Studie: Hochwasserrückhalt im Gebirge hat keine Auswirkungen auf den Inn

Dipl.-Ing. Siegfried Sauermoser, WLV, Univ.-Prof. Dr. Günther Blöschl, TU Wien, und Dipl.-Ing. Hubert Steiner. bz/anton leitner
Dipl.-Ing. Siegfried Sauermoser, WLV, Univ.-Prof. Dr. Günther Blöschl, TU Wien, und Dipl.-Ing. Hubert Steiner. bz/anton leitner

Im Auftrag der Wildbach- und Lawinenverbauung WLV/Sektion Tirol und der Bundeswasserbauverwaltung Tirol hat die TU Wien untersucht, ob und wie sich Rückhaltebecken im Gebirge auf die Hochwasserereignisse des Inn auswirken können. Untersucht wurden die Niederschläge der Hochwasserjahre 1985, 1987 und 2005. Weiters hat die WLV 130 mögliche Rückhaltebecken im alpinen Raum ermittelt. In der Folge hat die TU im Modellversuch erforscht, welche Auswirkungen dies auf die damaligen Hochwasserereignisse im Inntal gehabt hätte.
Eine zentrale Erkenntnis: “Die Hochwasserabflüsse des Inn hätten selbst im idealen Fall durch die Rückhaltebecken nur marginal verringert werden können”, betont Univ.-Prof. Günther Blöschl. Dazu kommt, dass es sich bei vielen der für Rückhaltebecken in Frage kommenden alpinen Flächen um bewirtschaftete Almen handelt, so der Vorstand des Instituts für Wasserbau und Ingenieurhydrologie an der TU Wien.
In Tirol ist der Niederschlag bei Hochwässern sehr uneinheitlich verteilt. Dadurch entstehen in manchen Seitentälern große Hochwasserdurchflüsse, in anderen Tälern jedoch kleinere. Das bedeutet wiederum, dass nur ein geringer Teil der potenziellen Rückhaltebecken in den alpinen Lagen überhaupt “anspringt”. “Die Studie der TU Wien hat gezeigt, wie genau dieses räumliche Seitenwirken der Seitentäler funktioniert. Und warum die Schutzwirkung potenzieller Rückhaltebecken im alpinen Raum für den Inn vernachlässigbar gering ist”, so Blöschl.

Hochwasserschutz ist in der Nähe zu schützender Gebiete besonders wirksam

Hochwasserschutz funktioniere immer gut, wenn er in der Nähe der zu schützenden Gebiete umgesetzt wird. “Die alpine Retention kann sehr wohl lokale, eventuell auch regionale Wirkung entfalten – bis zum Inn lässt sie aber leider auf ein praktisch zu vernachlässigbares Ausmaß nach”, erläutert Hubert Steiner, Vorstand der Abteilung Wasserwirtschaft.
Unter dem Titel “Gemeinsam gehts” wird derzeit am gemeindeübergreifenden Hochwasserschutz für das Unterinntal gearbeitet. Durch Kombination von Schutzmaßnahmen und Retentionsräumen am Inn sollen rund 4.400 Häuser und Betriebe geschützt werden.
Die Wildbach- und Lawinenverbauung hat in den vergangenen Jahren bereits mehrere alpine Retentionsprojekte umgesetzt – z. B. am Wörgler Bach, am Tödterbach in Osttirol oder beim Schönachbach in Gerlos. “Das sind klassische Beispiele für erfolgreiche lokale Retention. Diesen Weg wollen wir auch in Zukunft weitergehen. Wir sind froh, dass wir nun auch eine wissenschaftliche Bestätigung für Planungen von Retentionsräumen im alpinen Gelände haben”, so Sauermoser. Vor allem müsse man das Thema bei allen Maßnahmen in den Seitentälern mitdenken.

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