RWA Erntebilanz – Getreidevermarktung läuft flüssig, Qualitätsstrategie macht sich bezahlt

Trotz hohen Mengendrucks auf den internationalen Getreidemärkten bestehen für heimische Ware gute Vermarktungschancen; allerdings ist das Preisniveau generell gedrückt

RWA-Erntegespräch 2016 - (v. l.) Ernst Gauhs (Bereichsleiter Landwirtschaftliche Erzeugnisse), Reinhard Wolf (Generaldirektor), Johann Blaimauer (Bereichsleiter Saatgut/Holz), Christoph Metzker (Bereichsleiter Betriebsmittel) ©Georges Schneider
RWA-Erntegespräch 2016 – (v. l.) Ernst Gauhs (Bereichsleiter Landwirtschaftliche Erzeugnisse), Reinhard Wolf (Generaldirektor), Johann Blaimauer (Bereichsleiter Saatgut/Holz), Christoph Metzker (Bereichsleiter Betriebsmittel) ©Georges Schneider
Hohe Erntemengen bei Getreide und Mais, Druck auf die Preise und Flächenverschiebungen in Richtung Bio, das sind laut Reinhard Wolf, Generaldirektor der Raiffeisen Ware Austria (RWA) die Charakteristika des Erntejahres 2016. Anlässlich einer Erntepressekonferenz in Wien am 12. Oktober stellte Wolf aber auch fest, dass das in Österreich geerntetet Getreide sich bei der Qualität positiv von der europäischen Masse abheben kann. In Ländern wie Frankreich, Deutschland oder Ungarn gab es witterungsbedingt starke Qualitätseinbuöen. Für das von den heimischen Landwirten geerntete Getreide bieten sich deshalb gute Vermarktungschancen, auch wenn der Preisdruck aufgrund der international hohen Ernte und des weiter ansteigenden Lagerbestands anhalten werde.

Mahlweizen erreichte einen Anteil von 53 Prozent

Der Hektarertrag ist bei Weichweizen, Hartweizen, Sommer- und Wintergerste sowie Roggen und Raps gestiegen. Die österreichische Getreideernte 2016 weist mit 3,4 Millionen Tonnen ohne Mais einen hohen Ertrag über dem Schnitt der letzten Jahre auf. “Durch den hohen Ertrag war mit Qualitätseinbuöen zu rechnen, diese sind jedoch geringer als erwartet ausgefallen”, resümiert Wolf. Der Anteil an Mahlweizen ist von 33 auf 53 Prozent gestiegen. Qualitätsweizen mit 29 Prozent und Premiumweizen mit neun Prozent liegen unter den Werten des Vorjahres. “Die Qualitäten lagen heuer auch unter dem langjährigen Durchschnitt, aber etwa im Vergleich mit Deutschland, Frankreich und Ungarn immer noch deutlich besser. Damit sind die Vermarktungschancen gut”, so Wolf.
Mit ca. zwei Millionen Tonnen Mais liegt die heurige Ernte in etwa im Schnitt der letzten Jahre und auch die Qualität ist 2016 gut. Die Anbaufläche beim Mais ist leicht rückläufig. Von den insgesamt rund 280.000 Hektar Anbaufläche sind knapp 13.000 Hektar Biofläche.

