Nein zu Bäcker-Forderung nach Getreide-Exportstopp

Ein angesichts geringer Getreidelagerbestände von Bäckern und Mühlenbetreibern medial geforderter Getreide-Exportstopp wird vom Präsidenten der LK Österreich, Josef Moosbrugger, vehement abgelehnt.

Genug Mahlweizen aus Österreich für heimische Müller und Bäcker. Foto:Parilov - stock.adobe.com

Österreichs Bäcker und Mühlen klagen über zu wenig Weizen aus heimischer, regionaler Produktion. Weil die Getreideernte in vielen EU-Ländern, allen voran Italien oder Frankreich, heuer schwächer ausfiel, liefern Österreichs Bauern und Agrarhändler ihren Weizen vermehrt dorthin. Nun fehle hierzulande den Mühlen und Bäckern zunehmend der Rohstoff für ihr Mehl. Sie fordern, trotz EU-Binnenmarkt „Weizenexporte“ gehörten „bis zur nächsten Ernte ausgesetzt“, um für jene auch AMA-zertifizierten Verarbeiter, die sich zu österreichischem Rohstoff bekennen, auch ausreichende Mengen sicherzustellen. Österreichs Agrarspitzen reagierten darauf mit ablehnendem Kopfschütteln.

„Bisher billig gewohnt“
Landwirtschafsministerin Elisabeth Köstinger verwies gegenüber der APA auf die Regeln der Marktwirtschaft. Man müsse es den Landwirten zugestehen, dass sie versuchen, ihr Getreide zum besten Preis zu verkaufen. Weniger diplomatisch reagierte Bauernkammern-Chef Moosbrugger: „Leider war vielen das Thema Regionalität und gegenseitige Verbindlichkeit in der Vergangenheit kein besonderes Anliegen. Man war gewohnt, jederzeit auf billiges Getreide zugreifen zu können.“ Die Landwirtschaft kritisiere seit Jahren den Import von billigen Lebensmitteln aus allen Teilen der Welt, stieß dabei aber meist auf taube Ohren, so Moosbrugger. Die aktuelle Forderung nach einem Exportstopp für Getreide wird daher zurückgewiesen. Ein solcher würde das Marktgeschehen einseitig einschränken. Österreichs oberster Bauernvertreter: „Wir sind höchst interessiert an verlässlichen und dauerhaften Lieferbeziehungen. Die Bäuerinnen und Bauern wollen ehrliche Partnerschaften mit dem lokalen Handel, dem Gewerbe und den Konsumenten. Diese Partnerschaften müssen aber für beide Seiten Sinn machen und nicht nurfür die kurzen Zeiträume, in denen internationale Preisnotierungen einmal zugunsten der Erzeuger ausschlagen.“
Auch Johannes Schmuckenschlager, Bauernbund-Abgeordneter im Nationalrat und Präsident der LK Niederösterreich, sieht keinen Engpass. Die jährliche Weizenanbaufläche in Österreich betrage rund 250.000 Hektar. Trotz etwas weniger Anbaus und zuletzt unterdurchschnittlicher Erträge sei die Weizenversorgung in Österreich bis zur nächsten Saison gewährleistet. „Österreichs Landwirtschaft kommt ihrem Versorgungsauftrag damit jedenfalls nach.
Laut Angaben der Agrarmarkt Austria werden hierzulande für die menschliche Ernährung rund 500.000 bis 600.000 Tonnen Weizen benötigt. Schmuckenschlager: „Auch wenn Weizen für die Fütterung oder zur Stärkeproduktion verwendet wird, ist die Brotweizenmenge in keinster Weise gefährdet.“

„Für Bauern ein Signal“
Dass die Preise an den Getreidemärkten zuletzt überall deutlich angestiegen sind, sei „für unsere Landwirte ein wichtiges Signal. In den vergangenen Jahren war die Preisentwicklungen angesichts der Kostensteigerungen für unsere Betriebe alles andere als zufriedenstellend“, so Johannes Schmuckenschlager.
Umso wichtiger sei es, dass nun alle Beteiligten in der Versorgungskette ein klares Bekenntnis zu heimischem Getreide abgeben, damit Brot und Gebäck für die Österreicher aus regionalem Getreide hergestellt und zugleich Sicherheit und ein Mehrwert für die Landwirte wie auch die Konsumenten geschaffen wird. „Es braucht auch bei Mehl, Brot- und Backwaren eine eindeutige Herkunftskennzeichnung, mit Einführung des AMA-Gütesiegels für Getreideprodukte“, so der LK-Chef.

Erste Nachzahlung bei RWA-Getreidepool
Indes betont man beim größten Agrarhändler Österreichs, der Raiffeisen Ware Austria, die Versorgung der Bevölkerung mit Getreide sei sicher. Deren Pool Getreide-Vermarktung der Lagerhausgenossenschaften laufe kontinuierlich. Nachdem die Notierungen für Weizen an der für Europa wichtigsten Börse Euronext seit Anfang Juli von rund 200 auf zeitweise über 300 Euro je Tonne zugelegt haben, stiegen auch an der Wiener Börse seit der Ernte die Notierungen für Qualitäts- und Premiumweizen kontinuierlich an. Die bisher erzielten Erlöse erlauben im Dezember eine erste Nachzahlung für die Pool-Mengen bei Weichweizen, Roggen und Durum, berichtet, Andreas Jirkowsky, RWA-Bereichsleiter für Landwirtschaftliche Erzeugnisse. „Wir wollen damit auch einen Beitrag leisten, die hohen Preise für Dünger, Diesel und andere Betriebsmittel abzufedern.“
Im Vergleich zum Vorjahr seien die Pool-Mengen aufgrund der teils geringeren Ernte zurückgegangen, so Jirkowsky. Bereits die Akonto-Zahlungen für die Ernte 2021 lagen über jenen der Ernte 2020. Mit der ersten Nachzahlung stelle man weitere Liquidität zur Verfügung. Durch die Pool-Vermarktung lasse sich Vermarktungsdruck vermeiden. „Kolportierte Aussagen bezüglich eines Engpasses bei Weizen sind aus unserer Sicht unbegründet“, so Jirkowsky: Bisher habe man alle traditionellen Kundenanfragen zu jeweils aktuellen Marktpreisen bedienen können. Sofern es in absehbarerer Zeit zu keinem Einbruch auf den Weltmärkten kommt, ist der RWA-Experte zuversichtlich, dass am Ende der Vermarktungssaison eine zweite Nachzahlung möglich sein wird.

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