Schaumreiniger haften besser an Wänden und Aufstallungen.

Wiewohl der letzte dokumentierte MKS-Ausbruch in einem ungarischen Rinderbestand in Györ beinahe einen Monat zurückliegt und die Slowakei seit Anfang April überhaupt keine neuen Fälle mehr registriert, kann von Entwarnung noch keine Rede sein.

Zonenregelungen enden am 17. und 20. Mai

Das machte auch Tiergesundheit-Österreich-Geschäftsführerin Simone Steiner vergangene Woche bei einem Webinar deutlich. „Die Lage ist und bleibt weiter angespannt, weil das Virus so infektiös ist“, so die Veterinärin. Dennoch merkt sie an: „Die Biosicherheitsmaßnahmen in den Nachbarländern scheinen gegriffen zu haben.“ Auch hierzulande waren Gesetzgeber und Behörden mit der MKS-Bekämpfungsverordnung bekanntlich nicht untätig. Bleiben weitere Ausbrüche aus, gilt die im unmittelbaren Grenzgebiet verhängte Überwachungszone noch bis 17. Mai. Die grenzüberschreitend vereinbarte erweiterte Sperrzone in Niederösterreich und im Burgenland läuft mit 20. Mai aus.

Auch wenn die Restriktionen dann außer Kraft treten, raten Experten weiterhin zu verschärften Biosicherheitsmaßnahmen auf tierhaltenden Betrieben im Land. Eine von ihnen ist Pia Münster, studierte Veterinärmedizinerin und freie Agrarberaterin in Deutschland. „Das Virus kann in Gülle bei Temperaturen von 20 °C gut 100 Tage überleben“, erklärt sie.

Weiter Vorsicht bei Stallbesuchern

Entsprechend sollte auf den Höfen weiterhin der Verkehr geregelt und vor allem der Besuch von externen Personen eingeschränkt werden. Für Tierarzt, Klauenpfleger und Besamungstechniker seien betriebseigene Kleidung und vor allem eigene Stiefel zu verwenden. Laut Münster eignen sich für Besuchergruppen und Urlaubsgäste Einwegüberzieher und Handschuhe gut. Die Empfehlung zur Errichtung von Hygieneschleusen an allen Stalleingängen bleibt ebenso aufrecht. Praktische Tipps hat hier Regina Zodtl, die bei Garant Tiernahrung das Hygienesegment betreut, parat.

Reinigung entscheidend

Entscheidend ist der Veterinärin zufolge immer die Vorreinigung: „Fett- und Eiweißfilme schützen Keime vor der Wirkung von Desinfektionsmitteln.“ Um diese sogenannten Eiweißfehler zu verhindern, müssen Stallflächen, Fahrzeuge und Stiefel immer immer mit einem passenden sauren oder alkalischen Reinigungsmittel von Schmutz befreit werden. „Bei der Flächenreinigung haben sich Schaumreiniger bewährt“, ergänzt Zodtl. Bei der Auswahl des Desinfektionsmittels ist auf zum Erreger passende Präparate zu achten. „Nicht jeder Wirkstoff kann jeden Erreger knacken.“ Das gelte bei MKS genauso wie bei Kälberdurchfall.

Für MKS kann demnach entweder vierprozentige Ameisensäure, Peressigsäure oder Handelsdesinfektionsmittel aus der Auflistung der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) verwendet werden, wobei auf Konzentration und Einwirkdauer laut Herstellerangaben zu achten ist. Auf Biohöfen ist übrigens nur Peressigsäure zugelassen.

Selbstbauwannen leicht gemacht

Für die Hygieneexpertin gibt es bei der Stiefeldesinfektion übrigens nur eine Wahl: Desinfektionswannen. Im Gegensatz zu Matten seien diese einfach zu reinigen und sie trocknen nicht aus. „Wannen kann man sich aus aufgeschnittenen und gereinigten Kanistern einfach selbst herstellen“, so Zodtl. Außerdem bleiben die Stiefel länger feucht und werden bis über die Knöchelhöhe benetzt. Bekanntlich muss aber auch in Desinfektionswannen die Lösung regelmäßig erneuert werden, nämlich dann, wenn der pH-Wert das Soll übersteigt. „Das lässt sich mit pH-Wertstreifen aus der Apotheke einfach feststellen“, weiß die Expertin. Entsorgen lassen sich die Mittel einfach über die Güllegrube. Durch die Verdünnung in der Gülle sei mit keinerlei Auswirkungen zu rechnen.

Das ist zu beachten: Für eine erfolgreiche Stalldesinfektion bestimmen vier Faktoren das Endergebnis.
• Ausreichende Vorreinigung mit Reinigungsmitteln
• Ordnungsgemäße Menge, Einwirkzeit und Konzentration der Gebrauchslösung
• Beachten des Temperaturverhaltens der Wirkstoffe laut DVG und Herstellerangaben
• Zur Erregergruppe passende Mittel

Eine Aufzeichnung des Webinars steht hier zur Verfügung.

- Bildquellen -

  • Schweinestall desinfizieren: agrarfoto.com
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AUTORClemens Wieltsch
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