Milchgenossenschaft Niederösterreich baut starke Position aus

Mit Blick auf die herausfordernden Zeiten müssen mit ruhiger Hand und Besonnenheit konsequente Entscheidungen getroffen werden. Aber wo Schatten ist, da ist auch viel Licht und so kann die MGN in ihrer Generalversammlung auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken.

MGN-Obmann Martin Steiner (4. v.re.) mit seinen Stellvertretern Martin Pichlbauer, Johann Trinkl und Maria Brandstetter, NÖ Milchkönigin Anita I. (3. v.li.), Aufsichtsratschefin Elisabeth Pfeiffer-Lintner, NÖM-Vorstand Josef Simon, LK NÖ-Vizepräsidentin Andrea Wagner und MGN-Geschäftsführer Leopold Gruber-Doberer.

Am vergangenen Freitag eröffnete Martin Steiner als neuer Obmann die Generalversammlung der Milchgenossenschaft NÖ (MGN) in Altlengbach. Steiner war im November vergangenen Jahres einstimmig als Nachfolger von Johann Krendl in dieses Amt gewählt worden. Nach ihm meldeten sich auch hochrangige Ehrengäste sowie Funktionäre und Delegierte zu Wort.

Krieg und Krisen erlauben Prognosen nur unter Vorbehalt

Obmann Steiner gab einen ausführlichen Überblick betreffend Entwicklung der Milchmenge und der Qualität. Die Anlieferung in der MGN stieg im Berichtsjahr 2021 auf rund 414.300 Tonnen oder 1,23 Prozent. Im selben Zeitraum verringerte sich die Anzahl der Lieferanten um beinahe 5 Prozent (4,94 %) auf aktuell 2.464 Lieferanten. Die durchschnittliche Anlieferung je Betrieb erhöhte sich um 10.248 Kilogramm auf 168.137 Kilogramm je Lieferant. Der Rückgang der Lieferanten sei vor allem dem Auslaufen der Anbindehaltung geschuldet, erklärte Steiner. Die Biomilchverwertung entwickelte sich positiv mit 3 Prozent mehr Menge sowie einem Plus von durchschnittlich 11 Cent im Vergleich zu konventioneller, gentechnikfreier Milch.
Besonders erfreulich waren laut Steiner die steigenden Qualitätsergebnisse. So erreichten 92,5 Prozent der MGN-Milchmenge die S-Klasse. Im Durchschnitt lag die Keimzahl bei 26.000, die Zellzahl bei 143.000, Fettgehalt bei 4,25 Prozent und Eiweiß bei 3,44 Prozent. „Bei den Sprengelversammlungen wurden daher 1.035 Milchgütesiegel verteilt.“
Seit dem Jahr 2016 ist die MGN bekanntlich mit 25 Prozent oder knapp 1,9 Millionen Aktien an der NÖM AG beteiligt. Nun möchten die rund 2500 Milchbauern der MGN mit Dividendenerträgen weitere Anteile an der Molkerei kaufen. Leopold Gruber-Doberer, seit 1997 Geschäftsführer der MGN in Baden, berichtete über die noch kaum absehbaren Folgen des Ukraine-Krieges auf die Welternährung. Eher pessimistisch zeigte sich Gruber-Doberer in Bezug auf die künftigen Auswirkungen der Krise auch abseits der gestiegenen Kraftstoffpreise. Das werfe auch die Frage auf, welche Aufgabe eine Genossenschaft für ihre Bauernfamilien zu leisten im Stande sei, so der Geschäftsführer: 43 Prozent der MGN-Mitglieder liefern jedes Jahr unter 100.000 Kilogramm Milch oder 14 Prozent der Gesamtmenge. Auf der anderen Seite liefern 28 Prozent der Betriebe 61 Prozent der Gesamtmenge. Daher stellte Gruber-Doberer klar: „Für jeden unserer Milchlieferanten muss Platz sein, jeder hat aber seine ganz eigenen Bedürfnisse.“ Mittlerweile habe die MGN ausschließlich Mitglieder als Lieferanten.
Der Erfolg der Tierwohl-Qualitätsstrategie habe sich besonders im Export nach Deutschland gezeigt.

