Reportage: Urlaub am Moorsee neben den Almochsen

Der Kulmerhof in Aigen im Ennstal blickt auf eine über 600-jährige Hofgeschichte zurück. Das junge Bauernehepaar Julia und Georg Titschenbacher betreibt einen Campingplatz und eine Ochsenmast.

Rund um den Staatsfeiertag kehrte Leben auf dem Campingplatz am Putterersee ein. „Am 1. Mai kamen schon einige Dauercamper“, erzählt Julia Titschenbacher und stellt sich zusammen mit ihrem Mann Georg auf eine sechsmonatige Saison ein. In dieser Zeit sind beide zusammen mit einer weiteren Mitarbeiterin jeden Tag für ihre Gäste da.
„Wir haben 94 Stellplätze, sechs Campinghütten, zwei Ferienwohnungen und einen kleinen Gastronomiebetrieb“, zählt die junge Ennstalerin auf. „In der Hauptsaison haben wir durchschnittlich 300 Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder auf unserem Gelände.“
Ein eigener Steg führt in den Putterersee, den wärmsten Moorsee in den Alpen. „Im Vorjahr hatten wir sogar 28 Grad Wassertemperatur.“

“Camping ist eine Urlaubsform, die oft über Generationen weitergegeben wird.”
Julia Titschenbacher

Der Campingplatz spielt am Betrieb der Familie Titschenbacher schon seit vielen Jahren eine wichtige Rolle. „Damit hat mein Großvater im Jahr 1956 begonnen“, lässt die junge Ennstalerin wissen. „Der Platz ist mit seinem Angebot langsam gewachsen. Im Jahr 2000 hat ihn dann mein Vater übernommen.“

Quelle: BZ/Brodschneider
Der Campingplatz mit insgesamt 94 Stellplätzen liegt direkt am Putterersee. Dieser ist der wärmste Moorsee in den Alpen.

Nach dessen frühem Tod stieg die Absolventin der HBLFA Raumberg vor fünf Jahren voll in die Arbeit am Campingplatz und Bauernhof ein. „Camping ist eine Urlaubsform, die oft über Generationen weitergegeben wird“, berichtet die junge Frau. „Bei unseren Gästen findet man alles: vom 20-Euro-Zelt bis hin zum 200.000-Euro-Wohnmobil, vom Dauercamper bis zum durchreisenden Urlauber, der nur für eine Nacht einen Platz sucht.“
Zahlreiche Camping-Urlauber verweilen aber zwei oder drei Wochen. „Viele von ihnen sind Familien mit Kindern“, weiß ihr Mann Georg zu berichten und zählt die Nationalitäten auf: „Vor allem Österreicher, Deutsche, Niederländer.“ Für den kommenden Herbst hat sich bereits eine Gruppe aus Brasilien mit 22 Wohnmobilen angemeldet.
„Unsere Gäste schätzen die ruhige Lage, die Sauberkeit der Sanitär- und Waschanlagen, den Zugang zum See sowie das freundliche Service“, macht der Jungbauer Eigenwerbung.
Im Pool der steirischen Campingplatzbetreiber weiß er sich in einem wachsenden Tourismussegment. Die Zahl der Nächtigungen auf Campingplätzen stieg in der Grünen Mark von 470.000 im Jahr 2020 auf 760.000 im Jahr 2024. Tendenz weiter steigend. „Darauf versuchen wir auch mit speziellen Angeboten zu reagieren“, betont Georg Titschenbacher und verweist auf die sogenannten Camping-Pods. Das sind kleine Hütten mit einer Kochnische, einem Bett, Tisch und Sessel, einer kleinen Terrasse und Strom. „Das ist eine Mischung aus Komfort und Camping. Derzeit haben wir sechs solche Hütten.“

Quelle: BZ/Brodschneider
„Camping-Pods“: Sehr beliebt sind die gemütlichen sechs Holzhütten.

Ochsenmast als zweites Standbein

Das zweite Standbein des Betriebes ist die Ochsenmast. „Alle halben Jahre kaufen wir 15 Kälber mit etwa fünf bis sechs Wochen zu. Die Tiere grasen auf unseren Weiden um den Hof und eine Partie ist immer auf der Alm. Wir halten die Tiere zwei Jahre und legen großen Wert auf Tierwohl. Wir sind Mitglied beim Almo-Verein.“ Julia ist von ihren Rindern begeistert: „Ich mag ihren Charakter und möchte daheim immer Rinder haben.“

Quelle: BZ/Brodschneider
Die Ochsen am Kulmerhof werden zwei Jahre lang gemästet.

Ihr Daheim ist der Kulmerhof in Aigen im Ennstal. Der Betrieb kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. „Als Georg und ich im Jahr 2023 heirateten, bekamen wir von meiner Mutter und meinen Schwiegereltern eine Hofchronik. Die erste namentliche Erwähnung der Besitzer des Kulmerhofes reicht in das Jahr 1413 zurück. Diese Tradition wollen mein Mann und ich weiterführen“, sagt Julia Titschenbacher und hat ein klares Ziel: „Es ist unser Ziel, dass wir im Winter in Verbindung von Tourismus und Landwirtschaft in Vollzeit zu Hause arbeiten können.“
Bisher gingen beide im Winterhalbjahr auch einer außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit nach. So war die Jungbäuerin in den letzten zwei Jahren Rezeptionistin im bekannten
Natur- und Wellnesshotel Höflehner in Haus.

Betriebsspiegel

Quelle: BZ/Brodschneider
Seit zwei Jahren sind Julia und Georg Titschenbacher verheiratet. Sie haben für ihren Bauernhof viele gemeinsame Pläne

Julia und Georg Titschenbacher,
Hohenberg bei Aigen im Ennstal
Betrieb: 22 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, 10 Hektar Almweide, 63 Hektar Wald
Ochsenmast mit 60 Tieren, Mitglied im Almo-Verein
Campingplatz mit 94 Stellplätzen, 6 Hütten, 2 Ferienwohnungen

 

- Bildquellen -

  • Campingplatz: BZ/Brodschneider
  • Camping-Pods: BZ/Brodschneider
  • Ochsen: BZ/Brodschneider
  • Georg und Julia: BZ/Brodschneider
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AUTORKarl Brodschneider
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