Klimaschutz auf Abwegen

Kommentar von Martin Kugler,
Agrar- und Wissenschaftsjournalist

Der vor einigen Jahren noch vorhandene breite Konsens, die menschengemachte Klimaerwärmung entschlossen zu bekämpfen, ist wieder Geschichte. Man sieht dies allerorts – auf dem internationalen Politparkett genauso wie in den USA, in der EU-Politik genauso wie in Österreich. Die Folgen des Klimawandels sind zwar immer stärker spürbar und ein großer Teil der Bevölkerung ist ernsthaft besorgt. Aber als Gesellschaft schaffen wir es offensichtlich nicht, uns zu einer drastischen Senkung der Emissionen aufzuraffen. 

Wenig überraschend wird viel über Alternativen nachgedacht. Nicht nur, dass immer mehr Staaten (bald auch Österreich) das Einpressen von CO2 in den Untergrund erlauben – es entstehen auch immer utopischere Klimaschutz-Fantasien. 

So gibt es etwa Überlegungen, Reststoffe aus der Landwirtschaft in die Tiefsee zu verfrachten – in„anoxische“ Zonen, in denen es keinen Sauerstoff gibt, Biomasse daher nicht abgebaut und kein CO2 freigesetzt wird. Der Kohlenstoff würde mit der Zeit unter Meeressedimenten begraben und irgendwann zu Gestein werden. 

Abgesehen davon, dass die Langzeitfolgen völlig unbekannt sind und noch viele technische Schwierigkeiten gelöst werden müssten, ist diese Idee abstrus! Biomasse ist viel zu wertvoll, um sie einfach im Meer zu versenken! Agrarische Reststoffe können sinnvoll genutzt werden, etwa als Dünger, Energieträger und Rohstoff. Auf solche Lösungen im Sinne einer Kreislaufwirtschaft sollte man sich konzentrieren – und nicht auf’s Entsorgen.

martin.kugler@chello.at

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