
Angesichts stark steigender Netzentgelte trotz sinkender Stromerzeugungskosten durch den Ausbau erneuerbarer Energien fordert LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf gezielte Maßnahmen zur finanziellen Entlastung von Haushalten und Unternehmen. „Während der grüne Strom günstiger wird, steigen die Netzkosten spürbar – das passt nicht zusammen“, betont Pernkopf. Um diese Schieflage zu korrigieren, brauche es neue technische Lösungen, überarbeitete Berechnungsmodelle und vor allem innovative Finanzierungsansätze. Ziel müsse es sein, den Netzausbau sicherzustellen, ohne dabei die Bevölkerung finanziell über Gebühr zu belasten.
Ein konkreter Vorschlag Pernkopfs ist die Einrichtung eines Infrastrukturfonds, durch den die Finanzierung der Netzinvestitionen langfristig stabilisiert werden könnte. „Solche Modelle machen die Netzkosten für Haushalte und Betriebe kalkulierbarer und schaffen Planungssicherheit“, so Pernkopf. Unterstützung bekommt er dabei von Staatssekretärin Elisabeth Zehetner, die betont, dass auch die Bundesregierung bereits an Maßnahmen zur Senkung der Netzkosten arbeite. Ein Gesetzespaket soll in den kommenden Tagen vorgestellt werden.
Regionale Lösungen
Als kurzfristig umsetzbare Maßnahme regt Pernkopf die Verlängerung der Abschreibungsdauern bestehender Netzinfrastrukturen – etwa auf 40 Jahre – an. Das würde den laufenden Kostendruck auf die Netzbetreiber reduzieren und sich positiv auf die Tarifstruktur auswirken. Bereits 2024 wurde dazu ein einstimmiger Beschluss der Bundesländer gefasst, dessen Umsetzung bislang ausblieb.
Auch auf regionaler Ebene mehren sich die Stimmen, die eine Neuausrichtung der Energieinfrastruktur fordern. BBK-Obmann Herbert Hofer aus Horn sieht großes Potenzial in Energiegemeinschaften – Zusammenschlüssen von Bürgern, Betrieben und Gemeinden zur gemeinsamen Produktion und Nutzung von Energie. „Wenn wir Energie kleinregional austauschen und dabei Synergien nutzen, können wir teils unabhängig von großen überregionalen Netzen werden und Kosten einsparen“, erklärt Hofer. Diese Modelle tragen nicht nur zur Kostenreduktion bei, sondern stärken auch die Eigenverantwortung und Versorgungssicherheit vor Ort.
Speicherstrategie als Schlüssel zur Energiewende
Ein weiterer zentraler Baustein in Pernkopfs Mission ist die Entwicklung einer österreichweiten Speicherstrategie. Batteriespeicher übernehmen im modernen Energiesystem eine Schlüsselrolle: Sie entlasten Netze, ermöglichen eine bessere Nutzung von selbst erzeugtem Strom und erhöhen gleichzeitig die Systemstabilität. „In Niederösterreich setzen wir bereits auf Batteriespeicher – jetzt braucht es eine abgestimmte bundesweite Strategie, um diese Technologie flächendeckend zu etablieren“, fordert Pernkopf.
Am Ende steht für den LH-Stellvertreter ein klar formuliertes Ziel: Der Netzausbau muss intelligenter und innovativer gestaltet werden, um für alle leistbar zu bleiben. „So viel Netzausbau wie nötig, so wenig Kosten wie möglich“, betont er. Die bevorstehende Gesetzesinitiative der Bundesregierung könnte der Auftakt für eine tiefgreifende Reform sein, die nicht nur technische, sondern auch soziale und wirtschaftliche Aspekte der Energiewende in den Mittelpunkt rückt.
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