„Pionierarbeit“ für Frauen bringt neuen Blickwinkel

Anlässlich der bevorstehenden Gemeinderatswahlen stellt die Tiroler Bauernzeitung einige der zahlreichen bäuerlichen Entscheidungsträger auf Gemeindeebene vor - unter ihnen auch Anita Siller. Die Mutter, Biobäuerin und diplomierte Krankenpflegerin setzt sich seit sechs Jahren als Gemeinderätin für Neustift im Stubaital ein.

Aus welchem Grund sind Sie in die Gemeindepolitik gegangen?

SILLER: Wie so viele Menschen wollte ich mich aktiv einbringen, um unsere wunderschöne Heimat mitgestalten zu können. Gerade als Frau und Bäuerin war und ist es mir wichtig, unsere Sichtweisen und Interessen zu vertreten.

Wieso kandidieren Sie erneut bei der Gemeinderatswahl?

SILLER: Ich bin immer noch genau so begeistert oder sogar noch motivierter, zahlreiche Ideen und Ziele umzusetzen. Ein tolles Team stärkt mir den Rücken. Ich möchte gerne wiederum die Anliegen von BürgerInnen vertreten. Gerade weil wir die letzten Jahre aufgrund der Mehrheiten im Gemeinderat nur eingeschränkte Möglichkeiten hatten, aktiv mitzugestalten, freue ich mich über jede Unterstützung. Der Wahlerfolg der letzten Gemeinderatswahl und die vielen persönlichen Gespräche ließen mich an der Aufgabe wachsen und geben mir Kraft und die Bestätigung, mich weiterhin für die Gemeinde einzusetzen. Als einzige Frau in einem von Männern dominierten Gemeinderat sieht man manche Themen differenzierter, manchmal mit einem besseren Blick fürs Detail, ein anderes Mal mit ein bisschen mehr Gefühl und ein weiteres Mal mit dem Blick einer Mutter.

Welche Ziele setzen Sie sich in der kommenden Periode für Neustift?

SILLER: Die Liste der dringend in Angriff zu nehmenden Themen ist lang. Die Gemeinde Neustift hat in vielen Bereichen Verbesserungspotenzial. Insbesondere haben einige Betreuungseinrichtungen derzeit großen Aufholbedarf. Mein größtes Herzensanliegen sind aber die Themen Nachhaltigkeit und Kooperationen. Gerade wir Bauern leisten hier einen wichtigen Beitrag. Das ist uns selbst manchmal nicht bewusst und wird auch von anderen nicht immer wahrgenommen. Und genau da möchte ich ansetzen, um unserem teils selbstverständlichen Tun einen Namen geben. Große Aufmerksamkeit gilt auch dem Erhalt unseres Waldes, den Kultur- und Naturlandschaften – unserem Naherholungsraum direkt vor der Haustür. Dabei dürfen wir auch nicht darauf vergessen, entsprechende Rahmenbedingungen für touristische und wirtschaftliche Weiterentwicklung zu schaffen. Ich bin zuversichtlich, dass auch wir Bauern zukünftig wieder mehr aufeinander zugehen und uns unterstützen. Wir sind mittlerweile eine sehr kleine Berufsgruppe. Umso wichtiger ist der Zusammenhalt, damit unsere Anliegen gehört werden.

Welche Veränderungen konnten Sie in Ihrer Zeit im Gemeinderat erreichen?

SILLER: Ich war in den letzten sechs Jahren seit Längerem wieder die erste Frau im Neustifter Gemeinderat. Ich glaube, dass ich unsere Herren für wichtige Themen wie Nachhaltigkeit, Kinderbetreuung usw. sensibilisieren konnte. Ebenfalls hat sich durch die Anwesenheit einer Frau der Umgangston verbessert. Besonders freut es mich, dass durch meine „Pionierarbeit“ jetzt mehr Frauen bereit sind, sich in der Gemeindepolitik einzubringen.

Was würden Sie (bäuerlichen) Neueinsteigerinnen und Neueinsteigern in die Kommunalpolitik raten?

SILLER: Traut euch! Politik kann authentisch und ehrlich sein, wenn man für seine Interessen einsteht. Ich möchte vor allem Frauen und junge Erwachsene motivieren, mitzureden. Nur wer selbst aktiv wird, kann auch seine Meinungen und Ideen vertreten.

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  • 02 Anita Siller: Pfurtscheller Fotografie
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AUTORHannah Pixner
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