Roboter-Boom im Kuhstall

Die Anzahl der automatischen Melksysteme, kurz AMS, nahm laut Angaben von Fleckvieh Austria auf Österreichs Kontrollbetrieben im Jahr 2020 um 181 auf 1.078 Melkroboter zu: plus 20 Prozent.

Die AMS-Technik hat sich rasant weiterentwickelt. FOTO: Lely

Die meisten AMS stehen demnach auf den Milchbetrieben in Oberösterreich, nämlich 496 Stück. Das sind fast die Hälfte (46 Prozent) aller Anlagen in der Alpenrepublik. Auch die meisten Neuinstallationen gab es zuletzt in Oberösterreich (+66), vor Niederösterreich (+42) und in Salzburg (+30). Da nicht alle Milchviehbetriebe mit AMS auch Kontrollbetriebe sind, liegt die Anzahl der installierten Maschinen vermutlich sogar noch höher. Branchenkenner gehen von bereits rund 1.300 Melkrobotern in Österreich aus.

Lang anhaltender Trend wird durch Prämie unterstützt
Doch warum boomen AMS-Melksysteme derart? Ein Faktor sei die Covid-19-Investitionsprämie, heißt es etwa beim Melkroboter-Marktführer, der etwa die Hälfte der hierzulande betriebenen Automaten installiert haben soll. Die Prämie sei aber bei Weitem nicht der einzige Grund. Andreas Feichtlbauer, Geschäftsführer von Lely Österreich: “Natürlich bedeutet die 14 Prozent-Corona-Förderung für unser Geschäft einen gewaltigen ‘Boost’. Aber schon in den Jahren davor seit 2016 ist die Anzahl der Anlagen jedes Jahr um 20 Prozent gestiegen. Der Drang nach Automatisierung und Flexibilisierung ist einfach groß.” Die Landwirte würden mit einem AMS auch gezielt in ihre “Work-Life-Balance” investieren. Wenn man nur ein- oder zweimal im Jahr in der Nacht aufstehen und nicht an 365 Tagen in der Früh und am Abend in den Melkstand müsse, sei das schon ein großer Vorteil für die Lebensqualität, so Feichtlbauer.
Zudem habe sich die AMS-Technik rasant weiterentwickelt. “Die Roboter werden immer besser, zugänglicher, einfacher in der Handhabung.” Auch die Zahl der Problemkühe für das Roboter-Melken gehe stetig zurück, weiß Feichtlbauer.
Wer jedoch meint, ein Roboter macht den Landwirt rund ums Melken überflüssig, der irrt. “Die Bäuerin und der Bauer müssen das System regelmäßig kontrollieren und warten. Jene Kühe, die an das System noch nicht gewöhnt sind, müssen beobachtet und eingeschult werden”, betont man bei Fleckvieh Austria.
Noch ein Tipp für Kontrollbetriebe, die ein AMS bereits im Einsatz haben: Sie finden in der Web-Anwendung des LKV-Herdenmanagers unter einer eigenen Rubrik detaillierte Auswertungen von Melkroboter-Betrieben zur Verfügung. So kann auf Betriebsebene die Anzahl der Gemelke im Tagesverlauf eingesehen werden. Auf Einzeltierebene zeige die Übersicht auch die Anzahl misslungener Robotermelkungen, die durchschnittliche Tagesmilchleistung sowie die prozentuelle Verteilung der Gemelke nach verschiedenen Auswertegruppen.

Universelles Shuttle für Probennahme

Im Vorjahr wurde laut Fleckvieh Austria mit den verschiedenen Anbietern von Melkrobotern in Österreich vereinbart, dass beginnend ab heuer für neu installierte Melkroboter für die Probennahme von den Kontrollverbänden der sogenannte “ORI-Collector” ausgeliefert wird. Dieses Shuttle soll die automatische Probennahme bei AMS ermöglichen. Aufgrund der Umstellungsphase könne es noch zu Überschneidungen bei der Auslieferung kommen. Ein großer Vorteil dieses Shuttles sei, dass es für die Probennahme bei allen Fabrikaten einsetzbar ist. Bei jenen Betrieben, die bis Ende des vergangenen Jahres ein AMS installiert haben, werde die Probennahme mit dem bestehenden Shuttle durchgeführt, damit für diese Betriebe keine zusätzlichen Kosten entstehen.

Michael Stockinger

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