„Kuhrona“: Folgen für den ländlichen Raum

Corona und die Folgen für den ländlichen Raum standen am vergangenen Freitag im Mittelpunkt des Diskussionsforums der 15. Galtürer Almbegegnung. Unter der Moderation von Markus Schermer vom Institut für Berglandwirtschaft der Universität Innsbruck tauschten sich Referenten und das Publikum aus und brachten persönliche Erfahrungen ein.

Johann Stötter, Ferdinand Grüner, Angelika Schwarzmann, Ingrid Felipe, Norbert Gleirscher, Markus Schermer und der Galtürer Bürgermeister Hermann Huber (v. li.) diskutierten über die Folgen von Corona.

Corona habe Vieles zum Erliegen gebracht und eine radikale Nachdenkpause mit sich gebracht. Jetzt gelte es, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und nachhaltig Vieles zu ändern, sagte Johann Stötter vom Institut für Geographie der Universität Innsbruck. „Mit der Pandemie wurde nun endgültig allen klar, dass wir unseren Fokus auf die Ökologie richten und die entsprechenden Maßnahmen setzen müssen“, stellte LHStv.in Ingrid Felipe fest. „Viele Menschen drängen mit Corona wieder zurück aufs Land. Wir dürfen die Fehler der Urbanisierung aber nicht in den ländlichen Raum transferieren“, so Felipe. Hier gelte es, klare Richtlinien zu haben und einer Entsiedelung entgegenzutreten.

LK-Kammerdirektor Ferdinand Grüner stellt im Zuge der Krise einen klaren Trend hin zu regionalen Produkten und zur Direktvermarktung fest. Allerdings sei im Lockdown auch die Gastronomie als Absatzmarkt. Nun gelte es langfristig sicherzustellen, dass die bäuerlichen Produkte besser bezahlt werden und Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit auch die nächsten Generationen die Bewirtschaftung im Land fortführen. „Ansonsten sehen unsere Kinder kein Land mehr vor lauter Arbeit“, betonte Grüner.

Erfahrungen mit regionalen Kreisläufen

Positive Erfahrungen mit funktionierenden regionalen Kreisläufen hat Angelika Schwarzmann, die Bürgermeisterin von Alberschwende, gemacht. Neben der fortschreitenden Digitalisierung, die Grundlage für das Arbeiten am Land ist, müsse man alles unternehmen, um im wirtschaftlichen Handeln kürzere Wege zu ermöglichen. „Während des Lockdowns haben wir gesehen, dass wir eigentlich relativ wenig zum Leben brauchen und unsere Erwartungen herunterfahren können“, so Schwarzmann, die mehr Achtsamkeit und Toleranz untereinander einforderte. Ins gleiche Horn stieß Johann Stötter: „Wir müssen unser Tun hinterfragen, sonst fahren wir bei der nächsten Krise wieder an die Wand.“

Mathias Oswald, der Projektleiter des „digitalen Alpendorfs“, war bei der Diskussion zugeschaltet. Er stellte die positiven Erfahrungen und Chancen der Digitalisierung in den Mittelpunkt seiner Ausführungen, betonte aber auch, dass die Digitalisierung kein Allheilmittel ist. Es gehe langfristig darum, danach zu trachten, dass die ländlichen Regionen nicht von den Ballungszentren abgehängt werden.

Norbert Gleirscher von der Lebensraum Tirol Holding berichtete vom guten Ausbaustand des Glasfasernetzes in Tirol, das im Zuge der Digitalisierung und von Home-Office deutlich an Bedeutung gewonnen hat. Im Zuge des Trends zurück zum Land sollte man auch über die Nutzung von leerstehenden Objekten reden. LHStv.in Ingrid Felipe betonte, Egoismen und Unersättlichkeit müssten aufhören, die Politik sei gefordert, mutige, wenn nötig auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen und Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung zu schaffen. „Überall etwas weniger ist vielleicht mehr“, schloss Ferdinand Grüner seine Ausführungen.

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AUTORPaul Schranz
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