Der betroffene Schafbestand wurde mittlerweile gekeult (Symbolbild).

Als wäre die Sorge unter Schaf- und Ziegenbauern durch die Blauzungenkrankheit nicht schon groß genug, müssen diese sich nun mit einer weiteren Tierseuche auseinandersetzen. Wie vergangene Woche bekannt wurde, kam es im Dreiländereck zwischen Österreich, Slowenien und Ungarn zu einem Ausbruch der Pest der kleinen Wiederkäuer (Peste des petits ruminants, PPR).

Symptome im Überblick

PPR ist vor allem für Ziegen aber auch Schafe hochansteckend und endet zumeist tödlich. Das Virus wird von Tier zu Tier und durch die Luft übertragen und verursacht schon wenige Tage nach der Infektion hohes Fieber. Erkrankte Tiere leiden an Nasen- und Augenausfluss, starkem Durchfall oder Verstopfung sowie Lungenentzündung und magern ab. Eine Therapiemöglichkeit besteht nicht, ebenso ist in der EU derzeit keine Impfung zugelassen, informiert die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES).

Während für den Menschen keine Ansteckungsgefahr besteht, können andere Nutz- und Wildtiere ebenso erkranken: Laut AGES sind Infektionen bei Wildwiederkäuern, Schweinen und Rindern dokumentiert, wobei Letztere keine Viren ausscheiden und auch keinerlei Symptome zeigen.

Über den Balkan nach Mitteleuropa

In Afrika und im Mittleren Osten tritt die Pest der kleinen Wiederkäuer regelmäßig auf. Auch in der Türkei kommt es seit Mitte der 2000er-Jahre alljährlich zu Ausbrüchen. In Europa fasste PPR erstmals 2018 in Bulgarien Fuß. Mit voller Wucht traf die Krankheit 2024 Schaf- und Ziegenhalter in Rumänien und Griechenland. So wurden allein im vergangenen Juli in Griechenland 14.000 Tiere gekeult, in Rumänien mussten laut Medienberichten gar 200.000 notgetötet werden.

Von dort dürfte die Krankheit nun auch nach Ungarn eingeschleppt worden sein. Beim Österreichischen Bundesverband für Schafe und Ziegen (ÖBSZ) macht man einen Tiertransport aus einer (eigentlich seuchenfreien) Region Rumäniens für den Seuchenausbruch verantwortlich. Der am 27. Jänner von den ungarischen Behörden offiziell bestätige Fall sei auf eine Routinekontrolle zurückzuführen, bei der drei von 300 importierten Schafen PPR-Antikörper aufwiesen. Mehrere Tiere hätten außerdem klinische Symptome gezeigt. Das Verheerende: Der betroffene Schlacht- und Mastbetrieb im Südwesten Ungarns liegt unmittelbar an der Grenze zu Slowenien und nur 24 Kilometer vom Burgenland entfernt.

Die ungarischen Behörden reagierten prompt, die betroffene Herde wurde – ebenso wie jene eines Nachbarbetriebs – gekeult. Um den Hof wurden im Radius von drei und zehn Kilometern Schutz- beziehungsweise Überwachungszonen errichtet, welche teilweise nach Slowenien reichen. Ob sich die Seuche in Ungarn bereits ausgebreitet hat, wird dieser Tage von den örtlichen Veterinärbehörden überprüft.

Biosicherheit, Biosicherheit, Biosicherheit

Damit Österreich weiter frei von PPR bleibt, appelliert das Gesundheitsministerium nun an alle Bauern. Aus den betroffenen Gebieten sollen keinesfalls Tiere importiert oder exportiert werden, bei Versteigerungen ist Vorsicht geboten. Generell ist dieser Tage Biosicherheit (wieder einmal) oberstes Gebot. Bei Zukäufen sind Quarantänemaßnahmen Pflicht, betriebsfremde Personen sollen Stallungen möglichst nicht betreten. Ratsam sind auch Desinfektionsmaßnahmen vor dem täglichen Gang in den Stall.

Die AGES informiert auf ihrer Website über die aktuelle Lage in Österreich.

 

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  • Schafherde Ungarn: Peter Oetelshofen - stock.adobe.com
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AUTORClemens Wieltsch
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