„Die Menschen haben sich gewöhnt, dass Essen billig ist.“

Etwas angehoben werden konnten im abgelaufenen Jahr die Erzeugermilchpreise. Diesen stünden mittlerweile aber massive Kostensteigerungen bei Futtermitteln, Treibstoffen und Baukosten gegenüber. Die Situation sei trotz hohem Rohstoffwert ernst, erklärte Gruber-Doberer. Er verwies auf laufende Verhandlungen der NÖM AG mit dem Handel um einen höheren Milchpreis. Auch der Butterpreis werde steigen, gab sich Gruber-Doberer überzeugt, es gebe aber auch eine Obergrenze, die Konsumenten bereit seien für Butter zu bezahlen, bevor sie zu pflanzlichen Alternativen greifen.
NÖM-Vorstand Josef Simon informierte über die Entwicklung des Unternehmens „in einer sehr wechselvollen Zeit“. Bis zum Jahreswechsel habe die NÖM alle Herausforderungen mit einer guten Auslastung meistern können. Ab Jänner sorgten vor allem neue Coronavirus-Varianten immer wieder für den Ausfall von bis zu 20 Prozent der Belegschaft, weshalb vorübergehend einige Produktlinien gestoppt und 12-Stunden-Schichten eingeführt werden mussten. Simon unterstrich den besonderen Einsatz der Molkereimitarbeiter, wie auch der Bauern in der Pandemie. Aktuell sei die NÖM AG mit massiven Mehrkosten von 67 Millionen Euro bei Rohstoffen und Verpackungen, Energie, Arbeitskosten, Transport- und Anlieferungskosten konfrontiert. Auch die weiterhin sichere Belieferung mit Erdgas bereitet Sorgen. Simon: „Ein Tag Ausfall würde 500.000 Euro Schaden für alle Milchlieferanten bedeuten.“ In den kommenden Wochen wird am Standort Baden ein neuer Zweistoffbrenner installiert, der im Notfall Gas durch Heizöl substituieren kann.
Marketingleiterin Veronika Breyer konnte Produktneuheiten sowie ein „Rebranding“ in der bunten Palette präsentieren.
Aufsichtsratsvorsitzende Elisabeth Pfeiffer-Lintner erinnerte daran, „dass unsere familiengeführten Bauernhöfe schon viele Krisen bewältigen mussten. Wer jedoch aus der Milchproduktion aussteigt, sollte sich gut überlegen, in welche neuen Abhängigkeiten er sich begibt.“ Die MGN böte auch viele Vorteile sowie kalkulierbare Einkünfte.
Ein kurzweiliges Referat zum Thema Genossenschaften hielt Justus Reichl, der Generalsekretär-Stellvertreter des Raiffeisenverbandes. Zentrale Aussage: „Sie bieten einen praktikablen Lösungsansatz für die Probleme mit der Globalisierung, Landflucht oder dem Klimawandel“. LK NÖ-Vizepräsidentin Andrea Wagner betonte als Ehrengast, dass für sie besonders die Herkunftssicherheit von Lebensmitteln wichtig sei. „Unsere regionalen Kreisläufe haben sich bewährt, globale Verwerfungen zeigen gleichzeitig viele Abhängigkeiten auf.“ Auch die Milchbauern stünden „Akteuren gegenüber, die immer globaler werden“, so Wagner. 1922 sei die LK Niederösterreich mit dem Auftrag gegründet worden, die Menschen mit Lebensmittel zu versorgen. „Dieser wichtige Auftrag wird uns jetzt wieder besonders bewusst“, so Wagner.
Je eine Urkunde und einen Korb mit NÖM-Produkten durften jene 15 Milchlieferanten mit nach Hause nehmen, die im abgelaufenen Jahr die höchste Qualität geliefert hatten.

Fotos:

Kategorie 2

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Die 5 besten Lieferanten der Kategorie 100.000 -250.000 kg sind: Veronika und Andreas Krickl aus Frankenfels Gertraud und Martin Grabner aus St. Oswald Inge Penzenauer aus St. Georgen an der Leys Johann Prenner aus Schäffern Karl Schnabl aus Edlitz

Weitere Informationen:

Milchgenossenschaft Niederösterreich

 

- Bildquellen -

  • MGN Generalversammlung: MGN/Roland RUDOLPH
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AUTORArtur Riegler
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