“Müll löst sich nicht in Luft auf”

Bauernbunddirektor Dr. Peter Raggl kritisiert das Müllproblem in Tirol: „Wie jedes Jahr im Frühjahr offenbart sich an den Straßenrändern die ‘müllgewordene Rücksichtslosigkeit’ mancher Zeitgenossen. Respektlos aus dem fahrenden Auto weggeworfene Abfälle lösen sich leider nicht in Luft auf.“ 

Littering ist kein Bagatelldelikt

Plastikmüll, Getränkedosen, Zigaretten­stummel und Papiertaschentücher haben in der Natur nichts zu suchen. Getränkedosen korridieren erst nach etwa 80 bis 200 Jahren, Alufolie braucht bis zu 700 Jahre. Sogar das Papiertaschentuch braucht bis zu fünf Jahre, um zu zerfallen. Ebenso lange brauchen un­achtsam ausgespuckte Kaugummis. Dasselbe gilt auch für Apfelputz’n und Co.: Zwar verrottet der biologische Abfall, doch nur langsam. Bananenschalen liegen beispielswei­se sechs Wochen herum, bis sie verrottet sind. Orangenschalen brauchen bis zu zwei Jahre.

Verantwortung für des anderen Rücksichtslosigkeit tragen

Bauernbunddirektor Raggl klärt auf: „Bauern und Grundstückseigentümer bleiben beim Verräumen des Mülls meist alleine. Verständlicherweise ist der Ärger im Frühjahr groß, wenn neben den vielen Arbeiten auf Feld und Hof man noch tagelang mit dem Beseitigen vom Müll fremder Personen beschäftigt ist“, gibt Raggl Einblick.

Er lobt in diesem Zusammenhang  die tirolweiten Initiativen zahlreicher ehrenamtlich tätiger Menschen und Vereine: „Dankenswerterweise gibt es in vielen Bezirken und Gemeinden Flurreinigungsinitiativen, an denen sich sehr viele Vereine und Ehrenamtliche beteiligen, sonst wären die Müllschwemmen im Frühjahr für unsere Bauernfamilien, von denen noch dazu ein Großteil die Höfe im Nebenerwerb bewirtschaftet, nicht stemmbar.“ 

Für Mensch und Tier gefährlich

Quelle: Tanja Cammerlander
Bauernbunddirektor Peter Raggl

Die Tierwelt ist besonders von der Müll­belastung betroffen. Zum Beispiel können Vögel verhungern, nachdem sie Kaugummi geschluckt haben, oder Tiere können sich an scharfen Kanten von Dosen oder Glasscher­ben verletzen. „Übersehen die Flurreinigungsteams und Bauernfamilien bei den Sammelaktionen Dosen und Plakstikmüll im Gras, so nimmt das Schicksal seinen Lauf. Zerkleinert durch landwirtschaftliche Geräte wie Mähwerk, Ladewagen etc. landen kleine messerscharfe Teilchen im Futter und wird dann von Bauernhoftieren gefressen. Mit dramatischen Folgen die in gar nicht so seltenen Fällen bis zum Tod des Tieres führen.“ Doch auch für Menschen kann Müll weitreichende Folgen haben. Besonders gefährlich sind Zigarettenstum­mel, da sie sogar Brände verursachen können. Außerdem kann ein einziger Zigarettenstum­mel rund 40 Liter Grundwasser verschmutzen. “Ich hoffe, dass die Generation der rücksichtslosen Müllentsorger ein Auslaufmodell ist. Hoffentlich gelingt es uns gemeinsam mit den zahlreichen anderen Initiativen auf die Müllschwemmen entlang von Straßen hinzuweisen und die Menschen für die weitreichenden Folgen zu sensibilisieren.“

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  • Peter Raggl: Tanja Cammerlander
  • Umweltverschmutzung: Tanigo - stock.adobe.com
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AUTORred. HP
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