Seit rund drei Jahrzehnten geht man gemeinsam gegen die Maikäferplage vor: Land Tirol, Landwirtschaftskammer, Universität Innsbruck, Maschinenring, Gemeinden und Grundbesitzer bündeln ihre Kräfte und forcieren die Ausbringung von Pilzgerste als biologische Waffe gegen die Maikäferplage. Dabei werden Gerstenkörner, die als Träger des Pilzes „beauveria brongniartii“ dienen, mit einem speziellen Gerät im Boden verteilt, wo sich der Pilz dann ausbreitet und die Larven des Maikäfers, bekannt als Engerlinge, befällt und abtötet. Keine anderen Bodenbewohner werden durch die Prozedur beeinflusst.

Im Interesse der Allgemeinheit

Den Einsatz des biologischen Mittels statt einer chemischen Keule bewertet Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler positiv. „In den vergangenen Jahren breitete sich der Maikäfer enorm aus und sorgte teilweise auch für einen totalen Ertragsausfall auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen, besonders im Tiroler Oberland. Doch nicht nur die Bäuerinnen und Bauern profitieren vom Einsatz der Pilzgerste. Die Eindämmung des Maikäfers liegt im Interesse der Allgemeinheit. Es kann sich zu einem Riesenproblem entwicklen, wenn der Maikäfer die Steilhänge befällt und dadurch Erosionen verursacht“, erklärt Geisler. „Die Grundbesitzer werden bei der Käferbekämpfung natürlich nicht alleine gelassen. Die Ausbringung der Pilzgerste wird zu je einem Drittel vom Land Tirol, der zuständigen Gemeinde bzw. den Agrargemeinschaften und dem Grundbesitzer finanziert“, so Geisler. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf 480 Euro pro Hektar.

Alle sechs Jahre muss die Pilzgerste ausgebracht werden. Derzeit arbeite man intensiv an einer möglichen Methode für die effiziente Ausbringung der Pilzgerste in Hanglagen, erzählt der Mikrobiologe Hermann Strasser, der das Projekt wissenschaftlich betreut.

„Stehen nicht erst am Anfang“

Im Tiroler Oberland werden knapp 900 Hektar befallener Fläche durch den Maschinenring bearbeitet. Durch die Coronakrise und die schwierige Witterung verzögerte sich die Ausbringung der Pilzgerste im vergangenen Jahr, heuer werde das Versäumte nachgeholt. „Wir setzen schon seit Jahren Maßnahmen zur Eindämmung des Maikäferbefalls. Daher können wir nun angemessen auf die Ausbreitung des Maikäfers reagieren und stehen nicht erst am Anfang“, freut sich der Imster Bezirksbauernobmann Andreas Gstrein und spricht von einem Erfolg für die Bäuerinnen und Bauern.

Dennoch setze die periodische Wettersituation und die Klimaerwärmung dem Oberland zu. „Die Käfer wandern in immer höhere Lagen, wo man sich lange keinen Befall hätte vorstellen können“, berichtet er. Beispielsweise sei der Gartenlaubkäfer vergangenes Jahr in Sölden entdeckt worden. Dieser wird mit ähnlichen Mitteln wie der Maikäfer bekämpft. „Eine beunruhigende Entwicklung“, meint Gstrein und führt aus: „Natürlich spielt es uns in die Hände, dass wir erprobt sind. Dennoch ist es wichtig, dass den Bäuerinnen und Bauern die Notwendigkeit der Schädlingsbekämpfung bewusst ist.“

Höherer Stellenwert für Boden

Mit der Zeit habe sich auch die Technik zur Pilzgerste-Ausbringung weiterentwickelt. Inzwischen werde im selben Zug auch die Nachsaat für klimafittes Grünland ausgebracht.

Überhaupt solle die Fitness der Grünlands einen höheren Stellenwert einnehmen: „Der Boden darf nicht vernachlässigt werden. Von gesundem Grünland profitiert der Bauer nicht nur in Form von hochqualitativem Viehfutter. Das Grünland stellt die Lebensgrundlage eines landwirtschaftlichen Betriebs dar. Daher ist nicht nur auf eine vorbildliche Versorgung des Viehs im Stall zu achten, sondern auch auf die aufmerksame Betreuung der Fläche, die man bewirtschaftet“, so Gstrein.

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AUTORHannah Pixner
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