Entstanden ist die Genossenschaft aus der Verschmelzung von fünf regionalen Saatbauvereinen: Arnreit, Freistadt, Linz, Wels und Otterbach. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg musste alles getan werden, um die Bevölkerung mit ausreichend Lebensmittel versorgen zu können. Auf Initiative des Landes Oberösterreich wurde am 22. Mai 1950 die Saatbaugenossenschaft gegründet mit dem Ziel, eine funktionsfähige und leistungsstarke Saatgutproduktion aufzubauen. Heute bearbeitet die mittlerweile auf „Saatbau Linz“ umbenannte Genossenschaft mit Sitz in Leonding mit 17 Tochterunternehmen in Europa, Nordamerika und Asien 35 Märkte rund um den Globus. Der Heimmarkt allein würde keine eigenständige Züchtung hergeben, betont Geschäftsführer Josef Fraundorfer. Denn: „Österreich ist mit 1,25 Prozent der europäischen Ackerfläche ein agrarischer Zwerg.“

Heute wissen, was in zehn Jahren gebraucht wird
Doch Jubiläum hin oder her wer sich mit dem Erzeugen von Saatgut beschäftigt, der blickt ohnehin mehr in die Zukunft denn in die Vergangenheit. Schließlich dauert die Züchtung einer neuen Sorte ganze zehn Jahre: Sieben Jahre braucht es für die Entwicklung, drei für den Zulassungsprozess. Auf EU-Ebene werde derzeit über den Umgang mit neuen genomischen Techniken in der Züchtung debattiert. „Das könnte die Entwicklung in Summe ein bis zwei Jahre schneller machen“, sagt Fraundorfer. Zentrale Frage sei stets, was die Lebensmittelindustrie braucht. „Das gemeinsam mit den Verarbeitern zu entwickeln ist auch unsere Aufgabe“, sagt Fraundorfer. Als bekanntes Beispiel nennt er etwa das vor 30 Jahren gegründete Projekt „Rapso“.
Was in der Züchtung zählt, sei Qualität und Leistung. „Der Landwirt kauft nur das Beste. Da gibt es keinen Patriotismus“, sagt Fraundorfer. Enorm sei sowohl der Wettbewerb in der Branche als auch die Konzentration: Vier globale Player beherrschen etwa 50 Prozent des Weltmarktes“, so Fraundorfer und bekräftigt: „Wir können das Gleiche, was die Großen können. Die haben nur mehr Geld zur Verfügung.“ Als Vollsortimenter, als der man auch den Zwischenfruchtanbau und das Grünland bediene, könne man die Abhängigkeit von großen Konzernen reduzieren.

Selbstversorgung ist „hochgefährdet“
An Herausforderungen mangelt es der Branche nicht: Schwankende Rohstoffpreise, volatile Märkte, steigende regulatorische Anforderungen auf europäischer Ebene. Auch der Klimawandel, invasive Arten, Schädlingsdruck und neue Krankheiten würden neben dem „Regulierungswahn“ auf EU-Ebene und dem Bodenverbrauch Sorgen bereiten. All das werde nicht ohne Folgen bleiben, warnt der Saatbau-Geschäftsführer. 1980 habe man in Österreich den Selbstversorgungsgrad in der Landwirtschaft erreicht, dieser sei nun hochgefährdet. „Der Selbstversorgungsgrad bei Getreide wird in 20 Jahren nur mehr bei 50 Prozent liegen, bei Kartoffeln sogar noch darunter“, konkretisiert er.
Genossenschaft mit 3300 Mitgliedern
Die Saatbau Linz ist eine Genossenschaft und gehört 3300 Landwirten, hauptsächlich aus Oberösterreich, Niederösterreich und dem Burgenland. Sie verstehe sich bewusst als Gegenmodell zu den internationalen Multis, die genossenschaftliche Unternehmensstruktur werde als Wettbewerbsvorteil gesehen, so Karl Heinz Zabern, Vorsitzender des Aufsichtsrates bei der Saatbau Linz. „Dank unserer Mitglieder sind wir laufend eng mit der Landwirtschaft verbunden. Das erlaubt uns, rasch auf sich anbahnende Veränderungen im Bedarf zu reagieren“, so Zabern.
Saatbau investiert in zehn Züchtungsprogramme, die unter anderem Mais, Getreide und Soja abdecken. Das Portfolio bietet Landwirtinnen und Landwirten eine Auswahl von mehr als 1000 Sorten aus etwa 160 Kulturarten, differenziert nach Standort, Anbauzielen und Verwendungszwecken. Die Produktion der Sorten erfolgt auf mehr als 30.000 Hektarheimischer und internationaler Vermehrungsfläche.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr stehen 263 Millionen Euro Umsatz zu Buche. Die Zahl der Mitarbeiter beläuft sich auf etwa 600.

- Bildquellen -
- Zabern Und Fraundorfer: Saatbau Linz
- SAATBAU LINZ Bietet Ein Digitales Tool Zur Erstellung Von Aussaatkarten: Saatbau Linz