Milchwirtschaft auch in den USA in der Krise

Dass das Sprichwort "Klein aber fein" durchaus noch Gültigkeit hat, beweist ein Blick über den Ozean: In den USA werden Farmer aufgefordert keine Milch zu liefern, während die Versorgung im Lebensmitteleinzelhandel teilweise zusammenbricht.

In den USA führt insbesondere der Wegfall der Nachfrage von Fast Food-Ketten, Gaststätten, Kantinen und Schulen zu enormen Milchüberschüssen.

Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten: Gerade jetzt in Krisenzeiten zeigt sich, dass kleinere wirtschaftliche Strukturen, wie wir sie in Österreich noch haben, rascher und effizienter auf Herausforderungen in Krisenzeiten reagieren können.

Landwirte werden aufgefordert, keine Milch mehr anzuliefern

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, hat Dairy Farmers of America (DFA), die größte US-amerikanische Molkereigenossenschaft, einige ihre Lieferanten bereits aufgefordert, ihre Milch zu entsorgen. Wie viele das sind, wollte das Unternehmen nicht sagen. Land O’Lakes Inc., ebenfalls eine Genossenschaft, hat ihre Mitglieder ebenfalls gewarnt, dass möglicherweise die Milch nicht mehr abgeholt werden kann. Eine andere Genossenschaft, Foremost Farms USA mit Sitz in Wisconsin, wurde noch deutlicher: „Jetzt ist es an der Zeit, über eine zusätzliche Reduzierung Ihrer Herden nachzudenken”, sagte die Genossenschaft in einem Brief an die Mitglieder vom 17. März. „Wir glauben, dass wir Ihre Milch auf Dauer nicht abnehmen und verarbeiten können.“

Engpässe an Milchprodukten im Lebensmitteleinzelhandel

Gleichzeitig gebe es, so berichtet Reuters weiter, in den USA Engpässe in der Versorgung im Lebensmitteleinzelhandel. Schuld daran sind in erster Linie logistische Probleme.

Durch den Panikkauf waren die Regale der Lebensmittelgeschäfte in den letzten Wochen – nicht zuletzt aufgrund von Betriebsstillständen und Quarantänen – im ganzen Land fast leer. Der Absatz von Milch von Milch stieg in der Woche zum 21. März um fast 53 Prozent, während die Butterverkäufe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 127 Prozent und die Verkäufe von Käse um mehr als 84 Prozent stiegen. Gleichzeitig stiegen die Preise im Lebensmitteleinzelhandel deutlich an: für Kuhmilch beispielsweise um 11,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Woran scheitert die Versorgung?

Zum einen ist Teil sei es derzeit schwierig, genügend Lkw-Fahrer zu finden. Viele hätten Angst, sich zu infizieren und blieben lieber zu Hause. Vertreter der Landwirtschaft haben sich daher bereits dafür eingesetzt, dass die LKW-Gewichtsbeschränkungen auf Autobahnen erhöht werden, damit mehr Lebensmittel geliefert werden können.

Ein weiteres großes Problem: Die plötzliche Verlagerung der Nachfrage von Restaurants in den Lebensmitteleinzelhandel schafft große logistische Probleme. Die Lieferanten sind auf Großhandelsverpackungen für Restaurants eingestellt und meist technisch nicht in der Lage, ihre Produkte für den Lebensmitteleinzelhandel abzupacken.

Beispielsweise kommen riesige Mengen an Cheddar-Käse üblicherweise als fertige Scheiben in die Fast-Food-Restaurants. Es würde Millionen von Dollar kosten, neue Geräte zu installieren, um auf die Herstellung von Cheddar-Wedges für Lebensmittelhändler umzustellen. Selbst die Umstellung von 10-Pfund-Säcken mit zerkleinertem Cheddar für den Lebensmitteleinzelhandel auf 8-Unzen-Säcke für Einzelhandelsgeschäfte würde teure neue Verpackungsroboter und Etikettiermaschinen erfordern. (Eva Riegler)

Der Reuters-Bericht im Original kann hier nachgelesen werden.

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