Protestkundgebung: Ramschpreise ruinieren bäuerliche Familienbetriebe

Mehrere hundert Oö. Bäuerinnen und Bauern demonstrierten vergangene Woche bei der Auslieferungszentrale von Spar in Marchtrenk für eine faire Partnerschaft mit dem Handel. ©BZ/Mursch-Edlmayr
Mehrere hundert Oö. Bäuerinnen und Bauern demonstrierten vergangene Woche bei der Auslieferungszentrale von Spar in Marchtrenk für eine faire Partnerschaft mit dem Handel. ©BZ/Mursch-Edlmayr
Die bäuerlichen Erzeugerpreise sind enorm unter Druck. Bäuerinnen und Bauern erhalten immer weniger von dem, was die Konsumenten an der Kasse bezahlen. Der Lebensmittelhandel treibt dabei oftmals ein scheinheiliges Spiel. Geworben wird mit Regionalität und Bauernhofidylle, bezahlt werden Weltmarktpreise: Um auf diese schier aussichtslose Situation der bäuerlichen Familienbetriebe aufmerksam zu machen, fand auf Initiative von Bauernbund-Landesobmann und Agrarlandesrat Max Hiegelsberger vergangene Woche bei der Sparzentrale in Marchtrenk eine Protestkundgebung statt. Mehrere hundert Bäuerinnen und Bauern aus ganz Oberösterreich beteiligten sich daran. “Wir fordern einen gerechten Preis für die qualitativ hochwertigen bäuerlichen Produkte. Die Versorgungssicherheit mit heimischen Lebensmitteln ist zu diesen Preisen nicht mehr möglich”, stellte Bauernbund-Direktorin Maria Sauer anlässlich der Kundgebung klar. Das vielfach geäußerte Bekenntnis zur Regionalität müsse fair gelebt und die Mehrleistungen auch bezahlt werden: “Die heimische Landwirtschaft darf nicht nur ein Werbegag sein”, forderte die Bäuerin Stefanie Zauner aus Bad Zell. Kritisiert wurde auch der Umgang der Konzerne mit ihren Eigenmarken: “Hier werden oftmals österreichische Qualität beworben und ausländische Rohstoffe verwendet”, so der Rieder Bauernbund-Bezirksobmann Josef Diermayr.

Geld kommt nicht mehr bei den Bauern an

Mit einer Vielzahl unterschiedlicher Slogans sowie Preisvergleichen taten Bäuerinnen und Bauern ihren Unmut kund. ©BZ/Mursch-Edlmayr
Mit einer Vielzahl unterschiedlicher Slogans sowie Preisvergleichen taten Bäuerinnen und Bauern ihren Unmut kund. ©BZ/Mursch-Edlmayr
Bereits seit längerem ist die Situation äußerst angespannt und sie verschärft sich zusehends. Eine Trendwende sei derzeit nicht in Sicht. “Die Preiskrise ist mittlerweile für unzählige Familienbetriebe existenzbedrohend. Einen 28-prozentigen Einkommenseinbruch innerhalb von vier Jahren kann keine Berufsgruppe so leicht verkraften”, brachte der bäuerliche Nationalratsabgeordnete Nikolaus Prinz die derzeitige Situation auf den Punkt. Karl Grabmayr, Vizepräsident der OÖ Landwirtschaftskammer ergänzte: “Wenn sich die Situation weiterhin so entwickelt, reden wir nicht mehr von einem Strukturwandel sondern von einem Strukturbruch.” Die Landwirtschaft, wie man sie derzeit kennt, werde es dann in Zukunft nicht mehr geben.

Handel sieht sich nicht als Verursacher der Preismisere

Sauer und Grabmayr überreichten die Petition an Spar-Chef Jakob Leitner (l.). ©BZ/Mursch-Edlmayr
Sauer und Grabmayr überreichten die Petition an Spar-Chef Jakob Leitner (l.). ©BZ/Mursch-Edlmayr
Im Zuge der Demonstration wurde an Geschäftsführer Jakob Leitner eine “Petition für eine faire und verantwortungsbewusste Partnerschaft mit den Bäuerinnen und Bauern” übergeben (Forderungen im Detail siehe Infobox). Leitner nahm sich Zeit die Anliegen und Forderungen der Bäuerinnen und Bauern anzuhören. Es sei ihm durchaus bewusst in welch schwierger Lage die Landwirte sich derzeit befinden würden, er sieht den Handel jedoch nicht als Verursacher der aktuellen Preissituation. In einer offiziellen Stel­lungnahme von Spar heißt es dazu: “Die Bauernschaft geht offensichtlich von falschen Voraussetzungen aus oder will die Zusammenhänge nicht erkennen. Der Handel ist nicht nur den Erzeugern sondern auch den Konsumenten verpflichtet. Dabei können die Spielregeln des Marktes nicht außer Kraft gesetzt werden.” Die Tatsache der steigenden Marktkonzentration im Lebensmitteleinzelhandel trägt hier gewiss auch einen Teil dazu bei. Mittlerweile beherrschen die drei großen Handelsketten Rewe, Spar und Hofer 85 Prozent des heimischen Lebensmittel­einzelhandels. Dabei handelt es sich um eine der größten Handelskonzentrationen in Europa. Sauer appellierte abschließend an die Verantwortlichen im Handel: “Wir verwehren uns aufs Schärfste gegen weitere Verdrängungstendenzen österreichischer Erzeugnisse aus den Regalen. Es ist an der Zeit für ein neues Miteinander auf Augenhöhe.”
Ein Video sowie die Fotogalerie von der Protestkundgebung ist im Internet unter ooe.bauernbund.at abrufbar.

Petition im Detail

Bäuerinnen und Bauern fordern:
– Eine faire Bezahlung für ihre Leistungen!
– Eine klare Deklaration und Herkunftskennzeichnung der verwendeten Rohstoffe – keine Konsumententäuschung!
– Kein Preisdumping auf Kosten der Landwirtschaft!
– Ein klares und gelebtes Bekenntnis zur heimischen Landwirtschaft und deren Produkte!
– Mehr heimische, regionale Produkte in Regionalregalen, wie es viele selbstständige Lebensmittelkaufleute vorzeigen!

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