Besonders Brannt- und Mischkalke verbessern die Bodenstruktur. Magnesiumkalke sollten nur nach erfolgter Bodenuntersuchung Verwendung finden.

Die Landwirtschaft ist zunehmend von Problemen betroffen, die sich aufgrund der Klimaänderung ergeben. Starkniederschläge und anhaltende Trockenperioden nehmen zu. Im Vorjahr zeigten die Hochwässer in Ober- und Niederösterreich, mit welcher Wucht Naturgewalten Ackerflächen zerstören und zu massiven Bodenerosionen führen können. Das beeinträchtigt nicht zuletzt auch die Produktivität der Betriebe massiv. Zugleich stellen lange Hitze- und Trockenperioden eine ernsthafte Bedrohung für die Wasserversorgung der Pflanzenbestände dar. Wassermangel führt zu Ertragseinbußen und schwächt die Gesundheit der Pflanzen. Eine ausgeglichene Kalkversorgung des Bodens federt all diese negativen Effekte deutlich ab. Lange Tradition hat eine Kalkgabe nach der Getreidernte, die sogenannte Stoppelkalkung. Damit diese den gewünschten Effekt erzielt, ist einiges zu beachten.

Vom idealen Zeitpunkt

In der Praxis stellt sich immer wieder die Frage, wann der beste Zeitpunkt ist, um eine Kalkung durchzuführen. Im Sommer nach der Ernte sind die Böden tragfähig und können gut mit Maschinen befahren werden. Zu diesem Zeitpunkt bietet es sich idealerweise an, eine Stoppelkalkung durchzuführen. Dabei wird der Kalk direkt auf die Stoppel ausgebracht und mit der anschließenden Bodenbearbeitung seicht in den Boden eingearbeitet.

Sowohl eine Erhaltungskalkung als auch eine Gesundungskalkung können zu diesem Zeitpunkt durchgeführt werden. Der wesentliche Unterschied zwischen diesen beiden Kalkungsarten liegt in der Aufwandsmenge. Bei der Stoppelkalkung nach Getreide, Soja, Raps usw. wird üblicherweise Mischkalk eingesetzt. Der wasserlösliche Branntkalkanteil ist schnell wirksam und sorgt für eine lockere und stabile Bodenstruktur. Dadurch kann der Boden Niederschlagswasser rasch aufnehmen und speichern. Erosionen und Verschlämmungen werden damit reduziert. Der säurelösliche kohlensaure Kalk wirkt langsam und stabilisiert den Boden pH-Wert. Zukünftige Säureeinträge werden neutralisiert.

Alles eine Frage des Bodens

Auf leichten Böden werden dafür etwa 1.500 bis 2.000 Kilogramm je Hektar empfohlen. Bei mittleren und schweren Böden sind Aufwandsmengen von 2.000 bis 3.000 Kilogramm pro Hektar zu empfehlen. Auf schweren Böden kann überdies auch reiner Branntkalk (1.000 bis 2.000 kg/ha) für die Stoppelkalkung verwendet werden. Zur anschließenden seichten Einarbeitung kommt in der Regel ein Grubber oder eine Scheibenegge zum Einsatz.

Wie Calcium die Struktur verbessert

Die wichtigste Voraussetzung, um Schäden durch Trockenperioden und Starkniederschläge gleichermaßen vorzubeugen, ist ein gut strukturierter Boden. Kalk spielt hier eine essenzielle Rolle. Ganz besonders Brannt- und Mischkalke sind für ihre positive strukturfördernde Wirkung bekannt. Sie setzen schnell viel Calcium frei. Das enthaltene Calcium verbindet Bodenteilchen zu regenstabilen Krümeln. Dieser Vorgang wird Tonflockung genannt. Die geflockten Krümel halten auch dem Aufprall von Regentropfen bei starken Regenfällen stand.

Aufgrund dieser Bodenstruktur wird das Regenwasser vom Boden schnell aufgenommen und gespeichert. In Trockenperioden können die Pflanzenwurzeln dann von diesem Wasserspeicher zehren. Verschlämmung und Erosion werden außerdem deutlich reduziert. Neben der positiven Wirkung auf die Struktur hebt Kalk auch den pH-Wert des Bodens an. Nährstoffe sind bei höheren pHWerten für die Pflanzen viel besser verfügbar. Der Boden bleibt ertragreich und Mineraldünger werden optimal ausgenutzt. Um diese positiven Effekte der Kalkung dauernd aufrecht zu halten, muss in regelmäßigen Abständen, etwa alle drei bis sechs Jahre, gekalkt werden. Man spricht von der Erhaltungskalkung.