Globale Rekordernte bei Getreide erhöht Preisdruck

Die gesamte Marktleistung in Österreich beträgt ca. 2,8 Millionen Tonnen (2014: 2,4 Millionen Tonnen). Dabei entfallen ca. 1,3 Millionen Tonnen auf Weichweizen und Dinkel und knapp 790.000 Tonnen auf Mais. Die Marktleistung beim Weizen ist relativ stabil mit leicht steigender Tendenz. Beim Mais entspricht die Marktleistung in etwa der von 2014.
Die Getreidebilanz der EU 28 weist mit 300 Millionen Tonnen eine hohe Gesamtgetreidemenge bei leichtem Wachstum auf, auch wenn die Weizenernte mit 130 Millionen Tonnen deutlich unter dem Wert des Vorjahres liegt. Die Maisernte wird sich auf über 60 Millionen Tonnen belaufen und gegenüber dem Vorjahr deutlich zulegen (+13 Prozent). Die Ernteergebnisse in den einzelnen Mitgliedstaaten zeigen aufgrund unterschiedlicher Witterungsbedingungen 2016 sehr differenzierte Ergebnisse. Europa weist ein deutliches West-Ost-Gefälle auf: Während in Frankreich eine geringe Ernte mit unterdurchschnittlicher Qualität eingebracht wurde, hat der Osten Rekorderträge erzielt.
Die globale Ernte wird bei deutlich über zwei Milliarden Tonnen Getreide, davon die Hälfte Mais und über 700 Millionen Tonnen Weizen, liegen. Damit ist man auch deutlich über der Ernte des Rekordjahres 2014/15 und erneut über dem Verbrauch. “Die globale Getreideernte ist groö, die weltweiten Lagervorräte bleiben also weiterhin auf einem hohen Niveau. Der Lagerbestandsaufbau wird somit den Preisdruck weiter erhöhen”, sagt Wolf.

Gute Absatzmöglichkeiten, Landwirte setzen weiterhin auf Bio

“Die zum Teil niedrigen Erzeugerpreise werden im Herbst erneut zu Verschiebungen bei den Kulturflächen führen. Bereits im Vorjahr hat sich wegen attraktiveren Preisen sowie verbesserten Absatzmöglichkeiten der Trend mit steigenden Bio-Anbauflächen im Getreideanbau fortgesetzt”, so Wolf. Die groöen Gewinner in puncto Fläche waren Dinkel mit 50 Prozent und Hartweizen mit 30 Prozent. Beide Kulturen legten auch im konventionellen Bereich mit jeweils über 20 Prozent kräftig zu. Sommergerste ist mit einer Abnahme von ca. 20 Prozent der groöe Verlierer der diesjährigen Flächenentwicklung. Damit setzt sie einen langjährigen Abwärtstrend fort, während Wintergerste gemäö dem Aufwärtstrend der letzten Jahre ein kleines Plus verzeichnet. Die Roggenfläche schrumpft auch dieses Jahr zugunsten von Triticale, das für die Bioethanol-Produktion stärker nachgefragt wird.

Niedriges Preisniveau bei Düngern setzt sich fort

Durch den Frost im Frühjahr und regional starke Hagelschauer wurden viele Kulturen zerstört. Das und der generelle Trend zum reduzierten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln war einer der Parameter, die zu einem Umsatzrückgang bei Pflanzenschutzmitteln beigetragen haben. Dieser bereits langjährige Trend führt auch dazu, dass Europa für die Entwicklung von Wirkstoffen an Bedeutung verliert. Die RWA hat darauf reagiert und hat sich mit 25 Prozent an der Firma Biohelp beteiligt, um in Zukunft mit Produkten aus dem biologischem Pflanzenschutz den Mark versorgen zu können.
Mit Beginn der neuen Düngemittel-Einlagerungssaison im Sommer wurden die Preise für die wichtigsten Düngemittel deutlich abgesenkt. Kalkammonsalpeter wurde im Juli dieses Jahres von der Industrie um ein Drittel unter dem Preis des Vorjahres angeboten. “Niedrige Energiepreise und ein historischer Tiefpreis bei Harnstoff verbunden mit hohen Lagerständen der Industrie bescherten uns ein Preisniveau wie zuletzt 2009”, so Wolf. Denn auch die Phosphatpreise sind seit Jahresbeginn 2014 kontinuierlich zurückgegangen und die Kalipreise wiederum wurden im Mai 2016 gesenkt. Niedrige Preise bei den einzelnen Nährstoffen führten zwangsläufig auch bei den Mehrnährstoffdüngern zu einer deutlichen Preisreduktion. Aus derzeitiger Sicht sind in den nächsten Wochen keine gravierenden Änderungen der Marktsituation zu erwarten.

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