Mastitis richtig erkennen und behandeln

"Euter - gesund durchs Jahr" - unter diesem Titel gab es im Forum Rind auf der EuroTier praxisnahe Hinweise, um die Eutergesundheit in den Milchviehherden zu erhalten und zu verbessern.

Der Schalmtest ist die schnellste und kostengünstigste Möglichkeit, die Zellzahl in jedem einzelnen Euterviertel einer Kuh abzuschätzen. ©Agrarfoto.com
Der Schalmtest ist die schnellste und kostengünstigste Möglichkeit, die Zellzahl in jedem einzelnen Euterviertel einer Kuh abzuschätzen. ©Agrarfoto.com
Ist ihre Herde eutergesund? Diese Frage hat Manfred Regele vom Landeskontrollverband Baden Württemberg an die beim Forum Rind auf der EuroTier in Hannover anwesenden Milchviehhalter gerichtet. Die Latte dafür, ab wann ein Milchkuhbestand als “eutergesund” gilt, hat Regele auf eine Marke von 75 Prozent aller laktierenden Kühe gelegt, mit einer Zellzahl von kleiner gleich 100.000. Das heißt, nur jede vierte melkende Kuh in einer Herde darf diesen Wert überschreiten. Freilich schaffen das nur Spitzenbetriebe, so Regele. In durchschnittlichen Betrieben liege der Wert eher bei 50 Prozent. In einer solchen Situation sei es ratsam, Fehlern beim Füttern, in der Haltung und beim Melken nachzugehen. Vor allem gelte es, chronisch infizierte Tiere herauszufiltern, um das Ansteckungsrisiko zu vermindern.

Drei Prüfungen mit mehr als 700.000 Zellen – Alarm!

Als “chronisch infiziert mit schlechten Heilungsaussichten” gilt eine Milchkuh dann, wenn drei aufeinanderfolgende Milchleistungsprüfungen (MLP) mehr als 700.000 Zellen ergeben. Der Anteil solcher Tiere beträgt in Spitzenbetrieben nur etwa ein Prozent, in durchschnittlichen Betrieben fallen etwa fünf Prozent der Tiere in diese Kategorie.
Bei der Beobachtung des laufenden Mastitisgeschehens in der Laktation nannte Regele für Spitzenbetriebe einen Anteil von etwa zehn Prozent der laktierenden Kühe, deren Zellzahl von einer Leistungsprüfung zur nächsten auf mehr als 100.000 steigt. Im Durchschnitt liege dieser Anteil bei etwa 20 Prozent der Tiere. Auch hohe Neuinfektionsraten seien ein Aufruf dazu, die Haltungsbedingungen zu überprüfen und gegebenenfalls Fehler in Fütterung, Haltung und Melkvorgang zu beseitigen. Als Abhilfemaßnahmen zu nennen sind: saubere Boxen, saubere Kühe, sauberer Melkstand, Melktechnik und Euterhygiene.
Weiters als sehr bedeutend für das Mastitisgeschehen in einer Herde sind laut Regele die Neuinfektionen während der Trockenstehzeit. Als Zielwert der Neuinfektionsrate während der Trockenphase gilt ein Anteil von maximal fünf Prozent. Allerdings sieht die Praxis hier so aus, dass sehr gute Betriebe eine Neuinfektionsrate von etwa 13 Prozent erreichen, in durchschnittlichen Betrieben liegt die Rate allerdings bei etwa 30 Prozent.

Milchqualität gleich vom Start der Laktation weg

Laut Volker Krömker, Professor für Milcherzeugung an der Hochschule Hannover, lohne es besonders, das Infektionsgeschehen während der Trockenphase zu analysieren. Denn Kühe, die laut erster MLP mit mehr als 200.000 Zellen in die Laktation starten, erbringen im Vergleich zu ihren Artgenossinnen, die unter diesem Wert liegen, um 718 Liter weniger Milch und weisen um 15 mehr Güsttage (Leertage bis zur Trächtigkeit) auf. In Summe gesehen fallen über 60 Prozent der Neuinfektionen in die Trockenphase. “Quality right from the start”, lautet nach Krömker somit die Devise für das Management in der Trockenphase. Dabei ist laut Krömkers Auswertungen nach zu beachten, dass von zehn Neuinfektionen während der Trockenphase nur eine in die erste Woche nach dem Trockenstellen fällt; neun Infektionen geschehen demgegenüber zu geburtsnahen Zeitpunkten. Häufige Schwachpunkte in der Praxis, die das Mastitisgeschehen begünstigen, sind zu wenig Platz und zu wenig Einstreu. Als Richtwerte für trockenstehende Kühe in sehr guten Betrieben nannte der Professor zehn Quadratmeter Platz pro Kuh in der Gruppenbucht und zehn Kilogramm Stroh je Tier und Tag.
Als weitere Maßnahmen zur Reduktion der Neuinfektionsrate nannte Krömker größtmögliche Hygiene bei der Verabreichung von Eutertuben und internen Zitzenversieglern – wobei Letztere jedenfalls zu empfehlen sind. Wichtig ist zudem, den Milchfluss vor Laktationsende abzusenken, indem man etwa zwei Wochen lang den Energiegehalt im Futter absenkt. Zudem sollten die trockenstehenden Kühe nicht in Sicht- oder Hörweite von Kälbern aufgestallt werden.

Hans Maad

Merkblätter im Internet auf www.milchqplus.de

 ©www.milchqplus.de
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