Paris und Wien fordern eine europäische Eiweißstrategie

Köstinger, Denormandie: Gemeinsame Erklärung von Österreich und Frankreich.

Die Landwirtschaftsminister Frankreichs und Österreichs haben die EU-Kommission dazu aufgefordert, die Eigenversorgung im Futterprotein innerhalb der Gemeinschaft zu steigern.

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Die in Europa produzierte Menge an Sojabohnen kann Bedarf bei weitem nicht decken.

Dazu müsse Brüssel endlich eine europäische Eiweißstrategie vorlegen, betonten die beiden Agrarressortchefs Julien Denormandie und Elisabeth Köstinger. Aus deren Sicht könne die Kommission dafür auf ihren Bericht aus dem Jahr 2018 über die Entwicklung von Pflanzenproteinen in der EU aufbauen. Darin hatte die Kommission festgestellt, dass nur rund 5 Prozent des in der Union im Wirtschaftsjahr 2016/ 17 eingesetzten Sojaeiweißes über die eigene Produktion gedeckt wurde. Bei der Versorgung mit Proteinen aus Rapsprodukten belief sich der Selbstversorgungsgrad 2016/17 allerdings auf 79 Prozent. Daneben sollten die nationalen Anstrengungen der Mitgliedstaaten in diesem Bereich berücksichtigt werden.
Für Denormandie ist die Relokalisierung des Anbaues pflanzlicher Proteine, für die die französisch-österreichische Initiative steht, von ,,größter Bedeutung“. Der Minister verwies auf die ökologischen Vorteile dieser Kulturen auch für die Ernährungssouveränität.
Köstinger stellte ergänzend fest, dass die Union das Potenzial habe, gleichzeitig die eigene Produktion von pflanzlichen Proteinen zu stärken und die hohen EU-Standards zu sichern. „Dazu müssen wir unsere Anstrengungen fokussieren und bündeln.“ In einer europäischen Eiweißstrategie sieht sie dafür den richtigen Ansatz. „Der Erhalt funktionierender, nachhaltiger und belastbarer Lebensmittelversorgungsketten ist entscheidend für unsere Zukunft“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.

„Strategische Autonomie“

Darin plädieren die beiden Agrarminister außerdem dafür, die logistische Entwicklung des Sektors zu unterstützen, um Transportwege durch Stärkung regionaler Versorgungsketten zu verkürzen und ausreichende Verarbeitungskapazitäten im Lebens- und Futtermittelbereich zu gewährleisten. Darüber hinaus drängen Frankreich und Österreich auf eine effektive Pflanzenzüchtung der Eiweißkulturen.
Gefördert werden sollte nach Ansicht von Paris und Wien außerdem die Diversifizierung der Eiweißaufnahme, wobei der Verzehr von Hülsenfrüchten aus lokaler Produktion forciert werden sollte. Forschung gilt es zu unterstützen. Die Thematik wollen beide Mitgliedstaaten vor dem Ständigen Ausschuss für Agrarforschung (SCAR) der EU-Kommission bringen. Gemeinschaftliche und transnationale Forschungsprogramme zum pflanzlichen Eiweiß und zum Stickstoffkreislauf könnten einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau der „strategischen Autonomie der EU“ leisten.

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AUTORBernhard Weber
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