Südafrikanische Schüler lernen von Oberösterreichs Landwirtschaft

Agrarlandesrat Max Hiegelsberger (l.) und Landwirtschaftsminister Alan Winde (r.) unterzeichneten die Vereinbarung für den Schüleraustausch. Im Hintergrund (v.l.) Abteilungsleiter Hubert Huber, Finanzminister von Westkap Ivan Mever und Abteilungsleiterin Jouyenne Isaacs ©Bz/pichler
Agrarlandesrat Max Hiegelsberger (l.) und Landwirtschaftsminister Alan Winde (r.) unterzeichneten die Vereinbarung für den Schüleraustausch. Im Hintergrund (v.l.) Abteilungsleiter Hubert Huber, Finanzminister von Westkap Ivan Mever und Abteilungsleiterin Jouyenne Isaacs ©Bz/pichler
Es geht um die Erschließung von Märkten, um Innovation, Diversifizierung und Kooperation. Was als Wegweiser für die heimische Landwirtschaft gilt, wird auch 8000 Kilome­ter weiter südlich als Antwort auf die Herausforderungen der agrarischen Zukunft gegeben. Das wurde bei einer Pressereise auf Initiative von Agrarlan­desrat Max Hiegelsberger in die Region Westkap in Südafrika deutlich. Hiegels­berger: “Die Landwirtschaft ist globalisiert und funktioniert weltweit gleich. Die Stärken in der jeweiligen Region müssen genutzt werden.” Oberösterreich und Westkap bilden gemeinsam mit Bayern, Georgia (USA), Québec (Kana­da), Sâo Paolo (Brasili­en) und Shandong (China) die sogenannten “Power Regionen”. Deren Ziel ist es, durch Vernetzung Türöffner für die heimische Wirtschaft zu sein sowie Know-how auszutauschen. Südafrika sieht sich als Eintrittstor für den afrikanischen Markt und gilt als bedeutende Wirtschaftsmacht im südlichen Afrika. Die Region Westkap rund um Kapstadt ist für die Landwirtschaft in Südafrika am bedeutendsten, sowohl was die agrarische Wertschöpfung als auch den Export anbelangt. Erzeugt werden dort vor allem Wein und Obst. Von 6,3 Mil­lionen Einwohnern in Westkap sind 186.000 in der Landwirtschaft direkt beschäftigt (drei Prozent), weitere 134.000 sind im vor- und nachgelagerten Bereich tätig. Subventionen erhalten die Bauern keine. Dem landwirtschaftlichen Sektor kommt in der Region Westkap eine be­deutende Rolle zu: Er ist einer von drei Schlüsselstrategien, die im Zuge des nationalen Entwicklungsplanes für Wachstum und Beschäftigung sorgen sollen. Eine Million neue Jobs soll al­leine die Landwirtschaft bis 2030 bringen. “Das geht nur mittels Export”, sagt der zuständige Direktor des regionalen Landwirtschaftsministeriums Dirk Troskie. Am regionalen Markt will man “Effizienz und Wertschöpfung stei­gern, um landwirtschaftliches Einkommen und damit die Lebens-mittelversorgung im Land sicherzustellen”, so Alan Winde, Landwirtschaftsminister der Region. Effizienzsteigerung ist besonders in Bezug auf die Wassernutzung wichtig, denn lang anhaltende und häufige Trockenperioden machen den Klimawandel in Südafrika stark spürbar. “Wir haben genug Land, aber wir haben nicht genug Wasser”, so Jouyenne Isaacs, Abteilungsleiterin für Landwirtschaft.

Kooperationen in der Bildung

Südafrika setzt auf Bildung, um die Landwirtschaft als Jobchance zu erkennen. ©BZ/Pichler
Südafrika setzt auf Bildung, um die Landwirtschaft als Jobchance zu erkennen. ©BZ/Pichler
Nach dem Motto “better together” (besser gemeinsam) sind für Minister Winde Kooperationen ein wichtiger Pfeiler, um die Landwirtschaft weiterzuentwickeln, sowohl innerhalb des Landes als auch mit Partnerschaften im Ausland. Genau dort setzt die nun unterzeichnete Vereinbarung zwischen Oberösterreich und Westkap an. Acht südafrikanische Studenten werden von Februar bis Juni 2018 ein Semester an den HBLAs St. Florian und Elmberg absolvieren und dabei auch Praktika in den landwirtschaftlichen Schulen und auf Betrieben machen. Mit diesem Bil­dungsprojekt soll ein Wissenstransfer stattfinden, um das agrarische Know-how zu verbessern, denn “in die Bildung zu investieren, ist das nachhaltigste”, so Hiegelsberger. “Wir wollen die Leute in der Landwirtschaft halten und zeigen, welche Möglichkeiten es dort gibt”, ist auch Alan Winde vom Projekt überzeugt. Im Gegenzug sollen 2019 auch oberösterreichische Schüler die Möglichkeit haben, ein Semester an einer Landwirtschaftsschule in Südafrika zu verbringen. Kooperationen dieser Art soll es in Zukunft noch mehr geben, etwa im Tourismus oder mit der Lebensmittelwirtschaft.

Landreform – schwierige Umverteilung

Eine der großen Herausforderungen in Südafrikas Landwirtschaft ist neben den vielen Kleinbauern mit Subsistenzwirtschaft die sogenannte “Landreform”. Damit sollen große Teile des Landes an die landlose schwarze Bevölkerung verteilt werden, die sie in der Zeit der Apartheid durch die “koloniale Landnahme” verloren haben. Die Reform läuft allerdings schleppend, zudem ist das Wissen der zurückkehrenden Bauern gering. Einen ausführlichen Bericht zur landwirtschaftlichen Situation lesen Sie in einer der nächsten Ausgaben der BauernZeitung.

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