Nahversorgung künftig mittels Boxen-Stopp

Rewe springt auf innovatives Konzept der Nahversorgung auf. An vier Standorten gibt es bereits „Billa Regional Boxen“. Der Konzern muss sich dafür aber auch viel Kritik anhören.

Erste Billa-Regional-Boxen in Kärnten.

Österreichweit sind derzeit mehr als 600 Gemeinden ohne Nahversorger, vor allem in sehr ländlichen Gegenden wird das zunehmend zu einem Problem. Regionale, oft bäuerliche Anbieter mit Selbstbedienungsläden in Containern sind daher der neueste Trend. Auch die BauernZeitung berichtete bereits mehrfach über solche Vermarktungseinrichtungen für Lebensmittel.
Waren es zunächst bäuerliche Direktvermarkter, die sich mit anderen organisiert haben, springen immer mehr große Anbieter auf das Container-Konzept auf. In der Schweiz begannen Migros und Valora mit „Einkaufs-Boxen“, in Deutschland betreibt Edeka Ähnliches, und in Österreich ist nach Unimarkt jetzt auch der Rewe-Konzern auf den Geschmack gekommen. Anfang des Monats eröffnete dieser die ersten vier „Billa Regional Boxen“ in den Kärntner Gemeinden Mörtschach, Flattach, Baldramsdorf und Dellach. Der Zugang ist barrierefrei, ein Terminal leitet durch den Selbstbedienungs-Kaufvorgang. Die Produkte werden mittels Strichcode selbst gescannt, bezahlt wird bar oder mit Karte.
Das „Ultra-Nahversorger“-Projekt entstand in Kooperation mit dem Kärntner Start-Up „myAcker“, das seit 2019 selbst bereits neun solcher Mini-Nahversorger aufgebaut hat. Die „Billa Regional Boxen“ bieten laut Konzernangaben auf elf Quadratmetern Fläche mehr als 200 Artikel des täglichen Bedarfs. Man möchte aber auch Produkten lokaler Anbieter eine Bühne bieten, betont man bei Billa. In den sozialen Netzwerken schlägt das Vorhaben hohe Wellen. Viele sorgen sich um die Existenz bäuerlicher Direktvermarkter und sehen die Billa-Box als direkten Angriff auf Bauern. „Ich bin traurig und zornig zugleich. Ich bitte die Bevölkerung, weiter bei uns einzukaufen und die Qualität zu schätzen“, schreibt eine verzweifelte Kärntner Bäuerin auf facebook. „Jetzt müssen diese gierigen Bigplayer des Lebensmittelhandels auch noch den kleinen direktvermarktenden Bauern ihr letztes Wasser abgraben!?“, macht ein anderer User seinem Ärger Luft.
Bei Billa betont man, man favorsiiere bewusst gemeinsam mit „myAcker“ lokale Anbieter: Aktuell würden 39 Lieferanten aus 26 Ortschaften unterstützt, „davon kommen 30 Produzenten direkt aus dem Drau- oder Mölltal“.
Bei aller Skepsis bewerten viele aber gerade diesen einen Aspekt positiv: Dass Billa mit dem innovativen Start-Up kooperiert. Den Gründern von „myAcker“ wird in diesem Zusammenhang vor allem online viel Lob ausgesprochen.

- Bildquellen -

  • BILLA: BILLA/Patrick Sommeregger-Baurecht
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