Scharfer Gegenwind

Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.

Wer in den vergangenen Tagen verschiedenste Medien verfolgt hat, kommt unzweifelhaft zu dem Schluss: Den Bäuerinnen und Bauern weht derzeit ein besonders scharfer Wind ins Gesicht. Einerseits aufgrund der ökonomischen Situation betreffend massiven Preisdruck bei Dünger, Energiekosten, Futtermittel (diese Aufzählung ließe sich vielfach ergänzen). Andererseits machen verschiedenste Gruppen gehörig Druck betreffend die Nutztierhaltung im Land. Stichworte dazu sind die permanente Anbindehaltung von Kühen oder ein Ende der Vollspaltenböden in Schweineställen. Beides sieht mit Übergangsfristen – wie einst bei der Käfighaltung von Legehennen – das „Tierwohl-Paket“ der Regierung vor, das noch im Juni im Parlament abgesegnet werden soll. Beim Vollspaltenboden läuft es mit dem Verbot in Stallneubauten ab 2023 langfristig darauf hinaus.
Dabei liegt Österreich beim Tierwohl weltweit ganz vorne auf Platz 1. Das bescheinigte 2020 die Tierschutzorganisation World Animal Protection in einem Ranking von insgesamt 50 Staaten.
Wenn nun der rührige Boss eines gerne mit Billigpreisen schleudernden Supermarkt-Multis die noch raschere „Systemänderung in der Schweinehaltung hin zu mehr Tierwohl“ fordert, muss er sich auch die Frage gefallen lassen, wie er es selbst künftig (am besten gleich morgen) mit der Auslistung von Import-Fleisch und anderen Produkten aus nicht tiergerechter Haltung halten wird? Und ob er künftig tatsächlich bereit ist, den erforderlichen Tierwohl-Aufschlag an alle zu zahlen, die den Mehraufwand dafür erbringen wollen.

bernhard.weber@bauernzeitung.at

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