Land(-wirtschaft) unter

Ziemlich genau 22 Jahre nach der Jahrhundertflut 2002 wurden weite Teile Österreichs in den vergangenen Tagen erneut von einer Hochwasserkatastrophe heimgesucht. Mit vorerst noch nicht abschätzbaren Schäden für die Landwirtschaft.

Angeschwemmtes Holz und Treibgut auf einem Acker: Eine der Folgen des Hochwassers, welche die Bauern wochenlang beschäftigen werden.

Der sintflutartige Regen mit bis dato noch nie verzeichneten Niederschlagsmengen begann am Freitag. Kleine Bäche wurden zu reißenden Flüssen, die Holz, Geröll und Treibgut mit sich führten. Straßen, Brücken und Gebäude wurden demoliert, Dämme hielten den Wassermassen nicht stand. Zigtausende Hektar Felder und Wiesen wurden überschwemmt. Orkanartige Sturmböen verschärften die Situation, entwurzelten Bäume. Niederösterreich wurde zum Katastrophengebiet erklärt. Andernorts fiel Schnee, das Almvieh musste frühzeitig ins Tal getrieben werden. 

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Ganz Niederösterreich wurde zum Katastrophengebiet erklärt.

In weiten Teilen Österreichs sind die Böden vollgesogen wie ein Schwamm, so sie nicht überhaupt unter Wasser stehen. Noch stehen vielerorts Mais, Sonnenblumen, Sojabohnen oder Zuckerrüben auf den Feldern. Die Kürbis- und Weinernte ist nicht abgeschlossen. Im Grünland ist der letzte Schnitt im heurigen Jahr in Gefahr. Die anstehende Herbstsaat des Wintergetreides wird sich noch um viele Tage oder einige Wochen verschieben. Viel zu nass sind die Ackerböden, um mit Erntemaschinen, Traktoren und Anbaugeräten darauf fahren zu können.

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Die Böden sind vollgesogen und damit unbefahrbar.

„Die Schäden in der Fläche sind derzeit noch nicht abschätzbar“, sagt LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger. „Sie werden erst in einigen Tagen und nach Abfließen des Wassers zu bewerten sein“, betonte er gegenüber der Austria Presse Agentur.

Auch die Hagelversicherung hat noch keinen genauen Überblick über die Hochwasserschäden der vergangenen Tage. Bei bereits ausgesätem Getreide oder auch Raps werde sich erst in einigen Tagen zeigen, wie deren Saatgut oder die Keimlinge die tagelangen Überschwemmungen überstanden haben. In der Steiermark und im Burgenland hat der Sturm viele Maisbestände richtiggehend zerfetzt.

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Bundeskanzler Karl Nehammer in der Einsatzzentrale in Tulln.

Auch die Winzer seien jetzt „mehr als gefordert, die späten Sorten gesund in den Keller zu bringen“, erklärte Moosbrugger. Befürchtet werden zudem enorme Sachschäden an und in Stallgebäuden sowie in Maschinen- und Lagerhallen.

Aufgeschoben hat Agrana den für diese Woche geplanten Start der Zuckerrübenkampagne. „Die Wettersituation lässt derzeit keine Ernte zu. Deshalb wird der Start der Verarbeitung in unseren beiden Fabriken in Tulln und Leopoldsdorf um mindestens eine Woche verschoben“, so Agrana-Sprecher Markus Simak.

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AUTORRed. BW
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