Der Liegebereich ist für die Kühe einer der wichtigsten Plätze im gesamten Stall.

Wenn die Kühe gerne liegen – und das im Trockenen – dann werden auch ihre Klauen entlastet. Eine gute Liegebox hat also einen positiven Effekt auf die Klauengesundheit. Eine Frage, die gern und immer wieder diskutiert wird, ist die nach der „richtigen“ Liegebox. Denn genau die ist der Ausgangspunkt für eine glückliche und ertragreiche Kuh.

Hochbox: Einfach und pflegeleicht?

Die zwei wesentlichen Systeme sind bekanntermaßen die Tiefbox mit Einstreu und die Hochbox, die mit Gummimatten ausgelegt wird. Diese zwei Varianten haben unterschiedliche Vorteile. Bei den Hochboxen ist der Pflegeaufwand geringer: hier ist üblicherweise mit weniger Aufwand für Reinigung und Einstreuen zu rechnen. Für diese Option spricht sicherlich die einfachere Handhabung und der geringere Zeitaufwand in der Pflege, wenn sie einmal eingebaut ist. Allerdings müssen hierbei noch zwei Faktoren beachtet werden. Zum einen sind Hochboxen mit hohen anfänglichen Kosten verbunden, welche deutlich teurer sind im Vergleich zu den Tiefboxen. Da die Gummimatten mit der Zeit verschleißen und sich Eigenschaften wie Weichheit und Anpassungsfähigkeit verändern, sollten die Matten eigentlich in regelmäßigen Abständen getauscht werden, damit die Liegequalität der Tiere nicht abnimmt.

Der zweite wesentliche Faktor liegt beim Thema Tiergesundheit. Man weiß, dass die Abliegezeit inklusive Vorbereitung darauf – also die Zeit, bis sich die Kuh hinlegt – bei Hochboxen deutlich länger ist als bei Tiefboxen. Untersuchungen sprechen vom einem Verhältnis von Sekunden- zu Minutenbereich. Das hat den Grund, dass die Gummimatten häufig weniger weich sind und systembedingt nicht so gut nachgeben – sie passen sich wenig an das Tier an. Dadurch ist die Hemmschwelle auch größer, sich niederzulegen und sich auf die Gelenke fallen zu lassen. Zum Vergleich: Das Abliegen der Kuh ist sehr gut vergleichbar, wenn man sich vorstellt, man müsste sich jedes Mal auf die Knie fallen lassen, wenn man sich hinlegt. Was passiert, wenn die Tiere nicht gut und gerne liegen? Die Kuh verbringt bis zu 14 Stunden pro Tag in ihrer Liegebox. Wenn sie sich nicht wohl fühlt, ist die Liegezeit und damit die Wiederkäuzeit verringert, wodurch sie weniger Milch produziert. Das Thema Tierwohl und Wirtschaftlichkeit sind also eng miteinander verbunden.

Tiefbox: Aufwendig und unbeliebt?

Im Vergleich dazu die Tiefbox mit Einstreu: Sie ist in der Erstanschaffung einfacher und hält länger – das Wichtigste: Die hohen regelmäßigen Re- Investititionskosten, wie bei der Hochbox, fallen weg. Dennoch hat auch die Tiefbox Nachteile: Sie ist deutlich pflegeintensiver, weil Mulden eingeebnet und nachgestreut werden müssen. Um diese „Matratze“ der Kuh muss man sich jeden Tag kümmern. Das bestätigen Tierärzte, Kammern und Berater. Dieses Nachstreuen verbraucht circa einen halben bis einen Kilogramm Streumaterial pro Tag und Liegebox. Die Gute Nachricht: Dafür gibt es bereits Roboter und andere Lösungen, die das Material nachstreuen. Die schlechte: Hier wird nur auf die alte Streu nachgestreut, aber nicht geebnet. Eine echte Pflege der Liegeboxen findet nicht statt.

Die Tiefbox hat aber wichtige Vorteile in Bezug auf das Tierwohl. Denn die Kühe liegen auf einer bequemen Strohmatratze mit einer Dicke von etwa 15 bis 20 Zentimetern. Das Streumaterial passt sich an das Tier an, die Liege- und somit die Wiederkäuzeit wird erhöht – die Kühe sind erholter und produktiver. Da das Streumaterial auch weicher ist als die Gummimatten, werden Technopathien bzw. Gelenksverletzungen durch Haltungsbedingungen reduziert. Damit eine Kuh viel Milch produziert, muss sie viel fressen und viel liegen. Somit schließt sich wieder der Kreis zum Thema Klauengesundheit, da nur Kühe mit gesunden Klauen gerne und häufig vom Liege- zum Fressplatz gehen. Die Tiere bevorzugen gepflegte und gut eingestreute Tiefboxen, auch wenn sie mit mehr Aufwand in der täglichen Pflege verbunden sind. Mittlerweile gibt es dafür technische Entwicklungen, die etwas Entlastung schaffen. Vorzeigebetriebe setzen bereits darauf.

- Bildquellen -

  • Tiefboxen: Rosensteiner
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AUTORRed. TME
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