russland und der Ukraine bleibt groß. Beide Länder drängen weiterhin mit preisaggressivem Weizen auf den Weltmarkt, insbesondere nach Nordafrika und in den Nahen Osten. Demgegenüber wirken die EU-Exporte bisher schleppend, was auch an der komplizierten Logistik innerhalb der Union liegt.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Grundlage für eine gute Weizenernte ist gelegt – ob sie auch zur Realität wird, entscheidet sich im Juni und frühen Juli. Die zweite Vegetationshälfte ist wettertechnisch kritisch – und aus Sicht der Marktteilnehmer mit vielen Unwägbarkeiten behaftet.
Globaler Maismarkt schwer kalkulierbar
Auch bei Mais zeigen sich in diesem Jahr klare regionale Unterschiede. Während in Südosteuropa – namentlich in Bulgarien, Rumänien und Teilen Ungarns – bislang gute Bedingungen herrschen, gibt es aus dem Westen und Norden der EU zunehmend Anlass zur Sorge. Die EU-Kommission geht aktuell von einer Maisernte in Höhe von 63,8 Mio. Tonnen aus, was einem leichten Plus gegenüber 2024 entspräche. Die Anbaufläche liegt mit etwa 5,86 Mio. Hektar in etwa auf Vorjahresniveau.
Global bleibt der Maismarkt schwer kalkulierbar. Die USA erwarten eine leicht rückläufige Ernte, insbesondere infolge von Flächenschwankungen und regionalen Problemen. Argentinien hingegen legt deutlich zu und könnte eine der stärksten Ernten seit Jahren einfahren. In Brasilien ist besonders die zweite Maisernte (Safrinha) wetterbedingt unsicher. Gerade diese unklaren Signale sorgen für Bewegung an den Börsen. Die Kurse zeigen sich sprunghaft und nervös, insbesondere getrieben durch die täglichen Wetterdaten und geopolitischen Schlagzeilen. Wer Mais anbaut oder handelt, sollte die Entwicklung in den nächsten Wochen eng beobachten – und dort, wo möglich, frühzeitig Preissicherungen ins Auge fassen.
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- 00w Weizen Preis Agrarfoto: agrarfoto.com