Rübenbauern: “Der Zuckerpreis ist jetzt das Sorgenkind”

Die Rübenbestände präsentieren sich heuer wüchsig. Sorge bereitet nun der zu niedrige Zuckerpreis in der EU.

Flächenziel erreicht – auf den Rübenfeldern ist derzeit wieder alles grün. Sorgen bereitet aber der Zuckerpreis. Präsident Ernst Karpfinger zur aktuellen Situation im Zuckerrübenanbau.

BauernZeitung: Die Rübenbestände entwickeln sich bereits Richtung Bestandsschluss. Konnte auch das angepeilte Flächenziel zum Weiterbetrieb beider Zuckerfabriken der Agrana erreicht werden?
Ernst Karpfinger: Seit einigen Tagen liegt die Flächenstatistik der AMA vor. Damit ist bestätigt, dass wir das geforderte Limit von 38.000 Hektar erreichen und damit den Bestand der beiden heimischen Fabriken sichern können.

Gab es heuer Ausfälle durch den Rüsselkäfer?
Das Thema Käfer dürfte vorerst überwunden sein. Schon der feuchte Herbst und auch die Witterung im Frühjahr haben den Befall in den Schadensgebieten reduziert. Nur etwa 160 Hektar mussten wegen Rüsselkäferschäden umbrochen werden. Weitere 110 Hektar aufgrund von Drahtwurm, Schnecken- und Erdflohbefall. Neben der Witterung war die Notfallzulassung der Beize eine wichtige Maßnahme. Bedeutendste Ausfallursache war heuer der Frost, wovon rund 930 Hektar betroffen waren. In Summe wurden 1.540 Hektar umbrochen und 810 Hektar wieder nachgebaut, was eine Punktlandung beim Gesamtausmaß ergibt.

Manche sind dennoch in Sorge, dass Leopoldsdorf nur eine Gnadenfrist erhalten hat. Könnte das sein?
Auslöser der Krise war der Anbaurückgang aufgrund des Rüsselkäferbefalls. In diesem Punkt sind auch die Aussichten für 2022 günstig. Der Knick in der Insektenpopulation dürfte nachhaltig sein. Mehr Sorge macht uns der Zuckerpreis.

Es gibt doch den Dreijahresvertrag, der auch für 2022 noch 34 Euro je Tonne Lieferrechtsrübe garantiert. Wo liegt das Problem?
Der Liefervertrag mit Agrana garantiert den Bauern einen Mindesterlös. Das ist richtig und fair. Um die genannten 34 Euro pro Tonne auszahlen zu können, braucht es einen Zuckererlös von etwa 450 Euro pro Tonne. Laut Preismonitoring der EU gibt der Markt bisher aber nur etwa 390 Euro pro Tonne her. Für eine positive Bilanz fehlt da einiges.

Aber das sind doch die Sorgen der Agrana?
Es geht auch um die Perspektive für die Bauern. Die genannten 34 Euro sind das Sicherheitsnetz. Besser wären aber 38 oder 40 Euro pro Tonne, und das sogar dauerhaft. Damit wir dahin kommen, braucht es eben bessere Zuckerpreise. Die muss Agrana am Markt verdienen.

Und warum gelingt das nicht?
Abgeleitet vom Weltmarktpreis von aktuell knapp über 380 Euro pro Tonne müssten wir in der EU unter Einrechnung von Zoll und Transportkosten bei 550 Euro liegen. Man kann nur rätseln, warum der Zuckerpreis in der EU nicht rascher anzieht. Bereits seit drei Jahren verzeichnen wir einen Flächenrückgang. In der laufenden Saison ist der Verbrauch deutlich größer als die Produktion – alles Signale für verbesserte Preise.
Vermutlich bremsen aber Lieferverträge mit Preisbindung die Entwicklung. Zudem haben auch die Covid-Maßnahmen die Nachfrage beispielsweise der Getränke­industrie gedämpft.

Hatten Sie schon Kontakt zum neuen Agrana-Chef Markus Mühleisen?
Es gab informelle Kontakte. Für die nächsten Tage ist ein Arbeitstermin geplant. Der bestehende Dreijahresvertrag gibt Spielraum zum Kennenlernen ohne Druck. Fest steht für mich, dass man die Zuckerbranche nur über den Zuckerpreis retten kann, nicht über den Rübenpreis.

- Bildquellen -

  • : agrarfoto.com / Rübenbauern
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AUTORH.M.
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