Stigmatisierte Tierzüchter

Kommentar von Martin Kugler,
Martin Kugler, Wissenschaftskommunikator am Austrian Institute of Technology

Noch ist ein Leben ohne tierische Produkte in unserer Gesellschaft ein Minderheitenprogramm. Doch der Prozentsatz an Vegetariern und Veganern steigt, vor allem unter jungen Menschen.
Die Hauptgründe dafür sind Bedenken hinsichtlich Umwelt, Klima und insbesondere Tierschutz.
Wie akut dieses Thema ist, zeigt zum Beispiel der Buchmarkt: Unzählige Neuerscheinungen widmen sich unterschiedlichsten Aspekten der Tierhaltung aus verschiedenen Blickwinkeln.
Da gibt es Erfahrungsberichte von Tierrechtsaktivisten genauso wie fundamentale philosophische Betrachtungen. Die meisten Neuerscheinungen nehmen, dem derzeitigen „Mainstream“ in der Gesellschaft folgend, eine kritische Haltung gegenüber herkömmlichen Praktiken der Nutztierhaltung ein.
Doch nicht alle: Es gibt durchaus auch Veröffentlichungen, die über den Tierschutz im engeren Sinne hinausblicken und das große Ganze der landwirtschaftlichen Praxis und der Welternährung im Auge haben.
Auf einen in der Öffentlichkeit häufig übersehenen Aspekt weist die deutschen Kulturwissenschaftlerin Barbara Wittmann hin.
Sie hat untersucht, wie es den Tierhaltern im aktuellen Meinungsklima geht. Ihr Urteil lautet: Viele Landwirte fühlten sich mittlerweile regelrecht „stigmatisiert“. Und das habe unliebsame Folgen: Die ganze Branche werde dadurch in eine Verteidigungshaltung gedrängt – und das wiederum bremse die Weiterentwicklung der Tierhaltung gemäß zeitgemäßen Standards.
Aus diesem Teufelskreis müssen die Tierhalter einen Ausweg finden.

martin.kugler@chello.at

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