Über die Kirschenzeit freuen sich Naschkatzen und Gesundheitsbewusste gleichermaßen. Beliebt sind die Früchte nicht nur wegen ihrer Süße und den vielen gesunden Inhaltsstoffen, sondern auch ob ihrer Seltenheit. Frische, heimische Kirschen gibt es schließlich nur etwa acht Wochen im Jahr.
Frisch genossen ist die Süßkirsche die Königin der Steinfrüchte. „Fest, knackig und möglichst groß“ sollten die Kirschen sein, sagt Obstbauer Hermann Steiner aus Scharten – das wünschen sich quasi 99 Prozent aller Konsumenten.

“Fest, knackig und möglichst groß sollten die Kirschen sein,
das wünschen sich 99 Prozent aller Konsumenten.” – 
hermann steiner, obstbauer

Das bestätigt auch Herbert Muster, Leiter des Referats Obstbau in der Landwirtschaftskammer Steiermark, Österreichs führendem Bundesland in der Kirschenproduktion. Der Haken daran: Gerade die gewünschten großen, festen Kirschen vertragen Niederschläge kurz vor der Ernte gar nicht. „Diese Früchte können das Wasser nicht mehr aufnehmen und platzen, weil der Druck zu groß wird“, erläutert Muster. Nach der Angst vor Frostnächten während der Baumblüte ist damit das Wetter zur Erntezeit die größte Herausforderung in der Kirschenproduktion.

Kirschenland Nummer eins ist die Steiermark

Der Intensivanbau dieser Obstsorte findet in Österreich auf 320 Hektar statt. 125 Hektar liegen in der Steiermark, Kirschenland Nummer zwei ist Niederösterreich mit einer Anbaufläche von 100 Hektar. Über eine einzelne Gemeinde als „Kirschgarten“ Österreichs verfügt das Bundesland Oberösterreich: Scharten im Bezirk Eferding ist die Gemeinde mit der größten Kirschenanbaufläche. Auf mehr als 50 Hektar werden dort Kirschen erzeugt, dazu kommen viele alte Kirschenbäume auf Streuobstwiesen und in Hausgärten.

Kuriose Meisterschaft                                                                                                                            Eine Weltmeisterschaft im Kirschkern-Weitspucken gibt es tatsächlich – und zwar seit 51 Jahren. In Düren (D) wurde 1974 der erste Wettbewerb dieser Art ins Leben gerufen. Aus der Spaßidee wurde ein jährliches Event, das stets auf der Dürener „Annakirmes“ ausgetragen wird. Der aktuelle Weltrekord liegt bei 22,52 Metern bei den Männern und 16,01 Metern bei den Frauen.

Ein Hektar des Steinobstes in Plantagenform bedeutet etwa 1.000 Bäume und ein jährliches Ertragspotenzial von zwölf bis 15 Tonnen Kirschen. Vermehrte Wetterextreme haben in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass der moderne Kirschenanbau um Foliendächer und Hagelnetze nicht mehr herumkommt. „Man ergreift eben jede Möglichkeit, um die Ernte zu schützen. Vieles lässt sich ohnehin nicht beeinflussen“, sagt Horst Hubmer vom Firlingerhof in Scharten. Seine Kirschbäume erstrecken sich über 15 Hektar. 80 Prozent davon können mithilfe von Netzen vor Regen, Hagel und Insekten geschützt werden. Nicht zuletzt tun diese Hilfsmittel auch den Nerven eines Obstbauern etwas Gutes.

Quelle: Agrarfoto.com
Eine Augenweide zur Blütezeit und ein Genuss, wenn die Früchte reif sind.

Geerntet wird händisch und in mehreren Durchgängen, da stets nur reife Früchte gepflückt werden. Sortiert nach Farbe und Größe sowie verpackt wird am Firlingerhof vollautomatisch. Etwa zwei Drittel der Ernte gehen an den Handel, der Rest wird direkt vermarktet. Was am Hof veredelt wird, hat höchste Qualität: Hubmer wurde heuer in Wieselburg zum dritten Mal in Folge als Österreichs „Produzent des Jahres“ ausgezeichnet – unter anderem mit Kirschbränden, -likören und -nektar.

Gut Kirschen essen dank gesunder Inhaltsstoffe

Kirschen sind reich an gesunden Inhaltsstoffen: Sie enthalten viel Vitamin C, welches das Immunsystem stärkt, Folsäure für Herz und Kreislauf, Kalzium für die Knochen und Eisen für das Blut. Die Pflanzenfarbstoffe wirken antioxidativ, das heißt, sie neutralisieren freie Radikale im Körper, die Zellen und Gefäße angreifen. Kirschen wirken durch ihren beträchtlichen Kaliumgehalt – der Mineralstoff ist wichtig für die Funktionsfähigkeit von Nerven und Muskeln – entwässernd und die im Fruchtfleisch enthaltenen Ballaststoffe bringen die Verdauung in Schwung. Wer zur Erntezeit täglich Kirschen genießt, kann einen trägen Darm auf angenehme Weise anregen.
Frische Kirschen lagert man am besten bei sechs bis sieben Grad Celsius und mit Stiel. Es empfiehlt sich, diese innerhalb weniger Tage zu genießen und sie erst kurz vor dem Verzehr zu waschen. Kirschen eignen sicht gut zum Einfrieren. Wer sie entsteinen möchte, sollte sie ebenfalls für wenige Minuten ins Gefrierfach legen, so löst sich der Stein besser vom Fruchtfleisch.

Wärmende Kirschkerne                                                                                                                            Kirschkerne können Wärme sehr gut speichern und konstant abgeben, wenn sie davor stark erhitzt wurden. In Stoffhüllen eingenäht, sind sie eine natürliche Alternative zur Wärmflasche. Beliebt sind Kirschkernkissen vor allem für Babys und Kleinkinder. Wer sich ein Kirschkernkissen selber machen will, sollte darauf achten, die Kerne gut zu reinigen. Am besten werden diese für etwa zehn Minuten abgekocht. Danach gut durchtrocknen lassen. Etwa 300 bis 500 Gramm Kirschkerne braucht man für ein Kissen. Erhitzt wird das Kissen im Backofen, etwa zehn Minuten bei maximal 150 Grad. Allerdings sollte es in Alufolie eingewickelt werden, damit der Stoff nicht braun wird.

- Bildquellen -

  • Kirschblüte: Agrarfoto.com
  • Kirschen: Brent Hofacker- stock.adobe.com
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