Die EU-Kommission hat vergangene Woche im Rahmen des sogenannten „Green Deal” eine neue Biodiversitätsstrategie präsentiert: „Farm to Fork” – Vom Hof zur Gabel – so der klingende Name. Damit soll ein tiefgreifender Wandel der europäischen Agrar- und Lebensmittelwirtschaft eingeläutet werden.

Von der Landwirtschaftskammer Oberösterreich werden die Zielsetzungen prinzipiell begrüßt, da sie sich wesentlich an den ökosozialen Vorhaben der österreichischen Agrarpolitik orientieren würden. In Frage gestellt wird jedoch die Umsetzbarkeit der vorgesehenen Maßnahmen. „Zusätzliche Klimaschutz-, Umwelt- und Ökologie-Leistungen erfordern eine entsprechende öffentliche Finanzierung oder faire Abgeltung über den Markt. Sonst sind diese wirtschaftlich für unsere bäuerlichen Familienbetriebe nicht machbar“, erklärte Präsidentin Michaela Langer-Weninger in einer Aussendung.

Ambitionierte, tiefgreifende Öko-Maßnahmen bis 2030

Die Ökologisierungsmaßnahmen sind ambitioniert und tiefgreifend: 50 Prozent weniger Pflanzenschutzmittel, 20 Prozent weniger Düngemittel und 50 Prozent weniger Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung. Zudem sollen mindestens zehn Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche für Biodiversitätsmaßnahmen zur Verfügung gestellt und der Anteil des Biolandbaus EU-weit von derzeit knapp acht auf 25 Prozent ausgedehnt werden. Die Umsetzung dieser Ziele soll bis 2030 erfolgen. „Die Erreichung dieser Zielsetzungen kann keinesfalls per Dekret verordnet werden”, betonte Langer-Weninger. Vielmehr brauche es dafür umfangreiche Bildungs- und Beratungsaktivitäten sowie entsprechende finanzielle Anreize. Als Beispiel hierfür nannte sie das österreichische Agrarumweltprogramm ÖPUL.

Das gleiche gelte für die Weiterentwicklung der Bio-Landwirtschaft. Die alleinige Definition eines Zielwertes sei hier zu wenig. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Bäuerinnen und Bauern nur dann auf die Bio-Landwirtschaft umsteigen, wenn es für die Bio-Produkte auch gesicherte höher preisige Absatzmöglichkeiten gibt”, so Langer-Weninger. Gerade in den vergangenen Jahren sei die Bio-Landwirtschaft in mehreren Sparten aber an Absatzgrenzen gestoßen.

Bei aller Kritik kann die Landwirtschaftskammer einigen Vorschlägen der EU-Kommission aber auch Positives abgewinnen. Dazu gehört beispielsweise die Zielsetzung, künftig Handelspartner bei Freihandelsabkommen zur Einhaltung höherer Tierschutz-, Pflanzenschutz- und Produktionsstandards zu verpflichten. Oder die Forcierung erneuerbarer Energieträger zum Klimaschutz, obwohl im vorliegenden Papier die Nutzung land- und forstwirtschaftlicher Biomasse noch zu wenig berücksichtigt werde.

„Nicht weniger, sondern mehr EU-Budget notwendig“

Das von der EU vorgelegte Programm des Green Deal weise laut Landwirtschaftskammer einige Widersprüche auf – Korrekturen seien daher erforderlich. Langer-Weninger fordert vor allem eine entsprechende budgetäre Ausstattung. „Um diese Ziele auch tatsächlich erreichen zu können braucht es für die künftige Gemeinsame Agrarpolitik nicht weniger, sondern deutlich mehr EU-Budgetmittel“, so die oberösterreichische Landwirtschaftskammer-Präsidentin.

- Bildquellen -

  • Europe: Gerd Altmann/Pixabay
- Werbung -
AUTORThomas Mursch-Edlmayr
Vorheriger ArtikelEU-Mitgliedstaaten sollen Umweltstrategien rasch in die GAP einbauen
Nächster ArtikelMan kann es nur falsch machen