Müssen Bauern um ihre Saisonarbeiter bangen?

Seit einem Jahr sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie weltweit zu spüren. Auch in der Landwirtschaft ist eine ständige Verunsicherung bemerkbar, etwa rund um die Erntehilfe.

Der Ruf nach Saisonniers mit Fachkenntnissen wird jedes Jahr lauter. Doch kaum Österreicher und immer weniger EU-Bürger hören ihn.

Je stärker im Frühling die Sonne strahlt, desto größer wird auch der Appetit auf Spargel und frisches Gemüse. Für die Pflege- und Ernte­arbeiten dieser Kulturen werden allein in Niederösterreich 2.000 Hilfskräfte und Facharbeiter aus Drittstaaten benötigt. Das Kontingent sieht aber nur 550 Plätze vor.

Arbeitskräfte-Situation für Betriebe spürbar verbessern

„Wir brauchen mehr Mitarbeiter aus Drittstaaten, weil uns die EU-Bürger mehr und mehr abhandenkommen“, betont Obmann Werner Magoschitz vom Verein Marchfeldspargel. Dessen Vereinsmitglieder würden sich alle freiwillig zur stetigen Überprüfung der Sozialpraktiken, der Arbeitssicherheit, des Gesundheitsschutzes und des Arbeitnehmerschutzes verpflichten. Trotzdem konnte mit der im Vorjahr eingerichteten Erntehelferplattform zur Vermittlung heimischer Arbeitskräfte der Bedarf an ausreichend qualifiziertem Personal nicht gedeckt werden. Ähnlich skizzierte Wiens Bauernbundobmann und LK-Präsident Franz Windisch die Lage: „Die Spezialisierung auf unterschiedliche Kulturen mit besonderen Anbauerfordernisse, aber auch die wachsende Bio-Produktion und der damit verbundene steigende Anteil händischer Arbeit machen zusätzliche, oft kurzfristige Beschäftigungsverhältnisse notwendig“.

Stammarbeiterkontingent muss neu geregelt werden

Der Verwaltungsaufwand bei der Suche nach Arbeitskräften, bei Jobbörsen sowie im Ersatzkraftverfahren für Betriebe werde immer langwieriger. Arbeiter aus anderen EU-Mitgliedsländern seien immer schwieriger zu generieren, weshalb potentielle Erntehelfer aus Drittstaaten laufend wichtiger würden. „Die hohe Anzahl an Arbeitssuchenden in Österreich wegen Corona steht aber einer Aufstockung des Saisonarbeiter-Kontingentes aus solchen Drittstaaten im Wege“, weiß Wiens Bauernbunddirektor Norbert Walter. Er und Windisch fordern deshalb „die Ausschöpfung des Kontingentes auf landwirtschaftliche Primärproduzenten und systemrelevante Produktionen zu beschränken. Zudem brauche es eine Neuauflage des Stammarbeiterkontingentes.“

Neben ständigen Unsicherheiten für die Pendler an der Grenze bei der Einreise und in Quarantänefragen wie im vergangenen Jahr kommt heuer die Notwendigkeit von Corona-Tests hinzu. Um die Versorgungssicherheit der Großstadt Wien mit regionalen Agrarprodukten sicherzustellen, fordern die beiden Agrarpolitiker nun mehr Unterstützung für die Wiener Betriebe: „Das demnächst zu beschließende neue Landarbeitsgesetz rückt die Möglichkeit der Attraktivierung von Arbeitsplätzen in Garten-, Wein- und Obstbau durch längerfristige Beschäftigungsverhältnisse im Rahmen von Arbeitgeberzusammenschlüssen in greifbare Nähe.“

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  • 10 01 13 21 NO: Agrarfoto.com
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AUTORArtur Riegler
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