Kommentar von Prof. Hubert Wachter,
Publizist.
Wenn Papst Franziskus Entscheidendes verfügt, wird dies amtlich vom Vatikan auch weltweit verkündet. Als Bollettino. Immer spannend, weil nebst wichtiger Ansprachen und Schreiben des Pontifex auch alle Bischofsernennungen genannt und damit offiziell werden. In Diözesen, wo eine Bischofskür überfällig ist, wird damit oft heftiges Insidergemurmel ausgelöst: „Steht heute was im Bollettino? Nein, leider noch immer nichts…”
Zuletzt war Österreich zweifach, aber höchst unterschiedlich, in den Bollettini vertreten. Am 22. Jänner nahm der Papst „den von Christoph Kardinal Schönborn, OP, vorgelegten Rücktritt von der Seelsorge der Erzdiözese Wien” an. Er setzte zugleich zu großer und heftiger Überraschung vieler im heimischen Klerus nur einen Administrator „Sede vacante” (Amt unbesetzt) ein. Das sei desaströs vom Vatikan, wurde Kritik geübt: Man habe doch in Rom seit fünf Jahren gewusst, dass in Wien die Bischofsnachfolge anstünde.
Am 31. Jänner war Österreich erneut Thema im Bollettino. Der Diözese Graz-Seckau wurde auf Wunsch des Diözesanbischofs ein Weihbischof zugestanden und mit Pfarrer Johannes Freitag (51) ernannt.
Spannend also, wann und wer Kardinal Schönborn als Wiener Erzbischof tatsächlich nachfolgt. Vielleicht Administrator Josef Grünwidl (63), einst Schönborns Sekretär, bislang Bischofsvikar. Ebenso möglich: eine der Exzellenzen des heimischen Episkopates. Oder Überraschungen, wie Karl Schauer aus Stift Heiligenkreuz. Ein weiteres Bollettino wird es verkünden…