Kostenlawine überrollt Lebensmittelbranche

Ernteausfälle etwa bei Heidelbeeren führten zu starken Verteuerungen. Foto: Felix - stock.adobe.com

Ernteausfälle und aktuelle Verwerfungen auf den Märkten treffen auch in Österreich die Lebensmittelerzeugung hart. Die Geschäftsführerin des Fachverbandes der Lebensmittelindustrie, Katharina Koßdorff, spricht von einer „historischen Kostenlawine“. Von einer regelrechten Kostenlawine, die derzeit die Bauern überrollt, spricht auch LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger.
Der Höhenflug der Kosten für Agrarrohstoffe, Verpackungen und Logistik habe sich in den vergangenen Monaten fortgesetzt, beklagt Koßdorff. Ernteausfälle und massive Störungen in den weltweiten Logistikketten seien die Preistreiber auf allen Ebenen, „und das praktisch zeitgleich“. Hinzu kämen Kostenerhöhungen für Energie wie Strom, Gas und Treibstoffe.
„Die Unternehmen können weder auf andere Lieferanten oder Logistikdienstleister ausweichen noch Agrarwaren in der notwendigen Qualität und Quantität im Inland oder am Weltmarkt ordern“, sagt Koßdorff. Wetterextreme hätten zu großflächigen Ernteausfällen etwa bei Brombeeren, Himbeeren, Heidelbeeren und Marillen geführt. Diese seien, wenn auf den Märkten überhaupt verfügbar, sehr teuer gewesen. Auch die Lage am Getreidemarkt, etwa bei Weizen, sei prekär, ebenso die Qualität und die verfügbaren Mengen bei Mahl- und Futtergetreide. Die Preise für Zucker, Glukosesirup und Alkohol seien um bis zu 20 Prozent angestiegen, auch Speiseöle, Kakao, Molkereiprodukte sowie Geflügel aus Österreich hätten sich massiv verteuert, so Koßdorff. Immer teurer geworden seien, wenn überhaupt lieferbar, Verpackungen. Logistik- und Frachtkosten hätten sich verviel-
facht. „Wegen Engpässen bei Paletten und Containern. Und es fehlen LKW-Fahrer.“ Mit einer Entspannung rechnen Branchenkenner frühestens ab Sommer 2022.
Laut Josef Moosbrugger sehen sich auch Österreichs Bauern gerade von einer Kostenlawine überrollt. Neben den massiven Preissteigerungen im privaten Bereich, die alle Menschen betreffen, koste etwa Stickstoff-Dünger aktuell fast dreimal so viel wie im Vorjahr. „Auch Energie, Bau- und Materialkosten, Ersatzteile, Maschinen und andere Betriebsmittel belasten die Bilanzen der Land- und Forstbetriebe erheblich.“ Andererseits bekämen diese für ihre Produkte keine höheren Erlöse. Moosbrugger: „Die Preis-Kosten-Schere klafft immer weiter auseinander. Die Kosten müssen in der Wertschöpfungskette dort bezahlt werden, wo sie anfallen – auch im Sinne unserer Versorgungssicherheit. Sonst darf niemand über aufgegebene Bauernhöfe und leblose, ländliche Räume klagen.“
Landwirtschaftsministerin Köstinger zur Logistik- und Preismisere: „Wenn uns die Krise eines gelehrt hat, dann, dass die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln zu den wichtigsten Stärken eines Landes zählt. Unsere Landwirtschaft hat genügend Kapazitäten, um verlässlich in gewünschter Qualität zu liefern. Dafür braucht es aber faire Preise. Und den Willen der Verarbeiter und des Handels, auf heimische Qualität zu setzen.“

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AUTORRed. SN
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