Müll wegwerfen muss für „Schweinderl“ teuer sein

Straßen, Felder, Wege – überall findet man achtlos weggeworfene Getränkeflaschen und Verpackungen. Landwirtschaftskammer und Abfallverband fordern die Einführung eines Pfandsystems und höhere Strafen für Müllsünder. Denn wer die Umwelt verschmutzt, muss auch die Zeche dafür zahlen.

Der „Saustall“ entlang der heimischen Straßen soll ein Ende haben. Durch ein Pfandsystem soll Plastik einen Wert bekommen und dadurch in größerem Umfang recycelt werden.

Nicht erst seit Corona wollen alle die Natur genießen und sich draußen frei bewegen. Doch jede Freiheit hat auch ihre Grenzen. Denn Getränkeflaschen, Zigarettenstummel und Verpackungsmaterial gehören in der Stadt wie auch am Land in den Müll und nicht aufs Feld. Gleiches trifft auf die Straßen zu. Wie kommen die Gemeinden bzw. die Grundstückseigentümer dazu, den Abfall von anderen wegzuräumen?

Ein Pfandsystem könnte das Abfallproblem lösen

400 Tonnen Straßenmüll sammeln und entsorgen die Straßenmeistereien jedes Jahr in Oberösterreich. Dadurch entstehen Kosten von 1,5 Millionen Euro. Drei Viertel des Mülls sind Einwegflaschen. Das hier Handlungsbedarf besteht, ist für Roland Wohlmuth (siehe Landsleute) vom OÖ Landesabfallverband klar. Er tritt für eine Erhöhung der Mehrweg-Quote ein. „Mit einem Pfandsystem wäre ein Anreiz geboten, Plastikflaschen und Alu-Dosen nicht achtlos wegzuwerfen, sondern wieder zurückzubringen. Die Littering-Problematik könnte somit verringert werden.“ Dem pflichtet Landwirtschaftskammer-Präsidentin Michaela Langer-Weninger bei. Für sie würde das Pfandsystem einen „dringend benötigten Lenkungseffekt“ bringen, „erst wenn wir dem Wertstoff Plastik einen Preis geben, wird er nicht mehr achtlos weggeworfen.“

Auch seitens des Umweltministeriums plädiert man für ein Plastikpfand. Dahingehende Pläne wurden aber immer wieder von der Wirtschaftskammer boykottiert. Begründung: Kleine Handelsbetriebe und Greißler würden durch hohe Aufwandskosten für Pfandautomaten und Platzeinbußen bei der Ladenfläche in den Ruin getrieben. Dieses Argument hinkt jedoch, denn das Ministerium hat für Betriebe unter 200 Quadratmeter Fläche eine Ausnahmeregelung vorgesehen. Zudem ist in vielen europäischen Ländern die Pfandrückgabe bereits erfolgreich umgesetzt worden – ohne Aussterben kleinerer Läden.

Landwirte von unfairen Entsorgungskosten befreien

Eine weitere Forderung der bäuerlichen Interessensvertretung betrifft die Entsorgungskosten. Bisher normiert das OÖ Abfallwirtschaftsgesetz, dass Grundstückseigentümer von Wiesen und Feldern selbst für die Entsorgung des Abfalles aufkommen, wenn – wie in den allermeisten Fällen – der Verursacher nicht festzustellen ist. „Die Grundstückseigentü­mer müssen von der Entsorgungspflicht befreit werden“, insistiert Langer-Weninger. Auch den Gemeinden dürften die Kosten nicht angelastet werden, sind sich Kammer und Abfallverband einig. „Letztlich würden nämlich wieder wir alle die Entsorgung bezahlen“, erklärt Wohlmuth. Die beiden fordern daher eine entsprechende Änderung des Landesgesetzes. Diese soll „nachvollziehbare Entschädigungsflüsse vom Gesetzgeber“ beinhalten.

Auch höhere Strafen für Abfallsünder sollen Eingang in das Gesetz finden. Entsprechende Vorschläge gab es auch bereits seitens der OÖVP. Mit der für 2021 angekündigten Novelle des Abfallgesetzes bietet sich auch die Gelegenheit dazu.

Im heurigen Frühjahr und Sommer kommen aber noch einmal die Bäuerinnen und Bauern zum Handkuss. Sie müssen unter großem Arbeits- und Zeitaufwand ihre Futter- und Produktionsflächen vom Müll befreien. Auch Freiwillige helfen tatkräftig bei der Flurreinigung. „Sie alle sammeln“, wie es Wohlmuth so schön ausdrückt „den Müll auf, den ‚Schweinderl‘, die kein Gespür für die Umwelt haben, wegwerfen.“

- Bildquellen -

  • Plastic Bottle Waste Brings New Life To A Clean Environment: Raimonds Kalva – Stock.adobe.com
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AUTORElisabeth Hasl
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