Kärnten als Bioenergie-Musterschüler

Gerhard Soja, Vorsitzender des Österreichischen Vereins für Biomasse-Karbonisierung (ÖBIKA), Siegfried Huber, Präsident der Landwirtschaftskammer Kärnten, Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasseverbandes FOTO: Österreichischer Biomasseverband

„Eine Energiewende ohne die Bioenergie und damit auch ohne die heimische Forstwirtschaft ist undenkbar“, erklärt Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes, im Rahmen des 23. Österreichischen Biomassetages in Klagenfurt. Welche Bedeutung die Bioenergie innehat, ist gerade in Kärnten ersichtlich. Das südlichste Bundesland nimmt europaweit in der Nutzung erneuerbarer Energie eine führende Rolle ein. Derzeit werden mehr als 55 % des gesamten Energiebedarfs heimisch und erneuerbar abgedeckt. Den Löwenanteil macht dabei die Biomasse aus. Sie ist noch vor der Wasserkraft der wichtigste Energieträger. Auch beim Pro-Kopf-Verbrauch ist Kärnten bei der Bioenergie weit vorne. Der Durchschnittsverbrauch ist um mehr als ein Drittel höher als beim zweitplatzierten Salzburg. „Das ist auch ein Verdienst der starken Kärntner Forstwirtschaft und auch der entsprechenden Unterstützung des Landes Kärnten durch gezielte Fördermaßnahmen im Bereich der erneuerbaren Energie geschuldet“, erklärt Siegfried Huber, Präsident der Kärntner Landwirtschaftskammer und Bauernbund-Landesobmann.

Von den insgesamt 250.000 Haushalten werden 72.000 Haushalte dezentral mit Stückholz, Hackschnitzel und Pellets mit Einzelanlagen versorgt. 67.000 Haushalte beziehen ihre Wärme mittlerweile aus Biomasse-Nahwärmeanlagen. Derzeit werden in Kärnten rund 200 Biomasseheizwerke und mehr als 150 Mikronetze (Zusammenschluss von mehreren Nachbarn zu einer Gemeinschaft) betrieben. Über 90 % der Kärntner Nah- und Fernwärme werden mittlerweile durch erneuerbare Energieträger, vorwiegend Holz, bereitgestellt. „Fossilenergie“ spielt nur mehr eine Nebenrolle.

Auch im von der Landwirtschaftskammer Kärnten initiierten Zukunftsprozess für die heimische Land- und Forstwirtschaft spielt Holz bzw. Biomasse in allen Formen eine gewichtige Rolle. Eine der zentralen Zielsetzungen ist die Erhöhung des Anteils der Bioenergie am Bruttoinlandsverbrauch von derzeit 32 auf 45 % bis 2030. Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass nach wie vor ca. 60.000 Haushalte in Kärnten fossil beheizt werden. Zumindest die Hälfte davon könnten kurz- bzw. mittelfristig zusätzlich mit Biomasse in allen Formen versorgt werden.

In der Bioökonomie sieht der LK-Präsident die Zukunft Kärntens – als zweitwaldreichstes Bundesland Österreichs mit einem Waldanteil von mehr als 62 %. Holz ist daher neben der Sonne und dem Wasser die wichtigste strategische Ressource Kärntens und gilt als zentraler Baustein der Bioökonomie – einem Wirtschaftskonzept, in dem fossile Ressourcen durch verschiedene erneuerbare Rohstoffe ersetzt werden. „Eingebettet in das Standortmarketing Kärnten, bei dem die Bioökonomie eine zentrale Rolle spielt, muss der Einsatz von Holz im täglichen Gebrauch, im Hochbau, der Wärme- und Strombereitstellung, aber auch in der Forschung und Entwicklung von Biosprit-Anlagen –Stichwort Synthesegas oder Holzdiesel – massiv ausgebaut werden. Diese Anstrengung verlangt ein klares Bekenntnis der Landespolitik zur nachhaltigen Nutzung unserer Wälder“, fordert Huber. Waldbewirtschaftung und Holzverwendung sichern nicht nur Wertschöpfung für die bäuerlichen Betriebe, sie sichern Arbeitsplatze im ländlichen Raum und spielen eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels. Eines sei jedoch klar, Klimaschutz dürfe nicht durch Naturschutz ausgespielt oder gar verhindert werden. Nachhaltiger Klimaschutz bedeute auch nachhaltige Bewirtschaftung der Kärntner Wälder. Außernutzungstellung sei nicht der Weisheit letzter Schluss, erklärt der LK-Präsident.

 

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