BauernZeitung: Vor einigen Jahren, in einer Zeit, in der der Ruf der Landwirtschaft als auch die Witterungsverhältnisse zu wünschen übrig ließen, haben Sie in einem Interview mit der BauernZeitung gemeint: „Ich will als Pflanzenbaudirektor noch die Zeit miterleben in der es wieder aufwärts geht.“ Wurde Ihnen dieser Wunsch erfüllt?
KRUMPHUBER: In Summe, ja. Trotz aller Problematik ist es aufwärts gegangen. Ein Thema hat uns natürlich die ganze Zeit verfolgt – der Klimawandel. Dennoch haben wir in Oberösterreich in den vergangenen drei Jahrzehnten in der Produktivität eine sehr gute, stabile Entwicklung genommen – eine bessere als viele andere Bundesländer. Außerdem hat es einen unheimlichen Zugewinn an Know-how gegeben. Die Bäuerinnen und Bauern sind heute alle gut ausgebildet und kennen sich top aus. Also ja, es ist viel Positives geschehen, dass mich mit Zufriedenheit erfüllt und mich optimistisch in die Zukunft blicken lässt.

Wie sehr hat sich in dieser Zeit die Pflanzenproduktion gewandelt?
Da hat sich natürlich viel getan. Bei den Kulturen konstant gehalten haben sich Weizen und Mais. Sommergerste und Hafer hingegen sind viel weniger geworden. Auch die Raps- und Kartoffelflächen sind kontinuierlich gesunken. Stattdessen sind die Triticale und die circa 17.000 Hektar Soja dazugekommen. Kurzum bei der ackerbaulichen Nutzung hat sich das Artenspektrum ein bisschen, das Sortenspektrum dage­gen total verändert. Wir haben praktisch keine Sorte mehr, die es vor 30 Jahren gegeben hat. Aber Änderungen im Pflanzenbau sind immer klassische Evolution, nie Revolution. Bei Problemen kommt der Pflanzenzüchtung eine Schlüsselrolle zu. Man sollte sie daher wertschätzen und bestmöglich unterstützen. Die Zukunftslösungen werden weniger von der Chemie, dafür mehr von den Pflanzenzüchtern kommen.

Die aktuelle Lage der heimischen Landwirtschaft in einem Satz verpackt?
Die Landwirtschaft ist ein unendlich wichtiger Sektor, der aber leider nicht die Wertschätzung findet, den er sich verdient hätte.

Was halten Sie vom Green Deal und der Farm-to-Fork-Strategie?
Ich bin ein bisschen geschockt über das Ganze. Für die breite Öffentlichkeit klingt ein Minus von 50 Prozent bei Pflanzenschutzmitteln und 20 Prozent bei Düngemitteln natürlich super. Im Prinzip ist es aber eine Kriegserklärung an den Pflanzenschutz. Für die produzierende Landwirtschaft ist es schon jetzt durch den Wegfall wichtiger Mittel mühsam. Wenn das so weitergeht, werden wir den Leuten irgendwann sagen müssen: „Tut mir leid, wir haben für dein Problem keine Lösung.“
Eine weitere Schlussfolgerung daraus ist: Offenbar hat man aus der Corona-Krise nichts gelernt. Denn dieses „Farm-to-Fork“-Papier ist auch eine massive Attacke auf die Eigenversorgung.

Welchen Ratschlag haben Sie für Hofübernehmer?
Unsere jungen Betriebsleiter sind durch die Bank sehr gut ausgebildet. Denen muss man nicht viel erklären. Aber ich glaube drei Dinge sind ganz wichtig, um Erfolg zu haben: gute Ausbildung, die Liebe zum Beruf und natürlich Realitätssinn.

Ihre Analyse der Erntesituation wird jedes Jahr von Landwirten und Agrarjournalisten mit Spannung erwartet. Wie fällt sie für das heurige Jahr aus?
Die Niederschlags- und Temperatursituation war im heurigen Jahr klar ent­spannter. Österreichweit dürfte es eine Durchschnittsgetreideernte werden. Wie in den vergangenen Jahren liegt Oberösterreich aber deutlich über dem Bundesschnitt. Die Weizenernte hat im Zent­ralraum erwartungsgemäß gut gestartet. Positiv überrascht hat auch der Raps. Den haben alle ertragsmäßig schlechter eingeschätzt. Die Herbstkul­turen haben bis jetzt sehr gute Bedingungen gehabt. Dementsprechend vielversprechend se­hen Sojabohne, Mais, Zuckerrüben und Kürbis aus. Wenn da nichts Gröberes mehr passiert, werden wir mengenmäßig speziell in Oberösterreich eine sehr ordentliche Erntebilanz zustande bringen.

Wenn Sie Ihrem Nachfolger die Stelle des Pflanzenbaudirektors kurz und prägnant beschreiben müssten?
Ich sag immer zu ihm: „Helmut (Anm. Feitzlmayr), du bekommst den schönsten Job, den unser Haus zu bieten hat.“

- Bildquellen -

  • Pflanzenbaudirektor Krumphuber: Hasl/BZ
- Werbung -
AUTORElisabeth Hasl
Vorheriger ArtikelPraktischer Zusatzverdienst im Winter mit Attensam
Nächster ArtikelZusätzliches Nasslager für Rundholz in Betrieb