Selbstbestimmt Bäuerin sein – was es dazu braucht

Diskussionsveranstaltung im Gesundheits- und Frauenministerium mit dem Titel "Selbstbestimmt Bäuerin?!"

Bundesbäuerin Andrea Schwarzmann will Bäuerinnen zu mehr Politik-Beteiligung animieren. ©Arge Bäuerinnen
Bundesbäuerin Andrea Schwarzmann will Bäuerinnen zu mehr Politik-Beteiligung animieren. ©Arge Bäuerinnen
“Langsam kommt es zu einem Frauenmangel am Land”, erklärte Ines Stilling, Leiterin der Sektion Frauenangelegenheiten und Gleichstellung im Bundesministerium für Gesundheit und Frauen. Vor allem im Alter zwischen 20 und 29 Jahren würden Frauen verstärkt vom Land in die Städte abwandern, so Stilling. Die Gründe dafür sind vielfältig. Mit dem Ziel, die Lebensrealitäten von Frauen am Land, insbesondere von Bäuerinnen, abzubilden und der Gesellschaft einen Einblick in selbige zu gewähren, veranstaltete die Österreichische Berg- und Kleinbauern Vereinigung (ÖBV) eine Diskussionsveranstaltung im Gesundheits- und Frauenministerium mit dem Titel “Selbstbestimmt Bäuerin?!”. Zur Einstimmung auf das Thema zeigten die Veranstalter den Film “Landlust – Landfrust: Bauerntöchter über das wahre Leben auf dem Hof”, eine Dokumentation von Regisseurin Gabriele Schiller. Der Film präsentiert fünf Bauerntöchter und ihre Arbeit auf den Betrieben. Wie es mit den Höfen weitergeht, diese Frage stellen sich alle gezeigten Bäuerinnen. Sinkende Produktpreise und der damit verbundene Druck, zu wachsen, belasten die Akteurinnen am meisten. Wie man dem entgegentreten kann, darüber diskutierten nach der Filmpräsentation Bundesbäuerin Andrea Schwarzmann, Land- und Agrarsoziologin Mathilde Schmitt, KoKon-Obfrau für Bildung und Beratung für Frauen, Bäuerin Heidi Rest-Hinterseer und Hildegard Bachler vom ÖBV-Frauenarbeitskreis. Die Ursachen für die Abwanderung von Frauen in die Städte und die Aufgabe von landwirtschaftlichen Betrieben sind hinlänglich bekannt: zu wenig Arbeitsplätze, zu geringes Betreuungs- und Pflegeangebot, eingeschränkter Zugang zu Mobilität, um nur einige zu nennen. Die Agrarpolitik müsse deshalb verstärkt soziale Belange mitaufnehmen und sich hin zu einer umfassenden Ernährungspolitik wandeln, forderte Bachler.

Frauenanteil in der Politik erhöhen

Auch die niedrige politische Beteiligung von Frauen am Land fällt auf. “Im politischen System finden wir nicht selbstverständlich Platz. Ich fühle mich da oft ohnmächtig”, erklärte Rest- Hinterseer. Auch Schwarzmann betonte: “Frauen haben vielfach nicht den Mut, sich hinzustellen und mitzureden.” Die Bundesbäuerin will sich deshalb weiterhin dafür einsetzen, Frauen zu mehr politischem Engagement zu ermutigen. Schwarzmanns Ziel: 30 Prozent Frauenanteil in den agrarpolitischen Gremien Österreichs. Dabei sei auch die Agrarpolitik gefordert, betonte Schwarzmann, in erster Linie müssten aber die Frauen selbst aktiv werden. Das zeigten auch die vergangenen Jahre: mit der Initiative “Lebensqualität am Bauernhof” und insbesondere mit der Bäuerinnen-Pension, sei bereits viel für die Selbstbestimmtheit von Bäuerinnen erreicht worden. Daran gelte es nun weiterzuarbeiten, so Schwarzmann.

Eva Zitz

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