Produzierende Landwirtschaft braucht viele helfende Hände

Die Zukunft der Arbeitsplätze in der Landwirtschaft und die Gemeinsame Agrarpolitik der EU standen thematisch im Mittelpunkt bei der Vollversammlung der Landwirtschaftskammer Wien.

Der Präsident der LK Wien, Franz Windisch sieht die „Kardinalfrage für eine erfolgreiche Zukunft“ in der Tatsache, dass den landwirtschaftlichen Betrieben, insbesondere für Spezialkulturen, genügend Arbeitskräfte zur Verfügung stünden.

Angebot und Nachfrage bei der Ökologisierung der Produktion

In Gesprächen mit Arbeitsminister Martin Kocher sei es der Interessenvertretung gelungen, eine Reihe von Erleichterungen zu erreichen, berichtete Windisch im Rahmen der LK-Vollversammlung. Der bedeutendste Schritt dabei sei die Einführung der Stammarbeiterkräfteregelung, die ab 2022 das Kontingent entlasten werde.

Er kündigte in diesem Zusammenhang Fachveranstaltungen im kommenden Jahr für die betroffenen Betriebe an. Auch sei es in Gesprächen mit dem AMS gelungen, neue arbeitskräftewirksame Initiativen, wie beispielsweise die Arbeitserprobung oder der Einsatz von Asylwerbern als Lesehelfer, zu setzen, so Windisch.

Was die EU-Agrarpolitik betrifft, werde derzeit vom Landwirtschaftsministerium gemeinsam mit den betroffenen Gruppen der GAP-Strategieplan erstellt und mit Jahresende nach Brüssel zur Genehmigung gesandt.

Die Konditionalität, die als Bedingung für eine Ausgleichszahlung zu erfüllen ist, werde gemeinsam mit dem „Green Deal“ und den dort enthaltenen radikalen Reduktionen des Düngemittel- und Pflanzenschutzmitteleinsatzes eine starke Auswirkung auf die Wiener Betriebe haben, erklärte Windisch. Vier Studien dazu wären zum selben Ergebnis gekommen, nämlich einem deutlichen Produktionsminus, vor allem in Spezialkulturen.

Gleichzeitig würden sowohl die knappen CO2-Einsparungen als auch die Ernährungsautonomie durch dann notwendigen Lebensmittelimporte zunichte gemacht, kritisierte der LK-Präsident und schlug vor, stattdessen den CO2-Ausstoß nicht pro Hektar, sondern pro Tonne des erzeugten Produktes zu messen.

Ebenfalls kritisierte Windisch die vorgesehene Umverteilung, die „einen Keil zwischen größere und kleinere Betriebe hineintreibe“ und bei den homogenen Betriebsgrößen, wie Österreich sie aufweist, keine Seite zufriedenstellen könne.

Erfreulich hingegen sei, dass es im Bereich Investitionen gelungen sei, die Förderung für den Gartenbau weiterzuentwickeln. Auch beim Umweltprogramm ÖPUL habe man die Verlängerung des Humusaufbau- und Erosionsschutzprogrammes und die Förderung des Nützlingseinsatzes erreichen können.

Das Gremium widmete sich auch wichtigen Themen aus Wien. Die Einführung der neuen Dachmarke „Stadternte Wien“ sowie der Beschluss auf Bundesebene für mehr Fairness in der Lebensmittelkette wurden als Pluspunkt für die Wiener Betriebe genannt.

Zu bedenken gab Windisch, dass sich bei aller Förderung der biologischen Produktion Erzeugung und Markt die Waage halten müsse.

Außerdem stellt der Bodenverbrauch eine existenzielle Schädigung der Umwelt und der Landwirtschaft dar. Als positiv konnte er vermelden, dass die LK Wien ab dem kommenden Jahr Mitglied der Stadtentwicklungskommission sei und sich auch bei der Erstellung der „Wald- und Wiesencharta“ der Gemeinde stark einbringen werde.

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  • 10 01 49 21 Wien: ZVG
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AUTORArtur Riegler
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