„Mit den Großen muss man mithalten können“

Dieser Tage feiert die Saatbau Linz eGen ihr 75-jähriges Bestehen. Geschäftsführer Josef Fraundorfer schilderte der BauernZeitung, wie es um das Unternehmen steht.

BauernZeitung: Herr Fraundorfer, ein Jubiläum wird gerne genutzt, um Bilanz zu ziehen. Wie ist die Saatbau Linz derzeit aufgestellt?

Fraundorfer: 75 Jahre sind eine sehr lange Zeit. Da gab es natürlich viele Höhen und Tiefen. Heute sind wir sehr breit aufgestellt: Seit 1995 haben wir zwölf internationale und fünf nationale Tochtergesellschaften gegründet und verkaufen Saatgut in 35 Ländern. Der Motor hinter dieser Entwicklung sind leistungsfähige Zuchtprogramme für Mais, Sojabohne, Getreide, Sonnenblume und Kürbis. Jedes Jahr kommen rund 30 bis 40 neue Sorten hinzu. Trotz aller Krisen konnten wir in den letzten Jahren kontinuierlich wachsen und positive Ergebnisse erwirtschaften.

Sie selbst sind seit Jahrzehnten im Saatgutgeschäft. Wie hat sich die Branche verändert?

Am Beginn meiner beruflichen Tätigkeit gab es in Österreich rund 300.000 landwirtschaftliche Betriebe. Heute sind es nur mehr etwa die Hälfte. Die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit von Saatgut sind enorm gestiegen, die Kosten für die Entwicklung neuer Sorten haben sich vervielfacht.

Vor 40 Jahren gab es in der Saatgutbranche einen globalen Player und eine breite Basis kleiner und mittelständischer Züchter. Die meisten dieser Firmen wurden inzwischen verkauft, in Joint Ventures eingebracht oder sind einfach verschwunden. Heute dominieren vier Unternehmen den Weltmarkt mit einem Marktanteil von knapp 50 Prozent. Genetik von Nutzpflanzen liegt heute in den Händen weniger.

Wie wirkt sich das auf die Saatbau Linz aus?

Zum Glück konnten wir unsere Eigenständigkeit bewahren, in Anbetracht des Wettbewerbsumfeldes sind wir stolz darauf. Wir planen sehr langfristig, denn die Züchtung einer neuen Sorte dauert rund zehn Jahre. Der Klimawandel und die Anforderungen der Verarbeitungsindustrie verlangen zusätzliche Anstrengungen. Züchtung findet 365 Tage im Jahr statt. Ein halbes Jahr hier, ein halbes Jahr auf der Südhalbkugel. Zwei Generationen pro Jahr sind heute Standard. Man muss mit dem Kapital und der Geschwindigkeit der „Großen“ mithalten können und das ist uns bisher gelungen. Das Bessere ist der Feind des Guten: Der Saatgutkäufer reagiert sofort darauf, egal, woher die Sorte kommt.

Welche Ansätze verfolgt man für die Zukunft?

Österreich verfügt über rund 1,25 Prozent der EU-Ackerfläche, unser Heimmarkt ist also sehr überschaubar. Eine wettbewerbsfähige Züchtung ist damit allein nicht finanzierbar. Deshalb brauchen wir stabile Absatzmärkte außerhalb Österreichs. Inzwischen arbeiten rund 250 Mitarbeiter in unseren internationalen Tochterunternehmen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt dabei in unserer eigenen Genetik.

Als bäuerliche Genossenschaft ist die österreichische Saatgutproduktion ein zentrales Element unserer Strategie. Das Ziel, zusätzliche Wertschöpfung für die Produzenten zu erzielen, steht auch künftig im Fokus. Zur Stärkung des österreichischen Standortes wurde daher in moderne Aufbereitungsanlagen investiert.

Was kann die Politik zu einer gedeihlichen Zukunft beitragen?

Das Thema der neuen Züchtungstechniken steht auf EU-Ebene zur Entscheidung an. Derzeit gehen wir davon aus, dass in den nächsten Monaten eine Zulassung erfolgen wird. Damit verbunden ist jedoch die Patentierung von Saatgut – ein Thema, das wir mit großer Sorge betrachten. Sollte hier keine vernünftige Regelung entwickelt werden, würde die Abhängigkeit von wenigen großen Anbietern noch weiter zunehmen. Die europäische Politik hat beim Green Deal in einigen Bereichen leider das Augenmaß verloren. Regulierungswut und Verbotspolitik treffen sämtliche Bereiche der landwirtschaftlichen Produktion – auch die Saatgutwirtschaft. Mittlerweile ist die Situation so weit fortgeschritten, dass die Saatgutproduktion von Nischenkulturen in der EU kaum noch möglich ist. Das kann nicht im Sinne der Versorgungssicherheit sein.

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  • Josef Fraundorfer: Saatbau Linz
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AUTORClemens Wieltsch
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