Schmiedtbauers Europablick

BIODIVERSITÄTSSTRATEGIE/GREEN DEAL

Am vergangenen Montag hat sich der Agrarausschuss im EU-Parlament mit EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius über die Biodiversitätsstrategie ausgetauscht. Tatsache ist: Ich lasse mir „bio“ und „konventionell“ nicht auseinanderdividieren. In der österreichischen Landwirtschaft gehen wir unseren nachhaltigen Weg Hand in Hand. Als praktizierende Landwirtin weiß ich, dass der Erhalt der Artenvielfalt im ureigenen Interesse von uns Landwirtinnen und Landwirten und unser gemeinsames Ziel ist. Wir müssen aber einen ausgewogenen und praktikablen Weg gehen. Die Verdreifachung der Bio-Anbauflächen in Europa binnen kürzester Zeit zu verlangen, wirkt zwar auf den ersten Blick wie eine zielführende Maßnahme. Doch das kann nur im Einklang mit einer entsprechenden Marktentwicklung für Bioprodukte funktionieren. Attraktiv klingende, einseitige, rein quantitative Ziele sind unrealistisch und gehen zu Lasten unserer Biobauern. Denn ohne die entsprechende Nachfrage, erhöht sich der Marktdruck dramatisch. Österreich ist mit rund 25 Prozent Bio-Anbaufläche das Bio-Vorzeigeland in der EU. Das ist das Ergebnis eines 25-jährigen Prozesses und kann europaweit nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Bei uns hinkt der Inlandsverbrauch von Bioprodukten noch immer weit hinter der Produktion zurück. Unser Biomarkt hängt am Export. Wohin werden wir zusätzliche und preislich höher angesiedelte Bioprodukte verkaufen? Wie hat die Kommission vor, den Absatz von Bioprodukten zu fördern? Auf diese Fragen müssen wir eine Antwort bekommen. Denn wenn wir einseitig die Produktion hochfahren und die Nachfrage nicht mitwächst, sinken die Preise und die Biobauern verlieren ihre Lebensgrundlage. Alles in allem also kein taugliches Modell zur Förderung der Artenvielfalt. Hier vertraue ich auch auf meinen Kollegen Alexander Bernhuber, der für unsere Fraktion der Europäischen Volkspartei im Umweltausschuss des EU-Parlaments die Biodiversitätsstrategie sehr genau auf ihre Auswirkungen abklopfen wird. Meine Meinung zur Biodiversitätsstrategie mit ihren bis dato einseitigen und rein quantitativen Zielen habe ich Umweltkommissar Sinkevičius jedenfalls im Agrarausschuss mit auf den Weg gegeben. Hier zum Nachschauen: Video.

 

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