Milchwirtschaft – der Konsument soll wissen, woher die Butter am Brot stammt

Als Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) fordert Helmut Petschar eine Herkunftskennzeichnung für Milchprodukte in Lebensmittelhandel und Gastronomie

Helmut Petschar: “Gastronomie und Tourismus profitieren von der Arbeit der Milchbauern. Sie sollten auch regionale Milchprodukte verwenden.”
Foto: BZ/Maad

Österreichs Milchwirtschaft setzt auf eine strikte Qualitätsstrategie. Laut Helmut Petschar sei dies das wirksamste Rezept gewesen, um die krisenhafte Entwicklung am Milchmarkt im Jahr 2016 zu bewältigen.

Als die besonderen Merkmale dieser Qualitätsstrategie nannte Petschar

  • die seit bereits seit zehn Jahren praktizierte GVO-Freiheit,
  • die geprüfte Herkunftskennzeichnung und Qualitätssicherung im Rahmen des AMA-Gütesiegels, sowie
  • Spezialitätenprogramme wie Heu- oder Biowiesenmilch oder die Biomilch.

Petschar: „78 Prozent der heimischen Milchprodukte stammen aus Berg- oder benachteiligten Gebieten. Österreich hat mit 15 Prozent den höchsten Biomilchanteil in der EU, weitere 15 Prozent entfallen auf Heumilch und Spezialmilchsorten.“ Zudem verzichte Österreichs Milchwirtschaft seit Beginn des Jahres auf den Einsatz von Soja auf Übersee, und trete damit bewusst dem Vorwurf der Abholzung des Regenwalds entgegen.

Wir setzen weiterhin auf Qualität

Österreichs Molkereien wollen gemeinsam mit den Milchbauern diesen Weg der Qualitätsorientierung auch weitergehen. Petschar fordert dazu auch die Unterstützung von Lebensmittelhandel, Gastronomie und Politik ein. Es gehe nicht an, dass etwa der Handel in seinen Eigenmarken auf Billigprodukte setze, und die Konsumenten nicht über deren Herkunft informiere. Gleiches gelte für die Gastronomie. Ihm sei beispielsweise eine Ausschreibung eines Gastronomen bekannt, der an der Theke auf Regionalität setze, in der Küche aber das Billigstprodukt aus dem Ausland verarbeite.
Petschar: „Das ist unredlich. So etwas darf nicht passieren.“ Gerade Gastronomie und Tourismus profitieren aufgrund der gepflegten Landschaft von der Arbeit der Grünland- und Milchbauern. Sich dann die Produkte beim Billigstbieter zu besorgen sei einfach unfair.

Forderungskatalog an Handel, Gastronomie und Politik

Um dem Anliegen mehr Gewicht zu verleihen, erwartet sich die VÖM dazu breite Unterstützung durch Lebensmittelhandel, Gastronomie, Politik und Sozialpartner. Ziel sei, die Wertschöpfung in den Regionen zu stärken und damit positive Effekte für Landwirtschaft und die regionale Wirtschaft zu erzielen.
Die Milchwirtschaft fordert seitens der Politik engagierte Maßnahmen, um neue Milchkrisen rechtzeitig zu verhindern. Notwendig seien dazu:
• Ein maßgeschneidertes Förderprogramm zur Unterstützung der heimischen Qualitätsstrategie.
• Vorrang für hoch qualitative Produkte in der öffentlichen Beschaffung durch ein neues Vergabegesetz.
• Wirksame Unterstützung im Export durch geeignete Handels- und Veterinärabkommen.
• Ausgleich von höheren strukturbedingten Kosten (z.B. in der Milchanfuhr).
• Schaffung von fairen Wettbewerbsbedingungen innerhalb der österreichischen Lebensmittelkette.
• Abgeltung von Leistungen der heimischen Milchwirtschaft für Umwelt und Landschaftspflege.
• Besondere Unterstützungen für den Erhalt der Milchwirtschaft in Berg- und benachteiligten Gebieten. Dies muss auch ein besonderer Schwerpunkt der Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2020 werden!
• Einführung einer Herkunftskennzeichnung im Lebensmittelhandel und in der Gastronomie, um den Konsumenten eine Entscheidungshilfe zu bieten.

Hans Maad

- Werbung -
Vorheriger ArtikelEnde einer Ära: Pühringer zog Bilanz über seine Zeit als Landeshauptmann
Nächster ArtikelInfinito – zuverlässiger Schutz gegen Phytophthora