Kürbisanbau in OÖ boomt: Hält der Preis?

Ob der Kürbisanbau tatsächlich ein
Ob der Kürbisanbau tatsächlich ein “blühendes Geschäft” ist, wird sich erst zeigen. ©Pramoleum
Genaue Zahlen wird man erst nach Abschluss der Mehrfachanträge haben. Eines ist aber jetzt schon sicher: Die Kürbisanbaufläche in Oberösterreich ist heuer etwa doppelt so hoch als noch im vergangenen Jahr. “Es werden etwa 1700 bis 1800 Hektar werden”, schätzt Martin Bäck, Referent für Pflanzenproduk-tion in der LK OÖ. 2015 waren es 800 Hektar, 2014 erst 300 Hektar. Ein ähnlicher Boom ist auch österreichweit zu verzeichnen (siehe Grafik). Die Landwirte hoffen auf gute Ernten und lukrative Deckungsbeiträge, mit denen etwa Soja oder Getreide nicht mithalten können.

Pramoleum kritisiert “Goldgräberstimmung”

 ©BauernZeitung
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Genau diese “Goldgräberstimmung” sieht Alois Selker, Geschäftsführer von “Pramoleum”, einer Genossenschaft in der Region Pramtal im Innviertel, die sich dem Ölkürbisanbau verschrieben hat, kritisch. “Diese Situation birgt die Gefahr, dass der Markt mit falschen Interessen verfolgt wird und eventuell sogar eine Spirale nach unten daraus entsteht”, sagt Selker. Ein propagierter Deckungsbeitrag von 800 bis 1000 Euro pro Hektar Kürbis sei natürlich verlockend, gerade bei der momentan schwierigen Marktsiuation in anderen Bereichen. Wieviel letztendlich wirklich erwirtschaftet werden kann, hängt in erster Linie von der Erntemenge und in weiterer Folge von den Ernte- und Trocknungskosten ab.

Pramoleum produziert mit über 130 Vertragslandwirten im heurigen Jahr auf etwa 750 Hektar konventionellen Kürbis und auf 20 Hektar biologischen Kürbis. Die notwendige Infrastruktur von der Saatmaschine über die Waschung und Trocknung bis hin zur Lagerung hat Pramoleum in Oberösterreich geschaffen, um eine “möglichst rasche Verarbeitung zu gewährleisten”, sagt Selker.

Mit seinen Bauern hat Pramoleum fixe Abnahmen und Preise vereinbart. Und auch die Vermarktungspartner der im heurigen Jahr zu erntenden Kürbiskerne stehen bereits fest. “Damit gelangt keine freie Ware auf den Markt”, betont Selker. Er befürchtet, dass “freie Ware” – also nicht verkaufte – von anderen Produzenten bzw. Genossenschaften im Herbst auf den Markt gelangt und den Preis drückt. “Auch Ware, die bei einem Agrarproduktehändler auf Lager liegt, ist nicht verkauft im Sinne des Marktgeschehens und trägt nicht zur Marktstabilisierung teil”, so Selker. Zusätzlich käme noch hinzu, dass chinesische Ware mit Dumpingpreisen am europäischen Markt angeboten würde.

Entwicklung ungewiss

“Zu euphorisch sollte man nicht sein”, sagt Martin Bäck. Der heurige Preis von etwa 3,70 Euro pro Kilogramm fertiger Kürbiskerne werde längerfristig nicht haltbar sein. Seine Empfehlung lautet, keinen Anbau ohne Vertrag durchzuführen. Bäck schätzt, dass in Oberösterreich der Großteil mit Verträgen “abgesichert” ist, in der Steiermark ist das beispielsweise nicht der Fall. Die heurige Ernte wird jedenfalls ein erster Richtwert sein, wo sich der Ölkürbisanbau hinentwickelt. Bis dahin beschäftigt auch ein anderes Thema die Kürbisbauern. Sie wollen für ihre Produkte das AMA-Gütesiegel erwerben, blockiert wird das momentan durch eine steirische Interessensgruppe. Minister Andrä Rupprechter hat bei einem Besuch bei Pramoleum angekündigt, sich darum rasch anzunehmen.

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