So kann jeder mal ein Forscher sein

Weltweit sind rund 175.000 Bohnensorten in Genbanken gespeichert, von denen einige nicht mehr in Gärten zu finden sind. Das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) möchte diese „alten“ Sorten durch ein Bürger-Experiment wieder zum Leben erwecken. Interessierte können sich bis zum 28. Februar anmelden.

Für eine Teilnahme am Experiment sind keine Vorkenntnisse notwendig.

Seit 2021 läuft eines der größten Bürgerwissenschaftsexperimente Europas: das INCREASE Citizen Science Experiment (CSE). Ziele verfolgt es mehrere: Erstens soll die Öffentlichkeit für die Bedeutung pflanzengenetischer Ressourcen sensibilisiert werden. Zweitens geht es darum, über 1.100 alte Bohnensorten in verschiedenen europäischen Anbauregionen zu charakterisieren. Die Bürger erfassen dazu Daten zu Pflanzenmerkmalen wie den Blühzeitpunkt. Drittens wird ein dezentraler Ansatz zur Erhaltung dieser Sorten durch Bürger erprobt.
Die gesammelten Daten umfassen Bilder und Bewertungen von Pflanzenmerkmalen wie Blühdatum und Ernteinformationen. Diese werden mit genetischen Daten statistisch verrechnet, um das Erbgut zu identifizieren, die für bestimmte Merkmale relevant sind. Ohne die europäische Bürgerbeteiligung wäre dies in dieser Größenordnung nicht möglich. „Die ersten Ergebnisse sind sehr ermutigend und weisen eine geeignete Datenqualität zum Beispiel für die wissenschaftliche Analyse der Genetik der Blütezeit auf. Das heißt, auch Nicht-Wissenschaftler sind unter Anleitung in der Lage, wertvolle Daten für die Wissenschaft zu sammeln“, so Kerstin Neumann, Mitkoordinatorin des CSE. Die bisherigen Daten zeigen, dass bestimmte Sorten auf Tageslänge reagieren, was den Anbauerfolg in verschiedenen Breitengraden beeinflusst. Die Forscher sind zuversichtlich, dass das Experiment wertvolle Einsichten in die Anpassungsfähigkeit der Bohnen liefert.

Quelle: IPK/Increase Consortium
Mitkoordinatorin des CSE, IPK

Teilnehmer aus Österreich gesucht

Seit Beginn des Experiments haben bereits über 21.000 Menschen aus 38 Ländern teilgenommen, wobei Italien, Deutschland, Frankreich und Spanien die Spitzenreiter sind. In Österreich erhofft man sich in der nächsten Runde eine höhere Beteiligung. Die Anmeldung ist laut Neumann unkompliziert, „man benötigt lediglich die kostenlose App ‚INCREASE CSA‘ und ein Smartphone oder Tablet“. Über diese App kann man nach der Registrierung das Experiment planen und gesammelte Daten eingeben. Die Teilnehmer säen über eine Wachstumsperiode hinweg eine Auswahl von sechs Bohnensorten und dokumentieren ihre Beobachtungen.

Quelle: IPK/Increase Consortium
Vergangenes Jahr wurden bereits 460 Sorten unter den Teilnehmern ausgetauscht.

Die Zulieferung des Saatgutes erfolgt kostenlos und es sind keine Vorkenntnisse in Biologie erforderlich. „Man sollte mitmachen, wenn man dazu beitragen möchte, die in den Gärten verloren gegangene Vielfalt wiederzubeleben, wenn man Lust am Ausprobieren und keine Angst vor einem Fehlschlag hat“, erklärt Kerstin Neumann.
Die geernteten Bohnen dürfen behalten und verwendet werden, was den Zugang zu ungewöhnlichen, weil vergessenen Sorten ermöglicht. Das Saatgut stammt aus Genbanken, hauptsächlich vom IPK, und wurde in früheren Projekten vermehrt und genetisch charakterisiert.
Die fünfte Runde des Experiments steht bevor, dafür können sich Interessierte bis zum 28. Februar registrieren. Teilnehmer, die nach einem Jahr nicht mehr mitmachen möchten, müssen nichts weiter tun. Das Saatgut muss nicht zurückgeschickt werden und jede Art der Teilnahme ist freiwillig. Das Experiment ist darauf ausgelegt, eine Erhaltungsgemeinschaft zu schaffen, die Sorten durch Nutzung erhält und untereinander austauscht. Letztes Jahr wurden bereits 460 Sorten unter den Teilnehmern ausgetauscht.

 

- Bildquellen -

  • Kerstin Neumann: IPK/Increase Consortium
  • Bohnenernte: IPK/Increase Consortium
  • Bohnenforschung: IPK/ Increase Consortium
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AUTORKatharina Berger
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