Die Qual der Wahl

Kalk gibt es in verschiedenen Formen, von kohlensaurem Kalk (CaCO3) über Mischkalk bis hin zu Branntkalk (CaO). Um entscheiden zu können, welcher Kalk der optimale für die aktuellen Gegebenheiten und Anforderungen ist, sollten Praktikern die Unterschiede der einzelnen Kalkarten bekannt sein. Kohlensaure Kalke sind die Basis und das Ausgangsprodukt für alle weiteren Kalke. Dabei wird der Kalkstein feinst vermahlen und dieser dann ausgebracht. Bei der Herstellung von Branntkalk wird der kohlensaure Kalk im Herstellungsprozess gebrannt. Die Mischung aus kohlensaurem Kalk und Branntkalk wird folglich als Mischkalk bezeichnet.

Kohlensaure Kalke gibt es angefeuchtet, trocken und in granulierter Form. Mischkalk kann nur mehlfein trocken angeboten werden, weil ansonsten der Branntkalkanteil ablöscht und seine Wirkung verlieren würde. Branntkalk ist aus diesem Grund ebenfalls nur trocken, mehlfein oder in Körnungen von einem bis drei Millimeter oder drei bis acht Millimeter erhältlich.

Die Wirkung der Kalke ist unterschiedlich. Kohlensaure Kalke sind säurelöslich, benötigen also Bodensäuren, um wirksam zu werden. Außerdem müssen sie feinst vermahlen sein, um zu wirken. Kohlensaure Kalke können bis zu einem pH-Wert 6,3 sinnvoll eingesetzt werden. Darüber sollten Brannt- oder Mischkalke Verwendung finden. Branntkalke sind wasserlöslich. Sie reagieren beim Kontakt mit Wasser sofort. Dabei wird einerseits schnell Calcium freigesetzt, welches die Bodenstruktur verbessert, andererseits wird der pH-Wert erhöht und die Nährstoffverfügbarkeit optimiert. Brannt- und Mischkalke heben nicht nur den pH-Wert, sondern haben darüber hinaus auch eine hygienisierende Wirkung.

Vorsicht bei Magnesium

Nur wenn laut Bodenuntersuchung ein Magnesiummangel im Boden vorliegt, sollten auch Magnesiumkalke ausgebracht werden. Für schwefelliebende Kulturen wie beispielsweise Winterweizen und Raps sind Kalke mit Sulfatschwefel zu empfehlen. Biologisch wirtschaftende Betriebe dürfen keine Brannt- oder Mischkalke einsetzen. Deshalb kommen hier nur kohlensaure Kalke in Frage. Auch in diesem Fall ist unbedingt auf die Magnesium- Freiheit des angebotenen kohlensauren Kalkes zu achten. Feine Trockenkalke werden übrigens mit dem Schneckenstreuer gestreut. Granulierte und gekörnte Ware kann bequem mit Teller- beziehungsweise Mineraldüngerstreuern ausgebracht werden. Für Feuchtkalke werden spezielle Feuchtkalkstreuer benötigt.

Kalk und Wirtschaftsdünger

Eine immer wieder gestellte Frage ist, ob Kalke und Wirtschaftsdünger gemeinsam ausgebracht werden dürfen. Kohlensaure Kalke dürfen mit Wirtschaftsdüngern problemlos gemischt werden. Das liegt daran, weil kohlensaure Kalke einen ähnlichen pH-Wert aufweisen, wie die Wirtschaftsdünger. Deshalb findet keine Erhöhung des pH-Wertes statt und es gibt auch keinen Stickstoffverlust in Form von einer Ammoniak-Abgasung. Anders sieht es bei Brannt- und Mischkalken aus. Diese erhöhen den pH-Wert der Wirtschaftsdünger stark. Das führt in weiterer Folge dazu, dass der wertvolle Stickstoff in Form von Ammoniak gasförmig entweicht und verloren geht.

Zum Autor: Peter Kirchmayr ist Fachmann für Dünger in der Raiffeisen Ware Austria.

- Bildquellen -

  • Stoppelkalkung: Bodenkalk eGen
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AUTORPeter Kirchmayr, Red. CW
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