Vielversprechend begann das heurige Imker-Jahr. Denn aufgrund geringer Winterverluste starteten die heimischen Bienenvölker zahlreich in die Honigsaison 2022. Doch bekanntlich ist das Leben manchmal wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie was kommt. Dies fasst auch das diesjährige Honigjahr ganz gut zusammen.

Unterschiede bei der Ernte von Blüten- und Waldhonig

Frühjahrstemperaturen um die 20 Grad sowie die relativ hohe Luftfeuchtigkeit im Mai haben zur optima­len Nektarsekretion bei Raps, Obstbäumen, Sträuchern und Blütenpflanzen geführt. Denn entgegen der schlechten Voraussetzungen im Herbst 2021 verzeichneten die Rapsbäuerinnen und -bauern im Land eine positive Entwicklung. „Aufgrund eines geringen Schädlingsdruckes durch den Rapsglanzkäfer wurden kaum Insektizide ausgebracht. Während der Rapsblüte herrschten ideale Wetterbedingungen – der Boden enthielt ausreichend Feuchtigkeit und warme Sonnenstunden dominierten diese Periode“, betonte Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger. So konnten sich die Imker sowohl in den intensiven Ackerbaugebieten mit Schwerpunkt Raps als auch in den Grünlandgebieten mit Obst- und Blühpflanzen über einen guten Honigertrag freuen. „Einträge bis zu 30 Kilogramm Blütenhonig pro Bienenvolk konnten erzielt werden“, weiß Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger.

Beim Waldhonig hingegen sind große regionale Unterschiede zu verzeichnen. So seien bei einigen Imkern die Honigtöpfe mit Waldhonig fast leer. Dauerregen sowie Starkregen mit Sturm, die die Waldtracht vielerorts unterbrachen beziehungsweise sogar beendeten, seien Grund dafür. Darüber hinaus führte dies zu einem abrupten Ende der Imker-Saison, welche im Gegensatz zu einem „normalen“ Jahr zwei bis drei Wochen früher endete. 

Das frühe Imkersaisonende erfordert eine gute Absprache

Mangels alternativen Nektarangebo­tes müsse nun früher gefüttert werden:  „Idealerweise erblühen bereits jetzt Winterbegrünungen als Nektar- und vor allem Pollenlieferanten für die Versorgung der Bienen“, erklärt Ackerbauer und Imkermeister Karl Neubauer. Im Hinblick auf die angebauten Pflanzenarten und den Blühzeitpunkt von Begrünungen sei daher eine enge Absprache zwischen Landwirtschaft und Imkerei nötig. Neubauer selbst probierte Buchweizen anzubauen. Leider führte dies jedoch nicht zu den erwarteten Ergebnissen. „Insbesondere bei Begrünungen ist häufig etwas gut gemeint, was dann aber nicht den gewünschten Effekt für die Imkerei bringt. In diesem Bereich wünsche ich mir noch mehr Konsens“, betont Neubauer. Grundsätzlich sei man durch die enge Zusammenarbeit und den laufenden Austausch zwischen Bauernschaft und Imkerei aber auf einem sehr guten Weg.

Griff zum Honig aus der Region ist nun wichtiger denn je

Aus dem früheren Saisonschluss resultiere weiters ein geringerer Honigertrag. Zuletzt deckte die heimische Produktion circa 44 Prozent des Bedarfs der Österreicher ab. „Aufgrund der geringen Waldhonigernte und den allgemeinen Preissteigerungen ist mit einer Honigpreiserhöhung zu rechnen“, hält Ingrid Schmaranzer, Vertreterin des Erwerbsimkerbundes und Fachbeiratsmitglied des Bienenzentrums Oberösterreich, fest.

Um heimischen Imkern und Bienenvölkern Wertschätzung entgegenzubringen und die Bestäubungsleistung durch das wichtige Nutztier zu sichern, sei der Griff zum Honig aus der Region nun aber umso wichtiger. Denn auch in der Imkerei habe man mit den sich verändernden klimatischen Bedingungen zu kämpfen, die ingesamt betrachtet zu einer eher rückläufigen Honigernte beitragen.

- Bildquellen -

  • 317A0948: Land OÖ / Tina Gerstmair
- Werbung -
AUTORAnna Sophie Luegmair
Vorheriger ArtikelVorhang auf für Essig und Öl aus der Region
Nächster Artikel„Der Klimawandel ist keine ferne Zukunft mehr, er findet bereits statt“