Agrana-CEO Stephan Büttner hat herausfordernde Zeiten hinter und vor sich.

Alles andere als zufriedenstellend liefen zuletzt für Agrana die Geschäfte mit Zucker und Stärke. Niedrige Rohstoffpreise und hohe Energiekosten führten zu einem „enttäuschenden“ Konzernergebnis 2024/25.

Vor allem das Geschäftssegment Zucker bereitet Agrana-Vorstandschef Stephan Büttner derzeit Sorgen. Um 18,8 Prozent auf knapp 870 Millionen Euro ist der Umsatz mit der süßen Erzeugung aus Rüben im abgelaufenen Geschäftsjahr zurückgegangen. Das Geschäft mit Stärke, gewonnen aus Mais oder Kartoffeln, ist um 11,7 Prozent auf 1,114 Milliarden Euro eingebrochen. Nicht profitabel läuft aktuell auch die Erzeugung von Bioethanol. Erfreulich für das Unternehmen war allein die Sparte Frucht. In dieser entwickelte sich das Geschäft positiv, mit einem Anstieg von 4,1 Prozent auf 1,63 Milliarden Euro Umsatz.

Für das Gesamtergebnis von Agrana bedeutete das ein Minus von 7,2 Prozent auf 3,514 Milliarden Euro Umsatz und ein um 73,2 Prozent kräftig gefallenes Ergebnis (EBIT) von 40,5 Millionen Euro. 2023/24 betrug der Profit noch 151 Millionen Euro.

Fehlender Zuckerabsatz wegen Ukraine-Importen

Als Gründe für diese enttäuschenden Bilanzzahlen genannt werden sinkende Rohstoff- und Energiepreise, im Zuckerbereich bedingt etwa durch die hohen Importmengen aus der Ukraine. Nach Öffnung des EU-Binnenmarktes haben 2023 rund 500.000 Tonnen und 2024 weitere 265.000 Tonnen Zucker vor allem in Mittel- und Osteuropa den Zuckerabsatz von Agrana gedrückt. Noch bis Anfang Juni dürfen weitere 110.000 Tonnen Ukraine-Zucker zollfrei importiert werden. Wie es ab 6. Juni weitergeht, ist bis dato noch offen.

Agrana hat deshalb bekanntlich Mitte März die Schließung von zwei Zuckerfabriken in Österreich und in Tschechien verkündet. Daraufhin wurden heuer in Österreich nur noch auf 27.400 Hektar Zuckerrüben gesät (2024: 44.200 ha), in Tschechien auf 56.000 Hektar (2024: 68.500 ha). Auch in der Slowakei und in Ungarn wurde der Kontraktanbau zurückgefahren.

Herausfordernde Zuckerkampagne 2025/26

Ob sich das bisherige Lieferrecht der heimischen Rübenbauern auf diesem Niveau aufrechterhalten lasse, hänge vom weiteren Marktumfeld und damit verbunden einen sich lohnenden Ausbau der Kapazitäten im Werk Tulln ab. Mit den derzeitigen Kapazitäten sei Österreichs letzte Zuckerfabrik langfristig nur auf bis zu 24.000 Hektar Anbauflächen ausgelegt. Die diesjährige Kampagne mit einer erwarteten Zuckermenge von 300.000 Tonnen sei für Agrana eine Herausforderung, so Büttner. Immerhin sei die Rübensaat heuer anders als in den Jahren davor gut aufgegangen. „Nur teilweise waren Flächenumbrüche nach Auftreten des Rüsselkäfers, Frost oder Bodenverkrustungen nach Starkregen im Umfang von 3.000 Hektar notwendig.“  Etwa 500 Hektar Rübenfläche wurden nicht nachgebaut.

Stephan Büttner: „Wir haben im Zuckersegment fast 100 Millionen Euro versenkt.“ 

Die eingeleiteten strukturellen Maßnahmen durch die Stilllegung von Fabriken nach den Marktverwerfungen, dem massiven Absturz der Zuckerpreise bei gleichzeitiger Verdoppelung der Energiekosten seien unumgänglich gewesen. Büttner: „Wir haben fast 100 Millionen Euro versenkt.“  Allein „Sondereinflüsse“ wie diese schlugen sich bei Agrana mit 36,4 Millionen Euro zu Buche. 28 Millionen Euro davon fallen an Schließungskosten und Strukturmaßnahmen im Zuckerbereich an.

Ziel der Agrana ist es nun, mit der Konzentration auf Tulln eine dauerhaft tragfähige Grundlage für eine nachhaltige Zuckerproduktion in Österreich zu schaffen, betonte der Agrana-Chef.

Gute Geschäfte mit Früchten

Wirklich zufrieden ist der Manager derzeit nur mit dem Segment Frucht. Hier gab es höhere Absätze und Erlöse von Fruchtzubereitungen, auch Eiscreme oder Aromen. Die Ebit-Marge stieg kräftig um 65,6 Prozent auf knapp 100 Millionen Euro. Zum Vergleich: Die Ebit-Marge von Zucker fiel um 325 Prozent oder gut 91 Millionen Euro, jene bei Stärke um 36,7 Prozent um knapp 32 Millionen Euro.

Liebäugeln mit Übernahme von Austria Juice

Neben Investitionen in den Ausbau oder die Optimierung etwa von Produktionsanlagen sowie Kapazitätserweiterungen in einigen Frucht- und Stärkefabriken kann sich Büttner daher auch weitere Zukäufe von Mitbewerbern im Fruchtgeschäft vorstellen. „Wir führen laufend Gespräche.“ Eine Übernahme wäre besonders im Sinne von Agrana: die der Anteile der Raiffeisen Ware Austria am gemeinsamen Joint Venture Austria Juice in Kröllendorf im Mostviertel, Niederösterreich. Der Fruchtsaft-, Konzentrate- und Aromenhersteller gehört Agrana bereits zu 50,1 Prozent.

Knapp 44 Millionen Euro für Agrana-Aktionäre

Ein freier Cashflow von knapp 260 Millionen Euro (+100,5 %) und eine hinreichend hohe Eigenkapitalquote von 45,4 Prozent zur Finanzierung von Zukäufen stehen zur Verfügung. Knapp 44 Millionen Euro fließen vorbehaltlich der Zustimmung durch die Hauptversammlung der Agrana AG Anfang Juni in die Dividende der Aktionäre. Der Dividendenvorschlag beträgt 70 Cent je Aktie, um 20 Cent weniger als für das vorangegangene Geschäftsjahr.

- Bildquellen -

  • AGRANA Bilanz 2025: Tobias Holzer
- Werbung -
AUTORBERNHARD WEBER
Vorheriger ArtikelZoonosen: Eine wachsende Gefahr für Tier und Mensch?
Nächster ArtikelBergmesse von „Wir am Land 50+“