Milchviehstall
Landwirt Soren Ronbjerg nutzt Kamera-Sensoren, um Kuh-Rücken zu analysieren und Fütterung zu optimieren.

Gesundheit, Effizienz und Langlebigkeit seiner dunkelrot, gesprenkelten Milchrinder haben bei Betriebsführer Soren Ronbjerg höchste Priorität. Deshalb arbeitet er seit vielen Jahren mit den Rinderzucht-Experten von VikingGenetics zusammen. Und da ist er im eigenen Land keine Ausnahme. Viele Milchbauern schließen sich zusammen, um den eigenen Betrieb und das Herdenmanagement zu verbessern.

Das ganze Jahr „indoor“
Seine 350 VikingRed-Kühe sind das ganze Jahr über im luftdurchfluteten, mit dunkelroten Holzbalken errichteten Laufstall. Ein Schrapper reinigt mehrmals täglich die Laufgänge, in Liegeboxen, ausgestattet mit Gummimatten und einem Sägespänen-Mix, machen es sich die Milchkühe gemütlich. Rechts und links laktierende Kühe mit kurzen rutschsicheren Wegdistanzen zum Melkstand, im hinteren Teil der offenen Halle warten Trockensteher und Kalbinnen auf das Einsetzen der Laktation. Sie erfreuen sich auf einer dicken Strohmatratze über etwas mehr Bewegungsfreiheit als ihre laktierenden Kolleginnen. Sie sehen sehr entspannt aus, wenn auch gut konditioniert für eine Milchviehrasse. Dazu später aber mehr.

340 Hektar Fläche arrondiert
Rund um den Stall herum bewirtschaftet der Däne rund 340 Hektar Grünland und Ackerflächen. Er ist mit dieser Fläche sehr gut ausgestattet. Wenn er zu viel Ertrag hat, verkauft er das Erntegut einfach über die Dansk Landbrugs Grovvareselskab, kurz DLG, also Europas größter Agrarhandelsgruppe, die sich im Besitz von dänischen Landwirten befindet. „Übrig bleibt nichts“, scherzt der Däne. Darauf angesprochen, warum er die Kühe nicht auf die Weide treibt, antwortete der dänische Landwirt eher pragmatisch. Die Kühe das ganze Jahr im Stall zu haben bedeute zum einen weniger Arbeitsaufwand, sie könnten intensiver gefüttert werden und zum anderen würde das Grünland weniger Schäden davontragen. Zudem entstünden beim Weidegang Feuchtstellen und diese seien zu vermeiden. Einen viel größeren Nutzen habe die Indoor-Haltung aber für den Zuchtfortschritt.

Sensoren an jeder Ecke
Mit Sensoren von VikingGenetics kann Soren seine Kühe auf Schritt und Tritt beobachten und Daten sammeln. „Im Stall arbeiten wir mit Fakten, nicht mit Emotionen“, sagt der Landwirt, in Anwesenheit seines Betreuers von VikingGenetics. Kameras, die überall im Stall angebracht sind, stellen das Verhalten, die Bewegungsabläufe, die Futteraufnahme der Milchkühe sowie deren Emissionen fest. Die gesammelten Daten werden gemeinsam mit den Zuchtberatern in regelmäßigen Abständen analysiert, um anschließend Tiere zu selektieren und zielgerichtet zu paaren. Es werden nur jene Nachkommen für die weitere Zucht verwendet, deren Werte sehr gut sind. Alle anderen scheiden aus.

Ein Kuh-Rücken entzückt mit Künstlicher Intelligenz (KI)
Die Rücken der Kühe werden millimetergenau gescannt und analysiert. Das Körperteil alleine sagt schon vieles über den Gesundheitszustand, die Verwertung von Futterkomponenten und den Ausstoß von Methan-Emissionen aus. Bei der Auswertung der Kuh-Rücken hat längst auch schon die Künstliche Intelligenz (KI) Einzug gehalten.

“Im Stall arbeiten wir
mit Fakten, nicht mit
Emotionen“

Gras, Mais, Rüben und Gerste
Die optimale Ration besteht aus den vier Hauptkomponenten Grassilage, Mais, rote Rüben und Gerste. Je nach Laktationsstadium werden vier unterschiedliche Mischverhältnisse angewandt. Mit einer optimal auf das jeweilige Laktationsstadium abgestimmten Futtermischung erhofft sich der Betriebsführer mehr Milchleistung und weniger Emissionen pro Kuh. Die Experten von VikigGenetics gehen sogar davon aus, dass Methan künftig bepreist wird, weshalb sie in der Zucht mit vielerlei Ansätzen versuchen, die Methanemissionen je Tier konstant zu reduzieren. Und das gelingt ihnen laut eigenen Angaben auch.

