Betriebskonzept: wachsen oder Spezialisierung
Schon damals setzten die Bertls auf Kooperation: Mit Milch, Kakao und Vanillemilch sowie Apfelsaft aus der Region, die gemeinsam mit dem Betrieb der Familie Graßmann produziert und an die umliegenden Schulen und Kindergärten ausgeliefert wurden, fiel 1995 der Startschuss für die “Wilhelmsburger Hoflieferanten”.
“Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist für Kinder besonders wichtig. Deshalb sahen wir für uns in der Weiterentwicklung der Schulmilch eine Chance”, erzählt Johannes von den Anfängen. Gemeinsam mit anderen innovativen Milchproduzenten in Niederösterreich und fachlicher Unterstützung der Landeslandwirtschaftskammer wurde die Arge der NÖ Schulmilchbauern gegründet und an der Entwicklung der rechtlichen und produktionsspezifischen Rahmenbedingungen mitgearbeitet.
Fruchtjoghurt enthält nur heimischen Rübenzucker
2005 gingen die Pioniere aus Wilhelmsburg den nächsten Schritt auf den Handel zu: Mit dem Naturcremigen und Feinbröseligen Bauerntopfen gelang der Einstieg als Lieferant für die Spar-Zentrale St. Pölten.
Eine weitere einschneidende Erfahrung machte Johannes Bertl im Rahmen seiner Ausbildung zum Käsemeister an der Bundesanstalt in Rotholz (Tirol). Bei einer Exkursion zu einem Marmelade-Produzenten wurde die Erzeugung von Fruchtzusätzen für die Joghurterzeugung im Aromalabor vorgestellt. Und wieder war für den Junglandwirt klar: “Künstliche Aromen und Geschmacksverstärker sind nicht unser Weg.”
Am Hof zurück suchte sich Bertl Betriebe der Region, die sich der Erdbeer-, Marillen- und Dirndlproduktion verschrieben haben. In einem aufwendigen Produktentwicklungsprozess wurden die entsprechenden Rezepturen für die Fruchtzusätze – reifere Früchte, ohne künstliche Aromen – verarbeitet. Das Ergebnis sind Frucht-joghurts, die um 30 Prozent weniger Kristallzucker enthalten und daher noch fruchtiger schmecken. Dieser Unterschied von der breiten Masse machte die Fruchtjoghurts der Wilhelmsburger Hoflieferanten auch für den Spar- und REWE-Konzern inte-ressant. Mittlerweile gibt es diese gemeinsam mit sieben Produkten der Ziegenlinie (Frischkäseroulade, Frischkäsebällchen, Schnittkäse) bei Billa und Merkur in NÖ, Wien und im Nordburgenland zu kaufen. “Das ist nur mit innovativen Produkten möglich, die der Handel sonst nirgends bekommt”, weiß Johannes Bertl um die besonderen Herausforderungen. “Das funktioniert nur, wenn man selbst von seinem Produkt überzeugt ist. Der Konsument muss spüren, dass wir voll hinter unseren Produkten stehen.” Die Philosophie der Wilhelmsburger Hoflieferanten ist es, zu 100 Prozent transparent zu produzieren.
Marketing ist, Geschichten zum Produkt erzählen
Und weil Innovation nie endet, ist Johannes Bertl bereits mit der nächsten beschäftigt: In einem Pilotprojekt wird derzeit intensiv daran gearbeitet, die bisher übliche Aluminiumplatine am Joghurtbecher durch einen Deckel aus Papier zu ersetzen. Dass dies möglich ist, haben erste Versuche bestätigt. Bis zum nächsten Jahr soll nun die Serienreife erreicht werden.
Ausflugstipp: Wilhelmsburger Hoflieferanten
Ein Geheimtipp sind Ausflüge zu den Wilhelmsburger Hoflieferanten mit Führungen und Erlebnis-Angeboten, die gerne für Bauernbund-, Bäuerinnen- oder Landjugendgruppen auch fachspezifisch gestaltet werden. Um Reservierung wird gebeten. Auch anlässlich der Adventtage öffnen die Wilhelmsburger Hoflieferanten ihre Türen: Von 2. bis 4. Dezember sowie von 9. bis 11. Dezember wird von 10 bis 19 Uhr für vorweihnachtliche Stimmung gesorgt. Höhepunkt bildet am 3. Dezember ein “Radio 4/4” mit dem ORF-Radio Niederösterreich und dem musikalischen Gast Andy Lee Lang. Kontakt: Wilhelmsburger Hoflieferanten, Pömmern 4, 3150 Wilhelmsburg, Telefon 02746/76300, “office@hoflieferanten.at”