Positiver Ausblick für die Geflügelbranche

Die steigende Nachfrage nach Geflügelfleisch beflügelt das Wachstum der bäuerlichen Betriebe in dieser Branche. Das Land unterstützt den Trend mit einer erhöhten Investitionsförderung von bis zu 35 Prozent. Hohe Baukosten bremsen aber aktuell die Errichtung neuer Ställe.

Selbstversorgungsgrad und Pro-Kopf-Verbrauch für Hühner, Enten, Puten und Gänse

Geflügelfleisch trifft den Geschmack der Konsumenten. Zumindest wenn man den steigenden Verbrauchszahlen Glauben schenkt. Stark nachgefragt wird insbesondere Geflügelfleisch aus tierfreundlicher Haltung. Aktuell essen Herr und Frau Österreicher in etwa 21 Kilogramm pro Jahr. Beim Selbstversorgungsgrad gibt es in Österreich aber noch Luft nach oben – und zwar bei allen Geflügelarten (siehe Grafik). Darauf hat das Landwirtschaftsministerium Anfang des Jahres mit einer höheren Investitionsförderung von
35 Prozent reagiert. Obwohl laufend Betriebe in die Geflügelbranche einsteigen, wird die Entwicklung durch die aktuell hohen Baukosten für neue Stallungen gebremst. „Die Nachfrage nach Hendl aus Biomast und der neu errichtete Truthühnerschlachtbetrieb in Pfaffstätt werden die Branche aber nachhaltig stärken“, ist Agrarlandesrat Max Hiegelsberger überzeugt.

Investitionsförderung stärkt die Selbstversorgung

Wie überall im Bereich der Tierhaltung stehen die Bäuerinnen und Bauern auch in der Geflügelhaltung laufend auf dem Prüfstand. Die neuen Stallbauten übererfüllen aber die gesetzlichen Haltungsbedingungen. Auch in Bezug auf die Ressourcen-effizienz und Reduktion der Emissionen konnten bedeutende Fortschritte erzielt werden. Um das kontinuierliche Branchenwachstum – allein 2020 ist die Produktion um acht Prozent gestiegen – zu fördern, setzt die Investitionsförderung seit Jahresbeginn spezielle Schwerpunkte im Bereich der Geflügelhaltung. Besonders tierfreundliche Putenstallungen erhalten den Höchstfördersatz von 35 Prozent.

Die jährlich steigende Anzahl an geschlachteten Tieren sowie der Selbstversorgungsgrad spiegeln die positive Branchentendenz wider. Dabei wird sichtbar, dass das positive Image des „weißen Fleisches“ sowie der heimischen Eier in der Gesellschaft laufend zunimmt. „Seitens des Landes Oberösterreich ist es uns wichtig, die Wünsche der Konsumenten auch in unserer Förderpolitik abzubilden. Ziel ist es, die Eigenversorgung mit hochqualitativen Lebensmitteln in möglichst allen Bereichen hochzuhalten“, so Hiegelsberger. Zusätzlich gestärkt werden soll die Geflügelbranche durch das Fokussieren der regionalen Beschaffung in den Landesküchen.

Die Entwicklung, dass eine noch nie dagewesene Anzahl an landwirtschaftlichen Betrieben in die Geflügelwirtschaft einsteigen möchte, ist erfreulich. Einziger Wermutstropfen: „Die Baupreise sind momentan überdurchschnittlich hoch und selbst Verhandlungen mit den Baufirmen sind aufgrund der hohen Auftragslage nahezu aussichtslos“, schildert Hiegelsberger.

Positive Entwicklung bei Enten und Gänsen

Mit der Firma „Eiermacher“ weist Oberösterreich einen Taktgeber im Geflügelbereich auf. Das Projekt zur Etablierung einer österreichischen Entenhaltung wird laufend ausgeweitet. Pro Jahr ist mit ein bis zwei neuen Stallungen zu rechnen.

Bei den Gänsen haben sich die Einstallungen um mehr als 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Die Absatzsituation rund um das Martinifest wird zeigen, ob sich diese deutlichen Mengensteigerungen auch gut am Markt absetzen lassen.

Laufende Weiterentwicklung bei Haltung und Tierwohl

Ein Faktor für den Erfolg des Geflügelsektors ist deren Innovationskraft. Bereits 2009 war das Thema Tierwohl mit dem Ausstieg aus der Käfighaltung präsent. Damals wurde der gesamte Sektor revolutioniert und die Auflagen für die Geflügelmäster im EU-Vergleich ausgesprochen hoch angesetzt.

Quelle: Hermann Wakolbinger
Die Geflügelbranche wächst. Hiegelsberger hofft, dass die erhöhte Investitionsförderung einen zusätzlichen Anreiz schafft.

Ein Blick auf die Umstrukturierungen der vergangenen Jahre macht deutlich, dass Tierwohl zu einem immer bedeutenderen Thema für Gesellschaft und Produktion geworden ist.

„Aktuell werden tierwohlrelevante Haltungsanforderungen bereits mehrheitlich von den Verarbeitern und den Handelsketten etabliert und zum Teil auch honoriert. Bei den Zuschlägen für die Landwirte handelt es sich jedoch meist um Abgeltungen für die steigenden Anforderungen. Ein Mehrverdienst ist damit nicht möglich“, so Hiegelsberger. Er fordert daher langfristigen Abnahmegarantien ein – im Besonderen für die Neueinsteiger. Gerade sie bräuchten diese Sicherheit um das Risiko der meist sehr hohen Investitionen nicht allein tragen zu müssen.

Einrichtung eines nationalen Tiergesundheitsdienstes

Seitens der EU kommen mit dem Tiergesundheitsrecht, Tierarzneimittelrecht und dem Green Deal neue rechtliche Rahmenbedingungen auf die Tierhalter zu. Eine bessere Abstimmung der Landes-Tiergesundheitsdienste wird in diesem Zusammenhang immer wichtiger. Hiegelsberger unterstreicht das: „Als Vertreter des Tierhaltungslandes Nummer Eins habe ich die Gründung eines österreichweiten Tiergesundheitsdienstes aktiv vorangetrieben. Im Herbst 2020 konnten wir im Gremium der Landesagrarreferenten den entsprechenden Beschluss fassen.“ Vorbildwirkung hierfür hat sicher auch der Geflügelgesundheitsdienst (QGV). Seit mehr als 20 Jahren sichert die bundesweit agierende Vereinigung die Gesundheit der Geflügelbestände und die hohe Qualität von Eiern und Fleisch.

- Bildquellen -

  • 00185: Hermann Wakolbinger
  • Anmerkung 2021 09 21 130539: Bauernzeitung/jank; terex – Stock.adobe.com
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AUTORElisabeth Hasl
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