Kosmos Landwirtschaft: Zwischen All und Stall

Mit der Zukunftsstrategie „Gutes kommt zurück“ wird aufgezeigt, wie bäuerliche Tradition und technologische Innovation eine nachhaltige Symbiose eingehen können.

Landwirtschaft 4.0 braucht auch die Verbindung zwischen Hightech und Hausverstand.

Von außen betrachtet mag der Alltag auf einem Bauernhof fest in traditi­onellen Abläufen verankert erscheinen. Doch wer genauer hinsieht, erkennt, dass sich unter der Oberfläche ein grundlegender Wandel vollzieht. Mit der Zukunftsstrategie „Gutes kommt zurück“ will das Agrarressort unter Landesrätin Micha­ela Langer-Weninger diesen Wandel aktiv gestalten und dabei bewusst auf ein Gleichgewicht zwischen Altbewährtem und Innovativem setzen.

Im Kreislauf wirtschaften

Im Mittelpunkt der Strategie steht ein Prinzip, das älter ist als jede technologische Errungenschaft: die Kreislaufwirtschaft. Sie prägt seit Generationen das bäuerliche Wirtschaften ressourcenschonend, regional und nachhaltig. Langer-Weninger betont: „Unsere Landwirtschaft arbeitet seit jeher in Kreisläufen lange bevor das Thema politisch in Mode kam.“ Mit der neuen Strategie soll dieses stille, aber wirksame Prinzip wieder sichtbarer gemacht und zugleich zukunftsfit weiterentwickelt werden.

Unsere Bäuerinnen und Bauern arbeiten seit jeher in Kreisläufen. Michaela Langer-Weninger

Neue Perspektiven

Ein 20-köpfiger Expertenrat arbeitete mehr als eineinhalb Jahre an der Strategie. Das Ergebnis ist eine Vision, die gleichermaßen auf Satellitendaten, Drohnentechnologie und bäuerliche Werte setzt. Wie sich diese Verbindung konkret gestalten lässt, wurde kürzlich in St. Wolfgang eindrucksvoll präsentiert unter anderem mit einem hochinteressanten Referat von Nicolaus Hanowski von der Europäischen Weltraumorganisation ESA: „Die globale Ernährungssicherheit steht angesichts von Bevölkerungswachstum, Klimawandel und Konflikten vor großen Herausforderungen. Mithilfe von Satellitenbildern lassen sich Veränderungen im Pflanzenwachstum großflächig und über längere Zeiträume hinweg beobachten.“ Er zeigte auf, wie landwirtschaftliche Prozesse künftig noch gezielter gesteuert und Umweltveränderungen frühzeitig erkannt werden können etwa durch Dürrefrüherkennung oder die präzise Beobachtung des Pflanzenwachstums. „Durch die Kombination von Sentinel-Daten mit digitalen Anwendungen können nun auch Landwirtinnen und Landwirte ohne Spezialwissen den Gesundheitszustand und die Entwicklung ihrer Kulturen bis auf die einzelne Parzelle genau verfolgen“, so Hanowski.

Die globale Ernährungssicherheit steht vor großen Herausforderungen.
Nicolaus Hanowski

Von Plan zur Tat

Dass „Gutes kommt zurück“ keine leere Zukunftsformel ist, zeigt der Blick ins Agrarbudget: 35 Millionen Euro ein Drittel des Gesamtbudgets fließen jährlich in Forschung, Innovation und die Förderung der nächsten Generation von Hofübernehmern. Der Zukunftsfonds steuert weitere zwei Millionen Euro jährlich bei, um Projekte wie CO2-reduzierten Ackerbau, Hackroboter oder smarte Drohnentechnologie direkt am Betrieb zu fördern.

Zudem arbeitet der Expertenrat an der Entwicklung eines digitalen Tools, das den landwirtschaftlichen Klimabeitrag sichtbar machen soll. Ziel ist es, die tatsächlichen Leistungen der Betriebe faktenbasiert und transparent darzustellen und so gängigen Vorurteilen in der Klimadebatte wirksam entgegenzutreten. Denn nicht alle Emissionen, die der Landwirtschaft zugeschrieben werden, entstehen auf dem Hof viele stammen aus anderen Gliedern der Wertschöpfungskette.

Quelle: Land OÖ
Der Expertenrat erarbeitete gemeinsam mit Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger die Zukunftsstrategie „Gutes kommt zurück“.

Wandel als Chance

Josef Plank, der Leiter des Expertenrates, ruft dazu auf, den Wandel als Chance zu begreifen. „Veränderung ist unausweichlich und darf nicht ausschließlich als Bedrohung gesehen werden“, betont er. Statt defensiv zu reagieren, müsse die Landwirtschaft aktiv mitgestalten und kommunizieren, was sie leistet. Wichtig sei eine breit angelegte Diskussion, die motiviert statt entmutigt besonders auch mit Blick
auf die junge Generation, die andere Lebens- und Konsummuster mitbringt.

Plank fordert einen ganzheitlichen Blick auf Nachhaltigkeit: ökologisch, sozial und wirtschaftlich. Letzteres sei entscheidend, um neue Wege langfristig tragfähig zu machen. Auch Transparenz und gezielte Kommunikation spielen für ihn eine Schlüsselrolle: „Nur wenn frühzeitig und klar informiert wird, kann der Konsummarkt sinnvoll angesprochen werden.“

Nachhaltigkeit bedeutet einen weiten Blick auf das große Ganze. Josef Plank

Fundament: Bäuerlicher Familienbetrieb

Mit „Gutes kommt zurück“ schlägt das Agrarressort eine Brücke zwischen dem Weltall und dem Kuhstall und verknüpft dabei globale Datenströme mit lokalem Hausverstand. Eine moderne Landwirtschaft, die nicht nur auf Technik, sondern vor allem auf die Menschen baut. Denn, so bringt es Langer-Weninger auf den Punkt: „Es sind die Menschen nicht die Maschinen. Unsere bäuerlichen Familienbetriebe sind innovativ, voller Gestaltungskraft und lieben, was sie tun. Sie sind das Fundament, auf dem wir Zukunft bauen.“

Mit dieser Strategie positioniert sich Oberösterreich nicht nur als Vorreiter in Sachen nachhaltiger Agrarpolitik, sondern bietet auch ein zukunftsweisendes Modell, wie bäuerliche Kultur, technologische Innovation und gesellschaftliche Verantwortung in Einklang gebracht werden können.

Wer tiefer in das Thema und die Arbeit des Expertenrates eintauchen will, findet weitere Details im Bericht „Landwirtschaft im Wandel: Chancen durch Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung“.

Broschüre

Zum Bestellen oder Herunterladen: www.guteskommtzurueck.at/artikel/bericht-2025

- Bildquellen -

  • Herunterladen (1): Land OÖ
  • Maschinen4: Anzengruber
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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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