Landwirtschaft in DänemarkQuelle: Rieberer/BZ
Ein typisch dänisches Landschaftsbild: Optimale Bedingungen für die Milchviehhaltung. Direkt neben der Energie aus Grassilage wird auch Energie aus Wind erzeugt.

1 % weniger Methanausstoß jährlich durch gute Genetik
Die Zuchtexperten nehmen an, mit einer optimalen Abstimmung der Fütterung den Methanausstoß pro Kuh und Jahr um ein Prozent senken zu können. Sie glauben auch, dass diese Reduktion von Methan bei Kühen unlimitiert möglich sei.

Was die VikingRed-Kühe so besonders macht
Neben einer hohen Futterverwertung spielt auch die genomische Selektion eine entscheidende Rolle beim Senken der Emissionen von Kühen. Alle Nachkommen werden genomisch getestet, bei fast allen Rindern werden die Nachkommen mittels Embriotransfer eingesetzt. Anhand der Ergebnisse aus den Überkopf-Sensoren werden dann jene Kühe aussortiert, die eine zu geringe Reproduktionsrate aufweisen. Im Durchschnitt bekommt eine Kuh 2,8-3 Kälber. Die VikingRed-Rasse ist der Rasse Holstein sehr ähnlich, nur haben die VikingRed-Kühe ein höheres Potenzial fett zu werden. Ein schneller Blick über die Kuh-Rücken und deren Fettabdeckung hinweg bestätigt die Aussage der Zucht-Experten.

VikingRed KüheQuelle: Rieberer/BZ
Viking Red Kühe, eine besondere Rasse.

Höchster Zuchtwert weltweit
Die Herde in Soren Ronbjerg’s Stall ist besonders begehrt, haben wir erfahren. In seinem Stall steht laut den Experten von VikingGenetics aktuell die wohl beste VikingRed-Herde weltweit. Bestätigt wird dies mittels Gesamtindex „NTM“. Der Index ist ein kombinierter Index aus verschiedenen genetischen Merkmalen, die durch die Anpaarung von Bullen mit Kühen vererbbar sind. Laut Angaben von VikingGenetics ist das der vollständigste Total Merit-Index der Welt. Besseres „genetisches Kapital“ soll mit höherer Rentabilität und Funktionalität der Herde erreicht werden. Orientieren sich Landwirte am NTM, züchten sie langfristig auf mehr Produktivität, Gesundheit und funktionale Exterieurmerkmale, die mit jeder Generation besser werden, während die Milchproduktion steigt. Je höher die Nutzungsdauer, desto weniger Kosten und Emissionen entstünden pro Tier, so die Zucht-Experten.

Der Index gewichtet wie folgt:

 

  • 45 % Gesundheit und Reproduktion
  • 40 % Produktion und Effizienz
  • 15 % Exterieur und Nutzbarkeit

Milchrechnung
Gemolken wird nicht mit dem Roboter, sondern mit ukrainischen Fremdarbeitskräften in einem Fischgrätenmelkstand. Arla, die größte dänische Molkerei, holt die Milch am Hof ab. Der Milchpreis beträgt aktuell 55 Cent für konventionelle Milch ohne Weidehaltung. Mit Weidehaltung würde die Molkerei 0,5 Cent pro Liter mehr auszahlen. Auch ohne den halben Cent Weideprämie geht sich die Rechnung für Soren wohl aus. Die durchschnittliche Milchleistung beläuft sich auf 11.600 Liter pro Jahr und 34,1 Liter Milch pro Tag und Kuh. Im Durchschnitt bringt jede Kuh 1,1 Kälber pro Jahr zur Welt.

Stallbau ohne Subventionen

Der Landwirt will in den kommenden Jahren in einen neuen Stall investieren. Die größte Herausforderung sei abzuschätzen, wie sich die Technologie und das Klima entwickeln werden. Der Klimaschutz wird für ihn eine Challenge, sagt er. Die Reduktionsziele bei Phosphor, Nitrat oder Ammoniak könnten große Hürden für einen neuen Stall sein. Angesprochen auf mögliche Subventionen der Regierung nickt er schnell ab. Für einen Neubau gebe es keine Subventionen. Dennoch habe er das Gefühl, dass ihn die Regierung unterstützt.

VikingGenetics arbeitet für weniger „Hufprint“
Die Genossenschaft gehört 20.000 Landwirten aus Dänemark, Schweden und Finnland. Das Unternehmen legt Wert auf Tierschutz, Lebensmittelsicherheit und die Reduktion der Klimaauswirkungen. VikingGenetics sammelt und analysiert Daten zur Gesundheit und Produktion von VikingHolstein, VikingRed, VikingJersey, Kreuzungen und anderen Rassen.

- Bildquellen -

  • : Rieberer/BZ
  • : Rieberer/BZ
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AUTORMartina Rieberer
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