Mößler: Die Covid 19-Pandemie zeigt, dass Bauern zur unverzichtbaren Infrastruktur der Gesellschaft zählen

Was Bauernbund-Landesobmann, LK-Präsident Johann Mößler in Zeiten der Corona-Krise beschäftigt, erzählt er im BauernZeitung-Interview.

Bauernbund-Landesobmann Johann Mößler FOTO: ZVG

BauernZeitung: Wie sieht Ihr Tagesablauf derzeit aus?

Johann Mößler: Definitiv anders, soviel Zeit daheim habe ich schon lange nicht mehr verbracht. Auch wenn derzeit alle Veranstaltungen wegfallen, ist das politische Tagesgeschäft auch jetzt intensiv. Nach der Stallarbeit und einem gemeinsamen Frühstück mit der Familie geht’s ins Büro. Tagsüber werden unzählige Telefonate mit den Mitarbeitern in der LK, der LKÖ, dem Agrarreferat und natürlich Kontakt mit den Verbandsverantwortlichen, sowie Bäuerinnen und Bauern, geführt. Informationsaustausch unter den Funktionären halte ich für unerlässlich, damit Vorschläge schneller erfasst, weitergeleitet bzw. Probleme rascher erkannt bzw. gelöst werden können.  

Wie hat bei Ihnen die Umstellung auf Home-Office geklappt?

Als Präsident bin ich es gewohnt vielerorts meinen Arbeitsplatz zu haben – ob in der Landwirtschaftskammer, bei den vielen Terminen, Besprechungen oder Sitzungen in Klagenfurt oder anderen Ortes, im Auto oder zu Hause. Fast ausschließlich nur per Telefon und digital zu kommunizieren, ist nach wie vor ungewohnt, aber in der Situation unumgänglich.

Wo sehen Sie derzeit die größten Probleme für die Landwirtschaft?
Dass die Logistikketten bei steigender Ausbreitung der Krankheit am laufen bleiben. Auch die Landwirtschaft ist abhängig von einer funktionierenden Beschaffung und Versorgung. Wenn Schlüsselarbeitskräfte in der Verarbeitung ausfallen bzw. wenn die internationale Versorgung mit Gütern und Ersatzteilen aller Art ins Stocken gerät. Näheres dazu unter www.dielebensmittelhelfer.at.

Auch die der Landwirtschaft nachgelagerte Verarbeitung erfährt Umbrüche. So haben sich im Fleischbereich die Absatzmärkte verschoben. Gastronomie steht mehr oder weniger, Supermärkte brauchen mehr Single- bzw. Kleinportionen. Verarbeiter bzw. Schlachtbetriebe müssen das Angebot ändern. Unsicherheiten dürfen jetzt nicht dem Erzeugerpreis angelastet werden.

Bäuerliche Existenzen stehen am Spiel, wenn Absatzmärkte komplett wegbrechen, wie z. B. am Holzmarkt oder bei der bäuerlichen Vermietung.

Ist der Härtefallfonds der Bundesregierung die richtige Antwort?

Die Bundesregierung agiert Gott sei Dank rasch, konsequent und professionell. Deshalb ist es wichtig, dass der Härtefallfonds auch für land- und forstwirtschaftliche Betriebe geöffnet wird. Nähere Informationen gibt’s dazu in den nächsten Tagen nach Vorliegen der entsprechenden Richtlinien, die gerade erarbeitet werden. Aktuelle Informationen siehe Homepage des Landwirtschaftsministeriums (www.bmlrt.gv.at) bzw. unserer Landwirtschaftskammer (www.ktn.lko.at). 

Können Sie zwischendurch auch mal Abschalten?

Die angespannte Situation macht es einem schwer, zur Ruhe zu kommen. Tagtäglich stehen wir vor neuen Herausforderungen und vor allem die Sorge, inwieweit sich die Krise in den kommenden Wochen noch verschärft, beschäftigt mich.

Was hat Sie in den vergangenen Tagen besonders bewegt?

Wie die Gesellschaft zusammenrückt, wie die Anordnungen befolgt werden und dass erstmalig seit Langem wieder Respekt und Wertschätzung den Leistungsträgern und auch der bäuerlichen Berufsgruppe für ihre unverzichtbare Arbeit entgegengebracht wird.

Kann diese Krise eine Trendumkehr bei den Bauerneinkommen ermöglichen?

Eine Trendumkehr braucht die grundsätzliche Neubewertung unseres Berufsstandes. Wir Bauern leisten als Erste in der Wertschöpfungskette tagtäglich unseren Versorgungsbeitrag. Wir sichern die hohen Selbstversorgungsgrade bei den heimischen Grundnahrungsmitteln. Um das auch in Zukunft garantieren zu können, brauchen wir eine dringende Verbesserung der Bauerneinkommen.

Dass wir zur unverzichtbaren Infrastruktur der Gesellschaft zählen, muss sich auch zukünftig im Bewusstsein unserer Marktpartner und im Einkaufsverhalten der Konsumenten widerspiegeln, genauso muss die Unterstützung der bäuerlichen Familienbetriebe bei ihrer Weiterentwicklung und Modernisierung und bei der Anpassung an den Klimawandel stärker spürbar werden.

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